In den meisten Weinregionen haben die Winzer in diesem Jahr die Weinlese so zeitig wie selten abgeschlossen. Die Aussicht auf noch reifende Trauben im Weinberg ist somit überschaubar, dafür hat sich das Weinlaub in ein herbstliches Farbenmeer verwandelt und das Wandern auf den Weinrouten bietet jetzt einen wahren Augenschmaus.
Wir waren dieses Jahr unterwegs auf der Alde Gott Panoramarunde um Sasbachwalden, auf dem Wiiwegli im Markgräflerland und natürlich auf dem Stuttgarter Weinwanderweg, der für uns ein Heimspiel ist.
Alde-Gott-Panoramarunde im Fachwerk- und Blumendorf Sasbachwalden im Schwarzwald
Auf den rund 12 Kilometern der Rundwanderung kommt man vom idyllischen Fachwerk“dorf“ Sasbachwalden über das Badische Bänkle hinauf in die Weinberge und genießt hier den herrlichen Blick hinauf auf die Hornisgrinde, den höchsten Berg des Nordschwarzwalds und hinunter ins Tal.
Neben dem Wanderweg, der die Gaißhölle hinauf über 13 kleine Holzbrücken führt, punktet dieser Genießerpfad durch einige hübsche Details wie der Straubenhof-Mühle, dem Alde-Gott-Bildstöckel, der neuen kleinen Kapelle am Spinnerhof und nicht zu vergessen mit den Schnapsbrunnen am Wegesrand. Natürlich gibt es auch Gelegenheit, die guten Tropfen von den durchwanderten Weinbergen zu probieren. Das kleine, junge Weingut Königsrain und das Klostergut Schelzberg lassen sich gerne in den Keller schauen.
Wer sich auf dem dem Sasbachwaldener Genießerpfad warm gelaufen hat, findet rund 150 Kilometer weiter südlich mit dem Wiiwegli von Weil am Rhein bis Freiburg auf ca. 88 Kilometer noch mehr Weinwandergenuss.
Wiiwegli im Dreiländer-Eck von Weil am Rhein nach Freiburg
Der Weinweg im Markgräflerland führt auf rund 88 Kilometern von Weil am Rhein nach Freiburg oder auch umgekehrt. Wir haben den Weg durch die Heimat des Gutedels in vier Etappen erwandert, es spricht viel dafür einen fünften Wandertag anzuhängen. Die erste bzw. letzte Etappe von Weil nach Bad Bellingen hat es mit fast 30 Kilometern in sich und da kommt der Weingenuss eindeutig zu kurz.
Der gesamte Wanderweg führt häufig auf asphaltierten Wirtschaftswegen durch die bekannten Weinlagen des Markgräflerlands. In den kleineren und größeren Ortschaften aber auch direkt am Wiiwegli bieten sich in klassischen Wirtschaften, in den Straußis (Besen- oder Straußenwirtschaften) oder direkt beim Winzer viele lohnende Gelegenheiten die Weine der Region zu probieren. Auch das Badische Trio (Wurstsalat, Bratkartoffeln hier genannt Brägele und körniger Frischkäse hier als Bibeleskäse bekannt) sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen.
Neben der Kulinarik begeistert auf diesem Wanderweg die Mischung der unterschiedlichen Landschaften, die sich zeigen. Der Blick in die Vogesen und zum Kaiserstuhl bietet sich an vielen Stellen und ebenso der sozusagen direkt vor der Haustüre liegende Schwarzwald. Der Blauen, der Hausberg des Markgräflerlands macht mit seiner magisch blauen Aura immer wieder auf sich aufmerksam und auch der Belchen zeigt sich.
Zwischen Müllheim und Staufen umrundet man den Castellberg: Dort befindet sich das markgräfliche Rebstück auf dem 1784 der erste Gutedel geerntet wurde. Gut erkennbar ist dieses durch einen rot-gelb geringelten Pfosten mitten im Weinberg markiert. Wer zwischendurch etwas städtisches Flair braucht, findet dieses in Bad Bellingen, Müllheim und unserer Lieblingsstadt auf der Strecke in Staufen.
