Perfektes Outdoor-Wochenende zur Mandelblüte in der Pfalz

Hände in Herzform um eine Mandelblüte

Perfektes Outdoor-Wochenende zur Mandelblüte in der Pfalz

„Spring-Time“ – In der Pfalz hüpft der Frühling früher aus den Federn

An der Deutschen Weinstraße in der Pfalz kommt der Frühling früher aus den Federn! Mitte März, manchmal auch schon deutlich früher, ist der Blick durch die „rosarote Brille“ angesagt. Tausende Mandelbäume verwandeln das Wintergrau in eine einzigartige rosa-weiße Blütenlandschaft, die im Sonnenschein tanzt.  Zarter Duft der Rosengewächse liegt in der Luft und gute Laune macht sich von den Haar- bis zu den Zehenspitzen breit!  Während der Mandelblütenwochen wird in der Pfalz das Frühjahr zelebriert. Eingebettet ist das Naturschauspiel in ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm: Weinfeste, kulinarische Verkostungen, geführte Wanderungen und Radtouren. Aufgeregt starten wir in Stuttgart zu unserem Wochenendtrip – können es kaum erwarten, in den Mandelblütenzauber einzutauchen!

Blühende Mandelbäume in der Pfalz

Kommt mit zu einem Kopfsprung ins Meer der Mandelblüten.

Gutshof Ziegelhütte – ressourcenschonende Unterkunft

Am Hotel, dem Gutshof Ziegelhütte, in Edenkoben angekommen, ist der Parkplatz unerwartet voll: Knorrige Rebstöcke türmen sich darauf. „Ein Winzer hat eine Parzelle gerodet und uns die Reben auf den Hof gestellt, damit füttern wir die Hackschnitzelheizung“, erklärt Hotelier Thomas Langhauser. 1984 übernahm die Familie Langhauser das Gasthaus, das auf dem Areal einer ehemaligen Ziegelei steht; gut erhalten, erinnern der Ringofen und der hohe Schornstein daran. In den letzten Jahrzehnten haben die Langhausers Schritt für Schritt saniert, erweitert und den Gastrobetrieb zum Hotel ausgebaut. Verteilt über das Rotwein-, Weißwein- und Burgenhaus gibt es insgesamt 30 Zimmer.

Nachgefragt beim Edenkobener Hotelier Thomas Langhauser:

Herr Langhauser, Ressourcen- und Umweltschutz heißt für Sie?

„Viele kleine nachhaltige Ansätze, die sich zu etwas Großem summieren. Das heißt nicht, auf etwas zu verzichten, sondern umzudenken. Wir probieren Ideen aus, müssen manchmal wieder einen Schritt zurückgehen, wenn etwas nicht auf Dauer funktioniert und neu überlegen, wie z.B. aktuell bei der Zweitverwertung des Waschmaschinenwassers. Zeitnah wollen wir in eine weitere Hackschnitzelheizung investieren und überlegen, ob wir eine Schilfkläranlage auf dem Gelände anlegen. Mit Solar- und Photovoltaikanlagen auf den Dachflächen, einem Pufferspeicher für den zu viel erzeugten Strom sowie eingegrabenen Zisternen, die fünfzigtausend Liter Regenwasser aufnehmen, verwerten wir die frei verfügbaren Ressourcen bereits intensiv.“

Beim Abendessen im 2020 renovierten Restaurant ist die Farbe Lila Trumpf. Mit den dezenten rosa LED-Lichtakzenten werden wir eingestimmt auf den Farbenrausch, der uns in den kommenden Tagen in der Natur erwartet. Das Pfälzer Nationalgericht, Saumagen mit Sauerkraut, steht auf der Karte, für uns unwiderstehlich – wir lieben dieses deftige Essen! Ausgeschenkt werden ausschließlich Weine, deren Reben man beim Blick aus dem Hotelfenster fast sehen kann. Die Gäste verbringen ihren Urlaub wegen der Landschaft und des  Weins in der Pfalz, sind Thomas Langhauser und Sohn Tobias überzeugt; somit kommt kein Wein aus einer anderen Region ins Glas!

