84 km rund um Stuttgart – der Radel-Thon

Rad Rund Tour Stuttgart

Die Radel-Thon-Strecke führt auf über 80 km rund um den Stuttgarter Talkessel.

Die Radel-Thon-Strecke führt auf ca. 84 Kilometern rund um den Stuttgarter Talkessel. Die ganzjährig befahrbare und ausgeschilderte Rundstrecke ist vielen Freizeitradlern längst bekannt und bietet mit Weinbergen, Seen und Wäldern viel Abwechslung und „landwirtschaftlich“ Reizvolles. Konzipiert hat die Strecke Reinhold Steinhilb (verstorben 2005), der ehemalige Radprofi und Deutsche Meister.

Die kleine Kirschbaumallee der Uni Hohenheim.

Soweit die kurze Erläuterung, die wir überall finden können. Nun leben wir schon seit gut 12 Jahren quasi direkt am Radel-Thon, sind auch schon öfter einige Abschnitte geradelt, aber die komplette Runde stand bis heute immer auf unsere To-Bike-Liste. Ein guter Anlass ist es immer, wenn unser sportlicher Besuch aus dem Barnim kommt. Also schnappten sich Thomas und Torsten die Räder und umrundeten den Stuttgarter Talkessel.

Gipfelstart

Gleich zu Beginn strampeln wir die alte Panzerstrasse gen Stuttgart-Rohr hinauf. Oben steht die Radel-Thon Tafel, die uns kundtut, dass wir den höchsten Punkt der Tour schon erreicht haben. Ist das nun gut oder schlecht gleich zu Beginn? Wir wissen nur, dass wir auf 523 m Höhe stehen und es sofort rasend schnell bergab geht. Die Abfahrt zeigt auch gleich, dass es nicht so optimal ist, die Route mit einem Rennrad zu absolvieren. Der breite Schotterweg führt uns durch dichten Wald, vorbei an der Rohrer Skihütte und dann direkt zur ersten verlockenden Einkehr. Kostas Restaurant am Möhringer Freibad bietet ab 11.30 Uhr die Möglichkeit für den ersten Stopp. Wir düsen aber weiter über die Felder, tauchen in das Körschtal ab, um gleich darauf in herrlicher Halbhöhenlage über dem waldigen Tal die Stadtteile Fasanenhof, Steckfeld und Asemwald zu passieren. Eine schöne Kirschbaumallee führt mitten durch das landwirtschaftliche Anbaugelände der Uni Hohenheim. Der weitere Weg schlängelt sich dann wieder durch dichten Wald, teilweise auch mal auf fast unerlaubt schmalen Wegen parallel zum Königssträßle. Kennt ihr eigentlich die 2-Meter-Regelung in Baden-Württemberg? Diese Kenntnis kann nicht nur (Buß-)Geld sparen, sondern hat auch auch mal richtig viel eingebracht – bei Günther Jauch in seiner Quizshow.

Der schmale Pfad ist doch bestimmt 2 Meter breit!?

Wir pedalieren ganz legal ein kurzes Stückchen weiter und stoßen dann fast im wahrsten Sinne gegen einen gewaltigen Baum und das mitten im Wald auf der Waldau. Der riesige Bergmammutbaum ist Teil des Waldlehrpfades und beeindruckt uns schon sehr. Knapp 20 km sind wir jetzt unterwegs. Noch nicht so wirklich viel, doch wenn es schon ein Vesperbrückle gibt, müssen wir es auch zu einer kleinen Stärkungspause nutzen. Blaubeermuffins aus dem Radlerrucksack, köstlich, aber auch etwas trocken. Dem krümeligen Gefühl im Hals können wir aber bald Abhilfe schaffen. Das Clara-Zetkin-Haus in Sillenbuch lädt zur Einkehr auf der Terrasse und der schönen Streuobstwiese ein. Wir nehmen die Einladung gerne an und gönnen uns – na was wohl – einen Radler.

Vesperbrückle – der Name ist Programm

Ein Radler ist genug – wir berauschen uns an den kurvigen Abfahrten

Ein Radler soll auch genug sein, denn bald finden wir wieder Schotter unter den Reifen und das noch bergab mit Serpentinen. Alle Sinne sind geschärft und somit macht die Abfahrt durch den Silberwald ins Tiefenbachtal einen Heidenspaß, mehr davon wünschen wir uns, obwohl das auch wieder Aufstieg heißt. Man kann nicht alles haben! Etwas kniffelig auf andere Art und Weise wird es nun in Rohracker. Unserem 7.Sinn anstatt der fehlenden Ausschilderung folgend, gelangen wir aber immer weiter abwärts rollen schließlich an den Neckar und queren ihn auch über die Staustufe in Hedelfingen.

Die nächste Brücke ist schon etwas größer.

