Die Schwäbische Alb, flächenmäßig vergleichbar mit der Größe der Schweiz bietet, nicht nur Wanderpassionierten tolle Touren, sondern auf der Donau großes Paddel-Vergnügen auch für Einsteiger. Wir waren in der Region im Oberen Donautal bei Beuron-Hausen im Tal und um Riedlingen bis nach Untermarchtal auf dem Wasser unterwegs. Sehr überrascht haben uns die unterschiedlichen Landschaftsbilder, die sich uns vom Fluss aus zeigten. Vor Ort haben wir uns die Kanus jeweils bei Kanuverleihern angemietet. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte auf jeden Fall im Voraus buchen, denn gerade an den Wochenenden und in den Ferien ist die Nachfrage groß. Zudem ist die Anzahl der Kanus, die pro Tag auf das Wasser dürfen reglementiert.
Paddeln am schwäbischen Grand Canyon: von Beuron-Hausen bis Sigmaringen (Gesamtlänge 22 km)
Der Kanuverleih Donautal Touristik befindet sich im Ortsteil Hausen, fast direkt gegenüber auf der anderen Donauseite liegt der Zeltplatz Wagenburg. Wer das Outdoor-Abenteuer schon am Vorabend beginnen möchte, hat hierfür optimale Voraussetzungen. Limitiert befahrbar ist der Donauabschnitt ab Beuron vom 1. Mai bis 3. Oktober. Direkt am Einstieg lohnt es sich nochmal ein Stück in die entgegengesetzte Richtung zu paddeln, um einen Blick auf das auf einem Felssporn thronende Schloss Werenwag, das zum Privatbesitz der Familie Fürstenberg gehört, zu erhaschen.
Dann kaum in Fließrichtung unterwegs, macht sich der Schaufelsen breit, die größte Felsformation Europas außerhalb der Alpen, wie wir uns von Einheimischen erklären lassen. Die Donau hat es hier nicht eilig und so haben wir auf dem Wasser ausreichend Zeit den Felsgiganten zu bestaunen. Dieses Gebiet wird zu Recht als schwäbischer Grand Canyon bezeichnet wie wir auf den kommenden Kilometern immer wieder begeistert feststellen. Unglaubliche Felswände machen sich breit, ehrfürchtig genießen wir den Anblick der uns rechts und links der Donau auftürmenden Riesensteine.
Naturschutz wird auf der Donau groß geschrieben und die Anzahl der Kanus, die täglich auf das Wasser dürfen ist limitiert. Jeder der hier unterwegs ist, benötigt einen sogenannten Befahrungsschein. Außerdem ist ein Wasserpegel von 53 cm ein Muss, wir haben mit 90 cm einen ziemlich komfortablen Wasserstand. Ein weiterer Augenschmaus ist der weiß blühende Teppich aus Wasserhahnenfuß von dem der Fluss stellenweise überzogen ist. In Neumühle heißt es aussteigen: Ein Wehr ist zu umtragen und außerdem gibt es hier eine Einkehrmöglichkeit.
Unser Abschied in Thiergarten
Wir widerstehen der Versuchung aber bis Thiergarten und kehren dort nach kurzem Fußmarsch ein im Gutshof Käppeler. Dort genießen wir auf dem schönen Hof ein einheimisches Bier aus der Hirsch-Brauerei und natürlich schwäbische Küche mit Maultaschen. Für uns endet die Kanu-Tour hier nach 7 km, wir sind sozusagen nur zum Schnuppern hier. Wer sich aber wie wir für diese geniale Felsenlandschaft aus der Wasserperspektive begeistert, auf den warten noch rund 15 km bis nach Sigmaringen. Von Sigmaringen nach Riedlingen sind es rund 23 km und mit der Bahn braucht man gerade mal 22 Minuten, um in eine weitere Paddelregion auf der Donau zu gelangen.
Paddeln im Naturschutzgebiet: von Riedlingen nach Munderkingen (Gesamtlänge 28 km)
Mit Riedlingen erwartet uns eine hübsche fachwerkbestückte Kleinstadt die mit Übernachtungsmöglichkeiten, Restaurants und Geschäften eine gute Infrastruktur bietet. Bis zu unserem Kanuverleiher Kanusport Oberschwaben (KSO) ist es nur ein kurzer Fußmarsch. Die Paddel-Strecke ab Riedlingen führt uns direkt durch das Naturschutzgebiet Donauwiesen und mutet im Vergleich zu den schroffen Felsen um Beuron eher zart und lieblich an. Flora und Fauna stehen unter besonderem Schutz und das individuelle Befahren ist erst ab dem 1. Juli möglich.