Hotel Gutshof Ziegelhütte

Alte Rebstöcke stapeln sich am Hotel Gutshof Ziegelhütte.

Spazieren auf dem Mandelpfad

Zwischen weiß und rosa blühenden Mandelbäumen schwelgen, kann man auf dem rund 100 Kilometer langen Pfälzer Mandelpfad zwischen Bockenheim und dem Deutschen Weintor in Schweigen-Rechtenbach. Auf dieser mit einer rosa Mandelblüte ausgeschilderten Strecke, fühlt man sich im siebten Mandelhimmel. Man erkundet kleine Dörfer, kommt vorbei an  familiengeführten Weinbaubetrieben; die offenen Türen laden dazu ein, hereinzukommen und unkompliziert das eine oder andere Glas zu verkosten. Imposant blitzen Burgen und Schlösser aus einiger Distanz und wollen ihre Geschichte erzählen. Edenkoben ist für uns ein perfekter Ausgangsort, um die Umgebung zu erkunden. Mit der Pfalz Card in der Tasche, die uns Tobias Langhauser ausgestellt hat, können wir den regionalen ÖPNV sowie 100 Freizeitattraktionen während des gesamten Aufenthalts kostenfrei nutzen.

Wanderwegweiser Mandelpfad

Bestens ausgeschildert – der Pfälzer Mandelpfad.

Neustadt a. d. Weinstraße – regionaler Kulinariktrip

Wir fahren mit dem Regionalzug nach Neustadt a. d. Weinstraße, das sich ganz nach unserem Geschmack präsentiert: übersichtliches Stadtzentrum mit geschmackvoll renovierten Gebäuden, kleine individuelle Geschäfte, Gastrobetriebe und Sehenswürdigkeiten. An der Tourist-Information angekommen, sind wir überwältigt von der Auswahl regionaler Mandel(blüten)produkte: Liköre, Kekse, Seifen, das Foyer ist in Rosa getaucht. Direkt um die Ecke liegt der ‚Magische Garten‘; eine Gewürzmanufaktur, die sich Gärtner Brian Posch, ein Wahlpfälzer, aufgebaut hat. Etwa 300 Gewürze hat er im Repertoire, aus diesen komponiert er nochmal so viele Gewürzmischungen. Zusammengestellt hat er z.B. die Pfälzer Gewürzreihe, um die traditionellen Küchenklassiker zu pimpen. Stolz zeigt er uns die Gläser mit dem Palz Salz, das er gerne zur Zubereitung von veganer Leberwurst empfiehlt. Das Gimmeldinger Mandelpeschdo hat sich vom Frühlingssaisonartikel zum Jahresrenner entwickelt. Als Mitbringsel für Touristen gedacht, kommt die Reihe auch bei den Einheimischen gut an. „Sie verleiht der Grumbeer Supp und den Pälzer Fleischknepp z.B. einen besonderen Pfiff“, erklärt Brian augenzwinkernd.

Kräuterwerkstatt und Verkauf *Der magische Garten*

Brian mitten in seinem Element

Ein paar Querstraßen weiter stellt Konditormeister und Inhaber der Confiserie Michel, Jochen Müller süße Versuchungen her. Fasziniert blicken wir in die Schaufensterauslage der Patisserie und Chocolaterie; eine Mandeltorte dekoriert mit filigranen pinkfarbenen Mandelblüten lacht uns entgegen. Im kleinen Laden verführen die handgefertigten Pralinen. Alle haben sie einen Bezug zur Landschaft: Pfälzer Sandsteine aus selbstgemachtem Mandelnougat, winzige Mandelbrote, genannt ‚Mandali‘ und gefüllte Keschde. Die von Valrhona-Schokolade umhüllten Kastanien haben einen zarten Nougatkern, der in Pistazien-Marzipan eingeschlagen wird. Die Geschmacksknospen feiern ab, wenn sich der Geschmack im Mund ausbreitet! „Wenn ihr ein Mandelbiscotti in einen guten Riesling tunkt, dann schmeckt das wie eine Miniaturdampfnudel“, macht uns der passionierte Konditor den Mund wässrig. Der Neustädter geht voll und ganz auf in seiner Passion für handgefertigte Kunstwerke aus Schokolade. Vorbild und Inspirationsquelle ist er für seine drei Lehrlinge. Es macht Freude zuzusehen, mit welcher Liebe er seiner Heimat den kulinarischen Teppich ausrollt und wie er Verantwortungs- und Umweltbewusstsein in seinem Handwerksbetrieb vorlebt!