Stuttgarter Weinwanderweg – ein zünftiger Rundweg durch die größte Rebenfläche der Landeshauptstadt
Diesen Wanderweg mögen wir nicht nur besonders gerne, weil er sozusagen direkt vor unserer Haustüre liegt sondern auch weil er ein wahres Kleinod ist und man viel über die Besenwirtschafts-Kultur im Ländle erfährt.
Ein weiterer großer Pluspunkt ist, dass man den offiziellen Startpunkt des Rundwanderwegs in Obertürkheim bestens mit der S-Bahnlinie 1 erreicht und somit den schwäbischen Wein in den Besenwirtschaften etc. gefahrlos probieren kann.
Auf rund 12 Kilometern führt der Weinwanderweg von Obertürkheim ins putzige Uhlbach weiter hinauf zum schwäbischen Taj Mahal, der Grabkapelle auf dem Württemberg über Rotenberg hinunter nach Untertürkheim. Dort kann man dann entweder wieder in die S-Bahnlinie 1 einsteigen und die Heimfahrt antreten oder die Wanderrunde weiter bis nach Obertürkheim abschließen.
Wir sind große Besenwirtschaften-Fans und davon kann man auf der Route einige entdecken. Hängt der Reisigbesen vor oder über dem Hauseingang ist dieses das sichere Zeichen – „Geöffnet“! Die meisten dieser häufig von den ortsansässigen Winzern betriebenen Wirtschaften, haben nur mehrmals im Jahr für einige Wochen geöffnet. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich im Besenkalender im Vorfeld informieren.
Alle die erstmalig Bekanntschaft mit den schwäbischen Weinen machen, sollten auf jeden Fall den Trollinger probieren. Der Wein zeigt sich im zarten Rot – entweder man liebt diesen für das „Ländle“ typischen Tropfen oder man wird überhaupt nicht mit ihm warm. Eine Chance sollte man ihm aber auf jeden Fall geben. Ganz bestimmt sieht man bei der Wanderung in einer der kleinen Ortschaften am Wochenende auch die klassische Einsatzvariante des Besens – nämlich bei der schwäbischen Kehrwoche!
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Was für ein toller Beitrag! Vielen lieben Dank für die tollen Insights. Hab mir da gleich was rausgeschrieben :)
Ganz liebe Grüße
Hej Rebecca,
das freut uns sehr, wenn wir dich inspirieren konnten. Kannst gerne dann deine Erfahrungen auf den Touren hier beschreiben. Wäre toll!
Danke und Grüße, Thomas und Silke.
Pingback:Dieter Buck - Wanderbuchautor und Outdoor-Fan - outdoor-hochgenuss.de
Da ist Euch ein schöner Blogartikel gelungen. Der Herbst ist mir die liebste Jahreszeit. Weinlandschaften sind besonders im Herbst sehr schön und genussreich zu erwandern. Klasse!
Danke Andrea(s), das mit dem Herbst sehen wir genauso und werden hoffentlich bald wieder unterwegs sein.
Ich bin alle drei Touren schon gegangen, da ist eine so schön wie die andere, gerade jetzt im Herbst. Kann ich euch nur zustimmen.
Und es gibt verdammt gute Trollinger. Hätte ich auch nicht gedacht, bevor wir in die Region gezogen sind.
Ja, lasst uns mal gemeinsam wandern :-)
Diese Fotos machen Lust, sofort in den Süden zu fahren. Und vor allem: viel und guten Wein zu verkosten! Herrlich!
Dann mal los! ;) Das Wetter wird bestimmt bald passend.
Aah! Was für Bilder! Die machen wirklich Lust auf eine Herbstwanderung. Allerdings bin ich kein „Bergauf-Geher“. Daher fällt die Wanderung auf dem Markgräfler Wiiwegli flach. Der Weinwanderweg Obertürkheim ist da schon eher was für mich.
Hallo,
das Wiiwegli ist gar nicht sooo steil, nur eben auf mehrere Tage ausgelegt. Teilstücke können wir aber auch empfehlen, keine Sorge, das schafft ihr auch. ;) Wenn ihr in Obertürkheim wandert, gebt Bescheid. Wir gehen gerne mal mit!