Kulinarische Etappenversüßung durch Panoramastüble und Weinbrunnen
Mit Schönmünzach lernen wir den ersten der neun Teilorte Baiersbronns kennen. Wer hier die Etappe beginnt, kann schon rasch die erste Zwiebelschicht ablegen, wir kommen jedenfalls ordentlich ins Schwitzen. Nach dem Passieren der B462 stehen wir 30 Minuten später vor Löwen´s Panoramastüble, das zum gleichnamigen Hotel in Schwarzenberg gehört. Das Hüttenkonzept der ansässigen Baiersbronner Wirte versüßt auf den Etappen 4 und 5 die Tour. Uns Wanderern wird so in den geschmackvollen Hütten eine zünftige Einkehr zu bezahlbaren Preisen ermöglicht. Wer die Chance zu einer Einkehr nutzen möchte, darf allerdings nicht vor 11 Uhr hier eintreffen. Von dort marschieren wir weiter einen breiten Weg hinauf. Ja, die Murgleiter trägt ihren Namen nicht umsonst, das spüren wir täglich mehr. Das anschließende Stück bezeichnen wir als Schwarzwald-Klassiker. Solche Passagen und Eindrücke trugen bestimmt dazu bei, dass die Römer diese, ihnen dunkel erscheinende unbesiedelte Waldregion „silva nigra“ „Wald schwarz“ nannten. Lange Nadelbaumhünen von geschätzten 30 Metern und mehr, leider selten Tannen sondern vielmehr Fichten, soweit unser Auge reicht. Der Himmel ist hier nur durch einen ziemlich schmalen Korridor zu sehen, herrlich schattig im Sommer.
Kurz nach dem Roten Rain kommen wir an die Mäderhütte mit Brunnen – ein Zauberbrunnen, denn er ist mit Weinflaschen der Winzergenossenschaft Oberkirch bestückt. Gegen einen kleinen Obulus in die Vertrauenskasse kann man hier einen gekühlten Tropfen versuchen – das ist eine tolle Überraschung! Das verbleibende Stück nach Schwarzenberg trifft voll unseren Geschmack: schmal, wurzelig und bei Nässe auch ziemlich rutschig, mitten durch den Wald. Erneut überqueren wir die B462, hier ist eines der Restaurants des Baiersbronner Küchen-Sternehimmels angesiedelt. Mit insgesamt acht Michelin-Sternen ist die Gemeinde bestens ausgestattet. Wir jedoch folgen den kleinen Stufen in Richtung Hutzenbacher See. Allerdings wartet zuerst eine steile Herausforderungen auf uns und man könnte meinen fast senkrecht nach oben zu laufen. Abkühlmöglichkeiten für die glühenden Waden gibt es am Silberbergwegle im Kneippbecken.
Der Huzenbacher See und der Weg zum Hochmoor machen sprach- und atemlos
Vor dem Huzenbacher See betreten wir den Nationalpark Schwarzwald. Der mit gelben Seerosen-Blüten überzogene See zeigt zwei sehr unterschiedliche Gesichter. Vom romantischen wurde er im Juni 2012 zum See der Kontraste. Die eine Seeseite präsentiert sich weiterhin als Schwarzwaldidyll, die andere wurde durch einen namenlosen ca. zehn minütigen Gewittersturm der zwischen dem Huzenbacher See und dem Obertal tobte, sozusagen komplett auf den Kopf gestellt. Die abgeknickten und umgerissenen Bäume lassen erahnen wie kraftvoll der Sturm über dieses Gebiet fegte. Oberhalb des Sees entdecken wir schon den Seeblick, von dort trennen uns noch 1,4 km. Rechts am See schlängeln wir uns in den Wald hinein und erfreuen uns am herrlichen, von Heidelbeersträuchern gesäumten Weg, auch der heimische Auerhahn freut sich über diese Wegzehrung. Über einen Bilderbuchpfad mit Wurzeln, Felsen und unglaublicher Ruhe passieren wir den kleinen Seltenbach-Wasserfall. Oben am Seeblick angelangt, ist der Name Programm, denn hier gibt es beeindruckendes Landschaftskino. Man überschaut von hier durch den Sturmschaden die Weiten des Schwarzwaldes besonders gut, wir entdecken noch einsame Höfe mitten in der Natur. Nun ist ein weiterer Landschaftswechsel angesagt. Die Kleemiss (Hochmoor) ist eine wahre Ruheoase mit viel Binsengras, Insektensummen und Vogelgezwitscher.
Auf den Spuren der Flößer und Köhler
Über die Überzwercher Berg Hütte (860 m), steigen wir steil ab hinunter in das Tonbachtal. Wir passieren die Flößerhütte (690 m), die aktuell auch zur Schutzhütte mit Übernachtungsmöglichkeit ausgebaut wird und stoßen auf den Erlebnispfad „Wilder Wald im Wandel“. Entlang des Weges erfahren wir einiges über die Bedeutung der Kohleherstellung und das Flößen in Baiersbronn. Wir kommen z. B. an einem Salbeofen und an einer Holzbrücke mit nachgebauter Schwellstube vorbei. Am großzügigen Wildgehege haben wir Glück und eine zutrauliche Hirschkuh-Mutter begibt sich außerhalb des Geheges direkt vor unser Fotoobjektiv. Entlang des munteren Tonbachs, überqueren wir weitere Holzbrücken bis zum Flößerplatz, einer wunderbaren Wiese mit einem riesengroßen nachgebauten Floß und einem für die Region typischen Tisch aus Buntsandstein. Die Ausschilderung bis zum Etappenende am Bahnhof in Baiersbronn lockt in rund 5 km. Der Weg schraubt sich nochmal steil Berg auf und durch die Wiesen, dort bekommen wir einen Eindruck vom gegenüberliegenden bekannten Hotel Traube Tonbach. Über den Oberen Lehm steuern wir das nächste Portal an. Hier fallen uns die teilweise unterschiedlichen Entfernungsangaben auf den vielfältigen Wegezeichen auf und frustrieren uns auch ein bisschen.
Blütenpracht und gemäßigte Wildnis am Wegesrand
Kurz vor Etappenende zählt jeder Kilometer! Dafür belohnt uns bald der schmale Weg entlang des Waldes, der mit schulterhohem Frauenschuh in leuchtendem pink übersät ist, mit Brombeersträucher die in den Pfad hinein ranken, nehmen wir Tuchfühlung auf. Hier haben die Wegepaten ganz ordentlich zu tun, damit der Weg nicht vom wilden Rankendschungel eingenommen wird und begehbar bleibt. Wobei uns dieses piecksende Dickicht sehr gefällt. Der Weg führt weiter oberhalb Tonbachs und gibt den Blick auf die Teilorte Reichenbacher Höfe und Klosterreichenbach frei. Wir machen Bekanntschaft mit einem typischen Bauernhaus im Nordschwarzwald, das ohne Walmdach auskommt. Ein Haus in dem früher mehrere Funktionsbereiche angesiedelt waren: unten die Stallung, in der Mitte der Wohnbereich und unterm Dach der Speicher, davor ein Bauerngarten und die Streuobstwiese. Zum Abschluss umrunden wir teilweise den Rinkenkopf, bevor wir über das Wanderportal unten in Baiersbronn einlaufen.
Wir danken für die freundliche Unterstützung Baiersbronn und der Ferienregion im Tal der Murg.
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