Mandelblüten Törtchen

In der Confiserie MICHEL in Neustadt treiben es die Blüten ganz schön bunt.

Nebenan in der Traditionsmetzgerei Pelgen erstehen wir für unser Wander-Picknick noch eine geräucherte Bratwurst mit Mandeln und Rosinen sowie eine Mandel-Trüffelpastete. Unser kulinarischer Ausflug durch die Innenstadt endet bei der Sektkellerei Heim, untergebracht in einem Eyecatcher Gebäude, einer ehemaligen Gutsvilla. Der Sekt schlummert im Gewölbekeller, zum Leben erweckt wird er in der darüberliegenden Vinothek. Ein Träumchen ist die angrenzende Terrasse. Die Familie Heim hat hier den bayrischen Biergartengedanken aufgegriffen: Man deckt sich in der Vinothek mit Getränken ein, breitet sich mit dem mitgebrachten Picknick auf den Sitzgelegenheiten aus und genießt den Blick in den großen Garten.

Zum Wohl die Pfalz!

Auf der Terrasse des Sektgutes HEIM lässt es sich gut aushalten.

Unser finales Besichtigungshighlight thront über der Stadt: die Dr.-Welsch-Terrasse. Dorthin gelangen wir mit dem ‚MOD‘, dem Mobility-on-Demand Service. Diesen gibt es seit 2021 in der Stadt; eine Mischung aus ÖPNV und Taxi, zu jedoch deutlich günstigeren Preisen. Wir buchen uns über die App eine Fahrt mit der Elektroflotte, werden pünktlich von einem Tesla-Flügeltürer abgeholt – sehr lässig.
Die Terrasse, eine rund 12 Tsd. Quadratmeter große Parkanlage, ist eine aussichtsreiche Ruheoase. Wir besetzen eine der zahlreichen Bänke, genießen die eindrucksvolle Aussicht, erkunden die exotischen Pflanzen und alten Baumbestände. Zurück in die Stadt geht es über die Hardter Treppen vorbei an imposanten Villen. Neustadt kann auch Altstadt und wir flirten erneut mit den verwinkelten kopfsteingepflasterten Altstadt-Gassen.

Aussichtsreiche Terasse über Neustadt an der Weinstrasse

Aussichtsreiche Terrasse über Neustadt an der Weinstrasse

Unsere Wanderetappe auf dem Pfälzer Mandelpfad

Bereit für den Pfälzer Mandelpfad

Den gefüllten Vesperrucksack auf dem Rücken folgen wir dem rosa Blütensymbol des Pfälzer Mandelpfads. Schnell zeigt sich, die Wege sind einfach begehbar, eindeutig beschildert und ziehen sich durch die Rebenlandschaft. Immer wieder stehen Mandelalleen Spalier. Erstaunlich ist die Vielfalt der Mandelsorten: rund 30 verschiedene in Weiß oder einer der zahlreichen Rosaschattierung kann man bestaunen. Besonders auffällig die Prinzessmandel mit einer weißen Blüte und rosafarbenem Auge. Auch die Kirschpflaume mit den tausenden weißen Miniaturblüten verströmt ihren Duft. Es summt und brummt in den Sträuchern, die ersten Insekten sind aktiv. Der Himmel ist zwischenzeitlich wolkenlos: Das Hambacher Schloss, die Wiege der deutschen Demokratie, thront oberhalb. Appetit auf unsere Pfälzer Köstlichkeiten kommt auf und wir rasten an der nächstgelegenen Picknickbank! Wem unterwegs insbesondere der flüssige Proviant ausgeht, der kann aus einem am Wegesrand stehenden Regiomaten ein Fläschchen Nachschub ziehen. Beschwingt spazieren wir weiter. Wie ein wärmender Mantel legt sich frühlingshafte Leichtigkeit über uns, wir strahlen von einem Ohr zum andern!