Riedlingen – Rechtenstein – Zwiefaltendorf
Die Donau bringt beim Einstieg an der Verleihstation schon Fließgeschwindigkeit mit, so dass die eigenen manuellen Motoren langsam warm werden können. Parallel zur Donau verläuft neben uns der Donau-Radweg. Der Bewuchs am Ufer wird dichter und Entenfamilien begleiten uns. In Zwiefaltendorf lohnt sich nach rund 10 km (wir haben hierher rund 1 Stunde und 45 Minuten gebraucht) auf jeden Fall ein Ausstieg. Am Anlegeplatz warten Vesperbänke auf ein Picknick oder auch einen Abstecher ins Dorf lohnt sich. Die Brauerei Blank lockt mit selbstgebrautem Bier und Köstlichkeiten wie Rostbraten und fangfrischer Forelle – verspeist auf der schönen Außenterrasse, ein Genuss! Hier gibt es auch die Möglichkeit zur Übernachtung und zur Besichtigung der hauseigenen, kleinsten Tropfsteinhöhle Deutschlands.
Weiter über Rechtenstein nach Ober- und Untermarchtal
Auf den nächsten fünf Kilometern nach Rechtenstein windet sich die Donau nun wesentlich schmaler und in vielen Kurven. In Rechtenstein ist eine Umtrage von rund 300 Meter erforderlich, der Ausstieg auf der rechten Seite ist gut angekündigt. Ausstiege sind immer mit Vorsicht zu genießen: Die Gefahr ist groß, dass man mit einem Bein schon auf der Landseite steht, das Boot dann nochmal abtreibt und ein unfreiwilliger Spagat angesagt ist. Wenn es sich wie hier um einen schwimmenden Steg handelt, darf das Kanu nicht darunter geraten, denn dann steht Kentern auf dem Programm. Nicht weit nach Rechtenstein begrüßen uns schon von weitem die beiden barocken Klostertürme in Obermarchtal – ja, die Barockstraße ist nicht fern!
Den Aufstieg hinauf zum Kloster sollte man sich nicht entgehen lassen außerdem bieten sich im Kloster Übernachtungsmöglichkeiten. Der kleine Ort hat sich wahrlich für uns heraus geputzt. In Obermarchtal muss ein weiteres Wehr umtragen werden, somit heißt es wieder ca. 300 Meter Boot und Tonnen mit unserem Gepäck darin schleppen. Dafür ist ein Bootswagen sehr hilfreich. Unser letztes Etappenstück bis Untermarchtal schaffen wir in 45 Minuten und haben dann seit dem Einstieg in Riedlingen 22 km auf dem Tacho. Was auch in einer Tagesetappe machbar ist.
Zugabe bis Munderkingen möglich
Wer das Paddelvergnügen noch fortsetzen mag, gelangt nach sechs weiteren Kilometern und einer weiteren Umtrage nach Munderkingen, dort gibt es neben Pensionen auch eine Zeltwiese zur Übernachtung und Anschlussmöglichkeiten mit der DB. Grundsätzlich ist auch ein Rücktransport zum Startpunkt durch KSO kein Problem, denn das KSO-Team hat einen Personenbeförderungsschein und darf somit auch Fahrgäste in den eigenen Kleinbussen transportieren.
Fazit & Infokasten:
Zwei landschaftlich ganz unterschiedliche Paddelabschnitte mit jeweils eigenem Charme. Fließgeschwindigkeit und Streckenführung sind normalerweise auch für Einsteiger und Familien geeignet. Übernachtungsmöglichkeiten sind in beiden Regionen vorhanden. Abstimmung des Rücktransports von Ausrüstung und Personen ist auf jeden Fall im Vorfeld erforderlich. Nicht alle Kanuverleiher verfügen über einen Personenbeförderungsschein. Kanureservierung insbesondere in den Ferien und am Wochenende sehr zu empfehlen!
Unsere Kanuverleiher:
Donautal Touristik, Beuron – Hausen im Tal
Kanusport Oberschwaben, Riedlingen (bietet bei Kanuleihe auch Personenbeförderung nach der Kanutour an)
Kanustrecken:
Beuron – Hausen im Tal bis Thiergarten: ca. 7 km
Thiergarten bis Sigmaringen: ca. 15 km
Strecke nur zwischen dem 1.5. und 3.10. befahrbar, Mindestpegelstand: 53 cm
Riedlingen bis Zwiefaltendorf: ca. 11 km
Zwiefaltendorf bis Untermarchtal: ca. 11 km
Strecke erst ab dem 1.7. ohne Begleitung eines Naturguides befahrbar
Bahnhaltestellen: Beuron, Sigmaringen, Riedlingen, Munderkingen
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