Klein und fein, ist die von Pfaden geprägte Wanderung um und auf den Roßbergturm bei Reutlingen auf der Schwäbischen Alb. Mit knapp fünf Kilometern ist die premiumzertifizierte und gut ausgeschilderte Hochgehkämpft Tour eine schöne Halbtagesaktivität. Das I-Tüpfelchen dabei ist die spektakuläre Rundumsicht vom Roßbergturm. Der rund 28 Meter hohe Turm beherbergt auch einige Zimmer zum Übernachten. Als Übernachtungsgast im Wanderheim des Schwäbischen Albvereins genießt, wer will das Privileg, den Turm zum Sundowner und zum Sonnenaufgang hinauf steigen zu können. Wir wollen!
Was für ein Anblick, wenn sich das pastellfarbene Band am Horizont ausdehnt, die Sonne langsam das Licht anknipst und die Welt unter uns sich den Schlaf aus den Augen reibt. Die drei Kaiserberge: Stuifen, Hohenstaufen, Rechberg rund 50 Kilometer entfernt, kommen mit der „early bird Zeit“ bestens zurecht und grinsen uns vom Sonnenlicht gestylt entgegen. Auch die anderen Aussichtshighlights des gestrigen Sonnenuntergangsprogramms sind natürlich am Start. Im Morgenlicht ist ihr Optikpaket jedoch ein ganz anderes. Aufgetankt mit Glückshormonen steigen wir vom Turm hinunter und am höchsten Punkt der Tour in unsere Wanderung ein. Der Weg windet sich im Wald durch erfrischendes Blattwerk den Hang hinunter. Riesige Buchen stehen Spalier, Gönnigen im Tal blitzt zwischen dem dichten Laub hindurch und Bäume klammern sich entschlossen am blanken Kalkstein fest. Knapp hundert Höhenmeter tiefer gelegt, erwartet uns an der östlichen Roßbergwiese eine Himmelsliege. Morgens kitzelt einem hier die Sonne die Nase. Vor uns wiegt sich sanft eine Wiesenfläche mit Margeriten und die Vögel trällern munter. Wir folgen einem schmalen abenteuerlichen Pfad oberhalb eines ausgetrockneten Bachlaufs weiter abwärts.
Wer die Wanderung sicher überstehen möchte, sollte hier nicht mit Flipflops und ähnlichem auftreten. Auf 604 Höhenmeter sind wir am Tiefpunkt der Wanderung angelangt. Nun wird klar, warum diese Wanderung Hochgehkämpft heißt. Es erwarten uns rund 250 Höhenmeter Aufstieg, die jedoch meist moderat verlaufen und erneut auf einem sehr schmalen Pfad verlaufen. Gräser und Brombeersträucher kitzeln die Waden, Spinnennetze glitzern und der „Vordermann“ taucht ab ins Dschungeldickicht. Trittsicherheit ist gefragt und es passt gerade mal ein Wanderschuh vor den anderen. Wir passieren eine blitzblank gemähte Wiese und gleich darauf entdecken wir die vierbeinigen blökenden Rasenmäher. Nur die gewöhnliche Kratzdistel ist übrig, die ist auch für die Schafe kein Leckerli! Die letzte Steigung hinauf zum Denkmal hat es in sich. Gewidmet ist das Denkmal Friedrich August Quenstedt, Professors für Geologie an der Universität Tübingen. Er befasste sich mit den Juraformationen auf der Schwäbischen Alb und von ihm stammt der Begriff der Stufenlandschaft. Genau auf diese herrlichen Landschaftsformationen hat man von dort einen wunderbaren Blick. Kaffeeduft liegt nun vielleicht schon in der Luft, denn im Roßberghaus läuft kurz vor acht Uhr die Kaffeemaschine auf Hochtouren, von acht bis zehn Uhr gibt es Frühstück! Wir sind gespannt!
Infobox Wanderung Hochgehkämpft:
Länge: 4,9 km (ca. 2 h)
Höhenmeter: Auf-/Abstieg: 280 m
Höchster Punkt: 869 m Tiefster Punkt: 604 m
Parkmöglichkeiten: Wanderparkplatz Schützenhaus Gönningen, Wanderparkplatz Roßberg
Turminfos: Der Roßbergturm wurde 1913 zum 25-jährigen Jubiläum des Schwäbischen Albvereins in damals modernster Gussbetontechnik errichtet. Rund 140 Stufen führen auf den 28 Meter hohen Turm auf 869 m Höhe hinauf. 2021 wurden einige Renovierungsarbeiten umgesetzt und ein neues Pächterteam hat das bewirtschaftete Wanderheim übernommen. Die Turmbegehung ist während der Öffnungszeiten möglich (https://wanderheim-rossberg.de/oeffnungszeiten).
Einkehr und Übernachtung: Träumen im Turm kann man in einem der Turmzimmer oder im angrenzenden Wanderheim in einem der insgesamt 62 Betten. Wanderheim Roßberghaus mit Biergarten, Kiosk und Grillstelle, 72770 Reutlingen-Gönningen, https://wanderheim-rossberg.de, E-Mail: kontakt@mein-rossberg.de
Tipp: Im Frühling wartet in Gönningen ein wahres Tulpenmeer darauf entdeckt und fotografiert zu werden!
Unsere Presserecherche wurde unterstützt vom Landratsamt Esslingen.
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