Picknick in der Pfalz

Genial regional – unser Wanderpicknick inmitten der blühenden Bäume.

Oberhalb von Maikammer, das seit 2017 CittaSlow Gemeinde ist, erwartet uns ein weiterer einladender Pausenplatz mit Blick auf eine Mandelbaumreihe. Die bereits tiefstehende Sonne verfängt sich in den Mandelblüten. Es bleibt noch Zeit, bis der reservierte Tisch mit einem Frühlingsmenü auf uns wartet! Die rosa illuminierte Ortsvinothek, die das Wein-, Sekt- und Secco-Repertoire von 21 Maikammerer Weingütern bietet, lockt uns in das 400 Jahre alte Renaissance Gebäude. Die Räumlichkeiten sind modern renoviert. Umgeben von bunten Kunstwerken genießen wir einen typischen Pfälzer Riesling zum Aperitif, bevor wir in der Weinstube zum Winzer Platz nehmen.

Vinothek in Maikammer

In der Vinothek in Maikammer bleibt kein Gaumen trocken.

Menü zur Mandelblüte – der kulinarische Frühling ist angerichtet

Ankommen und wohlfühlen, so ist unser Eindruck, beim Betreten des Gasthauses. Wir sind zu Gast bei Christina und Dirk Albers, die das Gasthaus zum Winzer seit über 20 Jahren bewirten. Beim Reservieren für das Frühlingsmenü zur Mandelblüte hatte ich meine Lebensmittel- unverträglichkeiten angekündigt, nun passt Küchenchef Albers mein Menü gemeinsam mit mir an. Zur Vorspeise gibt es karamellisierten Ziegenkäse mit getrüffelter Rote Bete. Mir bietet er fünf milchfreie Alternativen an und ich entscheide mich für die Jakobsmuschel mit Garnelen. Für Hauptgang und Nachtisch kündigt er ein paar kleine Änderungen an. Selten habe ich bei einem Restaurantbesuch eine so persönliche Beratung erlebt; Dirk Albers vermittelt mir das Gefühl, dass es ihm eine besondere Freude ist, mich zu bekochen.
Nach dem Gruß aus der Küche, einem kleinen Kartoffelpuffer mit Lachs sowie der Vorspeise, bekommen wir zur Hauptspeise ein Lammkarree: Umringt von einem knackig bunten Gemüsefeuerwerk aus jungem Spinat, Möhren, Zucchini und Kartoffelspalten. Das Fleisch beziehen die Albers wann immer möglich aus dem Umkreis: Glan-Rind und Wollschwein stammen aus Winnweiler im Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz, das Wild kommt aus dem acht Kilometer entfernten Venningen. Auch das Gemüse wird lokal eingekauft, bevorzugt von Landwirten, die der Gastronom persönlich kennt. Ein Desserttraum ist die fluffige Amaretto-Zabaione mit dem ersten Rhabarber der Saison, fruchtigem Sorbet und einem duftenden Espresso. Wir hätten nichts gegen eine Zabaione-Zugabe im Badewannenformat.

Frühlings Drei Gänge Menü

Unser wunderbares Frühlings Drei-Gänge-Menü

Alle Weine kommen vom benachbarten biozertifizierten Weingut Dengler-Seyler; die man als Viertele oder Achtele bestellen kann – das gefällt uns und wir probieren uns ein wenig durch. Abschließende die Frage: Nächtlicher Spaziergang auf dem Mandelpfad zurück nach Edenkoben oder nutzen wir den Zug direkt ab Maikammer? Wir entscheiden uns für den ÖPNV, der knapp drei Fahrminuten benötigt, dann sind wir zurück an unserem Ausgangsort. In der Bar vom Gutshof brennt noch Licht, wir nehmen einen Schlummertrunk!

