Von Nebelsuppe und Gipfelschnaps – unser erstes Outdoor-Winter-Menü der Saison 2016/17
So richtig können wir es noch gar nicht glauben, als wir in Karlsruhe in die S-Bahn nach Baden-Baden steigen. Es umgibt uns eine Kaltschale aus Nebel und Nieselregen. Kein Schnee weit und breit zu sehen. Wie gut dass die Schneeschuhe genau in unseren Rucksack passen, sonst würden die Leute hier sicherlich ziemlich überrascht gucken. In Baden-Baden angekommen noch immer das gleiche Bild und unser ungläubiger fragender Blick zu Michael, der uns zu dieser Tour animierte. Originalton aus seiner E-Mail vom 11.11.: „Die Tannen sind tief vom Schnee eingehüllt … Heute fallen nochmals 15 cm Neuschnee…..und der Sonntag ist der bessere Tag zum Schneeschuhlaufen. 5 Stunden Sonnenschein ist angesagt und kein Niederschlag bei 1 Grad Plus. Unbedingt an Sonnenschutz denken.“ Als wir uns grad nochmal das Datum der Mail anschauen, kommen wirklich Zweifel auf. Egal, jetzt sind wir hier und mit uns noch sechs weitere Schneesucher. Der Bus 245 bringt uns zu unserem Startpunkt in Unterstmatt und zur Not gehen wir eben wandern.
Gut 50 Minuten später stehen wir da und staunen! Der Skilift ist in Betrieb, die Apréskibar ist schon gefüllt und wir schnallen unsere an Tennisschläger erinnernden Schneeschuhe unter die Füße. Wir erobern gerade den Hang der unbefahrenen Skipiste 1, der Schweiß rinnt und wir bemerken schon, dass wir noch nicht in Übung sind. Und das waren nur die ersten 80 Höhenmeter.
Ein gutes Stück geht’s jetzt eben durch den Wald, der mit tief vom Schnee verhüllten Tannen aufwarten kann. Von weitem sehen wir schon den SWR-Sendeturm und wissen, wenn wir dort „anschlagen“, dann sind wir ziemlich oben. Noch ist es aber ein Stückchen bis dorthin und wir ziehen die Jacken-Zipper unter den Armen auf, um dem nächsten Schweißausbruch vorzubeugen. Und das ist auch gut so, denn kaum treten wir auf die Hochfläche der Hornisgrinde, kommt die Sonne heraus, der Himmel befreit sich von seinem Grau und der vereiste Sendeturm reckt sich majestätisch über uns. Zeit für die Sonnencreme! Zu dicht dürfen wir nicht nicht an den Turm herangehen, es besteht hier immer die Gefahr von herunterfallenden Eisbrocken oder -zapfen. Ein großräumige Umgehung ist aber ausgeschildert.
Auf dem höchsten Berg des Nordschwarzwalds
Die Hornisgrinde ist mit 1163 m der höchste Berg des Nordschwarzwaldes. Der Name verrät, dass es hier ein Hochmoor gibt, die sogenannten Grindenlandschaften, baumlose Feuchtheiden auf Hochflächen, sind typisch für verschiedene Bergrücken im Nordschwarzwald. Auch der Kniebis und der Schliffkopf sind Gipfel mit Grindenlandschaft und als solche auch schon lange unter Schutz gestellt.
Der verlockende Sonnenschein, läßt uns nun die erste Rast machen. Und da wir ja oben auf dem Berg sind, gibt’s einen Gipfelschnaps als erste Belohnung. Muss wohl ein Schwarzwälder Obstbrand sein, den der Michael uns da kredenzt. Hier oben ist nun schon allerhand los, an diesem sonnigen Sonntagmittag. Die wenigstens sind wie wir mit den großen Tellern unterwegs und kommen dementsprechend schwer im unwegsamen Gelände voran. Wir nutzen den Vorteil und steuern zielstrebig auf den Rand des Bergrückens zu, genießen die herrliche Aussicht über die Rheinebene, oder besser gesagt über das Wolkenmeer darüber, bis hin zu den Vogesen im Elsass. Traumhaft schön!
Abstieg mit Schneeschuhen auf bekannten Pfaden
Über den ausgeschilderten Schneeschuhwanderweg machen wir uns an den Abstieg. Von unserer Sommertour auf dem Genießerpfad wissen wir noch, dass sich ein kurzer Abstecher zum Dreifürstenstein lohnt. Auch wenn die ehemaligen Grenzmarkierungen zwischen Württemberg, Baden und dem Fürstbistum Straßburg tief unter dem Schnee vergraben liegen, gibt die Tafel unserer kleinen Schneehasengruppe noch genügend Auskunft zur Geschichte der Region. Hier ist der höchste Punkt Württembergs, da muss man mal gestanden haben. ;)
Dem Trubel des Mummelsees weichen wir erst einmal aus und biegen oberhalb ab zum Seibelseckle. Durch den idyllischen, sonnendurchfluteten Wald steigen wir wieder steil ab. Auch hier hat der Skilift schon geöffnet und es herrscht reger Betrieb an der Rasthütte. Doch wir können noch ein sonniges Plätzchen ergattern und schauen neidisch auf das Riesenstück Schwarzwälder Kirschtorte unserer Tischnachbarn. So lang war unsere Strecke leider nicht, dass wir uns diese Kalorienbombe leisten mögen. Von hier aus ist es bis zur Bushaltestelle am Mummelsee nur noch ein kurzes Stück durch den Wald und an der Strasse entlang von dort bringt uns der 245er wieder zurück unter die Wolken und das Schneevergnügen bleibt nur in unserem Kopf und Erzählungen. Bis uns die nächste Mail aus Karlsruhe erreicht und uns wieder 50 cm Neuschnee in das weiße Wunderland locken. Das vielleicht nochmal mitten im kalendarischen Herbst. Unsere Skepsis lassen wir dann aber gleich zu Hause.
Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln:
Karlsruhe wird von vielen Regionalbahnen angefahren und ist natürlich auch ICE-Halt. Die S-Bahn 4 Richtung Achern fährt am Wochenende stündlich nach Baden-Baden und von dort fährt der Bus 245 stündlich nach Unterstmatt und zum Mummelsee. Informationen bietet die Webseite der Karlsruher Verkehrsverbund GmbH. Für uns war das Baden-Württemberg-Ticket die ideale Wahl für die Anreise.
Anreise mit dem PKW:
Parkplätze sind in ausreichender Zahl am Skilift Unterstmatt, am Lift Seibelseckle und am Mummelsee vorhanden. Alle liegen direkt an der Schwarzwaldhochstraße, der B 500.
Views: 3185
Mir hat es auf der Hornisgrinde ja schon ohne Schnee gut gefallen, aber so verzuckert sieht das auch wunderbar aus. Werde ich mir vormerken … und schon mal Schneeschuhe besorgen :-)
Wir kennen die Hornisgrinde auch im grünen Kleid, aber in weiß sieht alles nochmal ganz anders aus.
Wir sind ja keine begeisterten Wanderer, aber Eure Fotos verlocken schon. Da freut man sich richtig auf den Winter.