Öffentliche Bar im Gutshof Ziegelhütte

Öffentliche Bar im Gutshof Ziegelhütte

Den Frühling feiern auf der Mandelmeile in Edenkoben

Direkt nach dem Frühstück lockt uns die Mandelmeile. An zwei Wochenenden während der Mandelblüte wird ganz Edenkoben zum Flanierareal. Je nach Blütenstand legen die lokalen Winzer die Termine kurzfristig fest. Auf der Villastraße zwischen Friedensdenkmal und Schloss Ludwigshöhe stehen auf rund 1,3 Kilometern die blühenden Mandelgewächse dicht an dicht, wie entlang eines Laufstegs. Es ist zu schön, um diesen Tipp für sich zu behalten und es sind bereits einige Wandergrüppchen unterwegs. Jeder zückt das Handy, schießt eine ganze Reihe von Selfies mit Mandelblütentopping und lässt sein soziales Netzwerk teilhaben: #MandelblütePfalz. Die Straße ist für motorisierte Fahrzeuge gesperrt, die Winzer präsentieren an den Ständen ihre Weine. Es dauert nicht lange und die vorbereiteten Tische und Bänke füllen sich. Man genießt ein Glas Wein mit Flammkuchen, Saumagen oder Bratwurst und feiert gemeinsam den Frühling, das Leben und die Pfalz!

Luftaufnahme von Edenkoben

Die Villastrasse nach Edenkoben wird zur Mandelmeile.

Gestärkt erobern wir einen weiteren Abschnitt auf dem Pfälzer Mandelpfad – heute auf den hoteleigenen E-Bikes. Unser Ziel ist Siebeldingen und die eine oder andere Einkehrgelegenheit auf dem Weg dorthin. Wir cruisen durch malerische Ortschaften wie Rhodt und Hainfeld, hoppeln über Kopfsteinpflaster; sind überrascht, wie viele Winzerhöfe in supermoderner oder auch traditioneller Architektur ihre Pforten geöffnet haben. Jeder wird hier fündig – ganz nach seinem Geschmack.

Unsere Radetappe auf dem Pfälzer Mandelpfad

Prickelnder Weinbau im Wilhelmshof in Siebeldingen

In Siebeldingen, nach rund 17 Kilometern erreichen wir den südlichsten Punkt unserer Exkursion auf dem Pfälzer Mandelpfad, hier liegt das Wein- und Sektgut Wilhelmshof. In der dritten Generation konzentriert man sich im Familienbetrieb ausschließlich auf den ökologischen Weinanbau und die Herstellung von Sekten nach der méthode champenoise, der traditionellen Flaschengärung. Winzerin Barbara Roth hat das Weingut 2010 von ihren Eltern übernommen und leitet es mit ihrem Mann Thorsten mit viel Verantwortungsbewusstsein für Nachhaltigkeit. 22 Hektar Rebfläche, eine Fläche so groß wie etwa 44 Fußballfelder, werden umweltschonend bewirtschaftet. Mehr als einhunderttausend Rebstöcke werden gehegt, gepflegt und die Trauben ausschließlich in Handarbeit gelesen. Im Sonnenschein-Klima der Pfälzer Weinstraße gedeihen auf den kalkhaltigen Parzellen des Wilhelmshofs rund um Siebeldingen Grau, Weiß-, Spätburgunder und Riesling. Vor rund zehn Jahren gab es die ersten Gehversuche zum biologischen Traubenanbau, seit dem Jahrgang 2021 tragen alle Flaschen das Biozertifikat.

Wein- und Sektgut Wilhelmshof

Nur ein Schlückchen zum Probieren – das muss erlaubt sein. ;-)

Der ressourcenschonende und respektvolle Umgang mit der Natur hat bereits das Handeln von Barbaras Großvater in den 50er Jahren geprägt. Im Jahr 2019 wurde der Wilhelmshof als erstes Weingut vom Deutschen Nachhaltigkeitskodex aufgenommen. Einmal angestupst, sprudeln die Informationen aus der engagierten Winzerin wie aus einer frisch geöffneten Sektflasche. Sie berichtet uns von der eigenen Kompostherstellung für den Weinberg. Erklärt, warum der 40 Jahre alte verbrauchs- und wartungsarme Schlepper im Weinberg weiterhin eingesetzt wird und wie sie in den jungen Anlagen gezielt die harmlose Raubmilbe ansiedeln, als natürliche Gegenspielerin zur Roten Spinne. Ein vereinheitlichtes Flaschenformat inklusive Pfand erachtet sie für notwendig und geht noch einen Schritt weiter: „65 % des CO₂-Ausstoßes bei der Weinproduktion kommen durch die Verpackung, da müssen Alternativen her“, ist sie überzeugt. Gedacht getan: Seit 2020 testet der Betrieb den Einsatz von Weinflaschen aus Karton, um den CO₂-Ausstoß zu mindern.
Neu für interessierte „Betriebs-Gucker“: Seit 2022 kann man auf dem Biogut Wilhelmshof eine Audio-Betriebsführung in Eigenregie machen. An 12 auf dem Betriebsgelände verteilten Zuhörstationen spricht die Winzerin über den gesamten Anbau- und Herstellungszyklus sowie über tagtäglich gelebte Wilhelmshof-Werte. Damit auch die Zunge das Vergnügen hat die Sekte kennenzulernen, bestellt man am besten eine hüfthohe, mit Lautsprecher ausgestattete LED-Leuchte in Sektkühleroptik; bestückt mit einer Flasche Sekt z.B. einem Blanc de Noirs brut. 45 Minuten sollte man für die Tour mindestens einplanen.

Wein- und Sektgut Wilhelmshof

Magische Lichter und viele Informationen im Keller des Wilhelmhofes.

Rebsortenentwicklung für heute und morgen am Julius Kühn-Institut im Geilweilerhof

Nach dem Besuch gibt es eine weitere Mandelblütenzugabe am nahegelegenen Geilweilerhof; wie ein Gürtel legen sich die Mandelhaine um das Areal. Das ehemalige Kloster-Gebäude mit dem markanten Turm beherbergt das Julius Kühn-Institut – Institut für Rebenzüchtung. Seit vielen Jahrzehnten werden hier pilzwiderstandsfähige Rebsorten erforscht und gezüchtet, die sogenannten ‚Piwis‘. In diesem Rebenzentrum treffen wir uns mit der ausgebildeten Sommelière Susanne Lang. Sie hat zwei Flaschen ‚Zukunftswein‘, einen Cabernet Blanc und einen Calardis Blanc, mitgebracht; unter diesem Begriff werden ‚Piwi‘-Weine häufig vermarktet. „Unter ‚Piwi‘ können sich viele Konsumenten wenig vorstellen, außerdem klingt der Begriff eher sperrig als einladend. Immer mehr Weingüter haben sich darauf eingestellt und nutzen den Begriff ‚Zukunftswein‘“, erklärt sie uns. Dieser weißt für uns in die richtige Richtung, denn diese Rebsorten sind z.B. deutlich unempfindlicher gegen Pilzbefall. Sie müssen normalerweise nur ein bis zweimal pro Saison gespritzt werden, die konventionellen Sorten hingegen rund zehnmal und bei ungünstigen Wetterverhältnissen manchmal mehr. Man spart somit Spritzmittel und Kraftstoff ein. „Diese Sorten sind sowohl ökologisch als auch ökonomisch sehr interessant und eine wichtige Ergänzung zu den bekannten Rebsorten“, ergänzt die Weinexpertin. Dann gehts ans Probieren: Der Calardis Blanc hat Heimvorteil, denn die Züchtung erfolgte hier am Institut und wurde 2020 in die deutsche Sortenliste eingetragen. Angeleitet durch Susanne Lang riechen wir grüne Noten, einen Apfelton und schmecken eine leichte Säure auf der Zunge. Beim sonnengelb schimmernden Cabernet Blanc dominieren die gelben Früchte und im Mund breitet sich der Geschmack von Honigmelone aus. Es macht Spaß, diese neuen ‚Piwi‘-Sorten zu probieren, was wir von der ersten Generation mit Regent und Co nicht sagen konnten.

Zwei PIWI Weinsorten am Geilweilerhof

Pilzwiderstandsfähig und mittlerweile auch sehr lecker.

Wer noch mehr Wissensdurst verspürt, ist auf dem frei zugänglichen, mit Schautafeln illustrierten, Rebenlehrpfad richtig.
Akkuunterstützt rollen wir entspannt zurück nach Edenkoben. Zum Abendessen kehren wir in das Gasthaus Pfälzer Hof ein. Auch dort kommt das Speise- und Getränkeangebot regional und bodenständig daher. Thomas entscheidet sich für den Biosphärenteller mit Wildschwein aus dem eigenen Revier und hausgemachten Spätzle; für mich gibt es den Burgunderbraten vom Venninger Rind mit jungen Pfälzer Schwenkkartoffeln. Modern gemütlich ist es im großen Gastraum und wir amüsieren uns über die pfiffigen Sprüche der Weinkarte! Kostprobe gefällig? „Eine Mahlzeit ohne Wein nennt man Frühstück!“

E-Bike Fahrerin unter Mandelbäumen

Unter Mandelbäumen cruisen und das wunderbare Licht genießen.

Der frühe Outdoor-Vogel – Sonnenaufgang auf der Kalmit

Vorfreude ist erforderlich, um sonntagmorgens um 4:55 Uhr freiwillig aus dem Bett zu krabbeln. Wer einen Sonnenaufgang erleben will, muss dieses Opfer bringen! Rund 45 Minuten später erreichen wir den Wanderparkplatz oberhalb Maikammers und nur ein kleiner Aufstieg trennt uns vom Gipfel der Großen Kalmit (672 m), dem höchsten Berg im Pfälzerwald. Die Mützen ziehen wir tiefer ins Gesicht: eineinhalb Grad sind frisch! Über einen schmalen Wurzelpfad laufen wir uns warm. Es ist noch mucksmäuschenstill und dunkel, unsere Augen gewöhnen sich schnell daran und die Stirnlampen bleiben aus. Oben angekommen, gehen wir direkt auf die leere Terrasse des Kalmithauses. Die Sitzbänke sind feucht, wir mögen diese Einsamkeit. Unter uns liegen Maikammer und St. Martin, darüber geschichtet ein dichter Wolkenteppich. Wir bleiben zuversichtlich, was den prachtvollen Sonnenaufgang anbelangt. Die ersten Vögel zwitschern; Zeit für einen Hallo-Wach-Kaffee, zubereitet auf dem mitgebrachten Kocher. Während das Wasser sich erwärmt, beobachten wir gespannt, was sich am Himmel tut: Das Dunkelblau hellt etwas auf, einzelne Wolken färben sich rosa und dehnen sich mehr und mehr aus. Der Espressokocher zischt und dampft, Kaffeeduft breitet sich aus. Dem ersten wohltuenden Schluck folgt ein zweiter; dabei ein Blick in den dunkelvioletten Himmel und unerwartet, leuchtet uns die aufgehende Sonne in Mandelblütenrosa entgegen. Es regnet Endorphine! Einen besseren Spannungsbogen hätte es kaum geben können!

Kurz vor Sonnenaufgang auf dem Kalmitgipfel

Das Himmelskino verkürzt die Wartezeit auf den Hallo-Wach-Kaffee

 

Schweinebrunnen

Lustige Ferkel am Saubrunnen in Bornheim

Zurück im Hotel erwartet uns eine Kaffeezugabe und ein üppiges Frühstückbuffet, das einige Bioprodukte bietet. Nachdem wir schon etwas länger auf den Beinen sind, können wir uns heute mit Blut- und Leberwurst und Essiggurken zum Frühstück anfreunden. Für waschechte Pfälzerinnen und Pfälzer zu keiner Uhrzeit ein Problem! Zum Ausklang besuchen wir das Storchendorf Bornheim, munteres Klappern liegt in der Luft. Die zahlreichen Nester auf den Dächern sind von bereits von den Weißstörchen bewohnt. Gerade wird noch heftig geflirtet, ab April beginnt die Paarungszeit, wie wir im Rheinland-Pfälzischen Storchenzentrum lernen. Der Eintritt ist mit der Pfalz Card kostenlos. Weitere Entdeckung in dem kleinen Dorf: der Saubrunnen mit elf posierenden Schweinen und Ferkeln vom Pfälzer Künstlerpaar Barbara und Gernot Rumpf. Kindheitserinnerungen werden wach am Gasthaus Lehrer Lämpel; Max und Moritz, Witwe Bolte, der Lehrer inklusive Maikäfer sind als große Figuren dargestellt.
Ein Wochenende prall gefüllt mit Frühlingsimpressionen für alle Sinne! Unser Energieakku ist aufgeladen, das reicht, bis der Flower-Power-Frühling auch bei uns Zuhause vor der Haustüre ankommt!

Die Region Deutsche Weinstraße hat sich im Dezember 2020 als erste Region in Rheinland-Pfalz als ‚Nachhaltiges Reiseziel‘ zertifizieren lassen. Dem von der Region aufgebauten Partnernetzwerk gehören zwischenzeitlich rund 60 Partner an, die sich mit ihren Betrieben aus verschiedenen Branchen für eine nachhaltige Entwicklung in der Region einsetzten. Weitere Infos: www.deutscheweinstrasse-pfalz.de/nachhaltigkeit
Blick über blühende Mandelalleen zum Pfälzer Wald

Das war unser perfektes Outdoor Wochenende zur Mandelblüte in der Pfalz

INFOBOX Mandelblüte Pfalz:

Übernachten:
Gutshof Ziegelhütte, Edenkoben
Kulinarik:
Gasthaus zum Winzer, Maikammer
Gasthaus Pfälzer Hof, Edenkoben
Wandern und Radfahren:
Pfälzer Mandelpfad, Etappe 4 von Neustadt nach Edenkoben über Maikammer, sieben Kilometer bis Maikammer u. weitere fünf Kilometer nach Edenkoben
Radtour von Edenkoben nach Siebeldingen, ca. 18 Kilometer
Aktivitäten:
Mandelmeile, Edenkoben
Audioführung auf dem Wein- u. Sektgut Wilhelmshof, Siebeldingen
Veranstaltungsreihe „Vino Lumino“
Besuch Geilweilerhof u. Rebenpfad, Siebeldingen
Sonnenaufgangswanderung zur Kalmit; geführte Tour „Rosarotes Gipfelglück“ mit Aufstieg auf den Kalmitturm
Storchenzentrum Pfalz, Bornheim
Einkaufen in Neustadt a. d. Weinstraße:
Magischer Garten
Genießerhäuschen/Confiserie Michel
Metzgerei Pelgen
Sektkellerei Heim
Informieren:
Blütenstatus erfragen
Veranstaltungen rund um die Mandelblüte
Pfalz Card

Hinweis: Dieser Beitrag entstand im Auftrag und in Zusammenarbeit mit den Tourismusbüros der Deutschen Weinstraße. Auf Art, Inhalt und Umfang des Artikels hat dies jedoch keinen Einfluss.

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4 Antworten zu Perfektes Outdoor-Wochenende zur Mandelblüte in der Pfalz

  1. Heidrun Eberle sagt:

    Ein anregender Bericht

  2. Pingback:Mit dem E-Bike auf den Spuren der Mandelblüte in der Pfalz.

  3. Pingback:Im rosaroten Blütenrausch – der Mandelpfad in der Pfalz - outdoor-hochgenuss.de

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