Von Besen, Russn und dem Haus am See

Auf der anderen Flussseite folgen wir einem der großen Radwege in Baden-Württemberg, dem Neckartal-Radweg. Dieser ist auch bestens ausgeschildert, so dass Verfahren erst mal nicht möglich ist, wenn nicht grad eine Baustelle auf dem Weg aufgemacht wird. Der Weg durch Obertürkheim und Untertürkheim ist nicht unbedingt ein Augenschmaus, treten wir doch parallel zur großen Straße durch das Industriegebiet in die Pedalen. Da kann es schon verlockend sein, einen Abstecher in die Weinberge zu machen und nach einer der typisch schwäbischen Besenwirtschaften Ausschau zu halten. Heute nicht, wir fahren weiter bis wir erneut das Neckarufer erreicht haben und dort ein kurzes Intermezzo mit dem Fluss auf Tuchfühlung haben. Am Inselbad zeigt mir meine alte Radel-Thon Karte noch den Weg über die Brücke auf der anderen Seite des Neckars entlang, doch mittlerweile können wir auf dieser Seite bleiben und den etwas idyllischeren Weg am Flussufer wählen. Eingezwängt zwischen „dem Daimler“ und dem Fluss sind wir trotzdem noch und freuen uns, auf der König-Karls-Brücke in Bad Cannstatt wieder etwas Land zu sehen. Aufgrund der großen Baustelle ist die Wegführung hier etwas verzwickt, aber als wir den Stadtstrand erreicht haben, wissen wir aus Erfahrung, es geht wieder gemütlich auf dem Neckartal-Radweg entlang: immer das Müllheizkraftwerk in Blickrichtung behaltend, kann nichts schiefgehen. Doch ACHTUNG! Der hübsche Neckarbiergarten stellt sich unverhofft in den Weg. Wir können nicht mehr rechtzeitig ausweichen, müssen bremsen und lassen uns hier kurz die Geschichte des Russn erklären. Dieses erfrischende Getränk gemischt aus Weißbier und Zitronenlimonade mögen wir schon länger ganz gerne, wussten bisher nur nicht wie der Name entstanden ist. Kurz erklärt: Es trafen sich 1918/19 kommunistische Anhänger einer Räterepublik im Münchner Mathäser-Keller und tranken dieses Biermischgetränk, weil sie nicht zu müde werden wollten vom puren Biergenuss. Diese sogenannten Rotarmisten wurden im Volksmund auch Russn genannt und so kam das Getränk angeblich zu seinem Namen. Na dann, За ваше здоровье!

Der Blick auf das Haus am (Max-Eyth) See.

Kurz vor dem Stadtbad Bad Cannstatt wechseln wir nun wieder die Seite des Stroms über den Mühlsteg und entdecken alsbald die nächsten Weinberge Stuttgarts. Bevor wir in Mühlhausen den Neckartal-Fernradweg verlassen und dem Fluss den Rücken kehren, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Max-Eyth-See. Das beliebte Freizeitgebiet der Stuttgarter sollte sich jeder mal ansehen und ein kleiner Imbiss im Haus am See kommt gerade recht.

Neckar und Weinberge – das macht Stuttgart auch so lebenswert.

Vom Neckar zum Feuerbach auf Ab- und Umwegen

Zurück über den Max-Eyth-Steg radeln wir bis Mühlhausen noch durch die Reben und wechseln dann auf den Feuerbachertal Radweg. Durch den Wald, am Bach entlang und auch mal über Felder mit Weitblick, zeigt sich uns dieser Abschnitt sehr abwechslungsreich. Noch mehr Abwechslung bekommen wir, als wir uns kurz vor Zazenhausen etwas verfahren. An der Bundesstraße 27 angekommen, sehen wir ganz kurz mal wieder die Schilder mit der richtigen Richtung. Wir folgen ja schon den ganzen Tag dem schwarzen Pfeil, der uns gegen den Uhrzeigersinn rund um Stuttgart lotst. Leider nur kurz, denn schon haben wir uns wieder „verfranst“ und sind es leid hier im Gewühl der Straßen nach dem rechten Radweg zu suchen. Das Porschemuseum ist gut ausgeschildert und soll unser nächster Anhaltspunkt sein. Am Museum ist auch einiges los. Einen Besuch heben wir uns für später auf und „wurschteln“ uns durch das Betriebsgelände von BOSCH bis wir im Wald dahinter wieder auf unser Radel-Thon Symbol stoßen. Neuwirtshaus und Korntal haben wir dadurch ausgelassen, was wir aber in Kauf nehmen, liegt doch nun ein herrliches, langes Waldstück vor uns, parallel zu Weilimdorf und Wolfbusch. Stuttgart hat schon spannende Stadtteilnamen, oder?! Hinter Wolfbusch radeln wir im Lindental durch den Augenwald, entdecken immer wieder Rastbänke, Grillhütten und auch eine erfrischende Quelle, das Hasenbrünnele. Schon sehr anheimelnd hier, mitten in der Stadt sozusagen.

Und wo sind wir jetzt?
Das Porsche-Museum ist ein abstraktes Bauwerk mit viele Ecken und Winkeln.

Abschluß im Biergarten

Das Schloss Solitude lassen wir rechts liegen, die Wildschweine im Schwarzwildgehege links und auch das Bärenschlössle verschmähen wir heute. Ist es uns doch schon gut bekannt und das Ziel so nah. Stattdessen entdecken wir das historische Schiesshaus im Damgarten Wald, den romantischen Bernhardsbach und rollen immer noch recht entspannt an diesem entlang. Am Ende des Kaufhau genannten Waldstücks, überqueren wir die viel befahrene L 1187 und die Glems, die zu kleinen Teichen angestaut ist, über die neu erbaute Rad- und Wanderbrücke. Der Radel-Thon führt uns nun direkt zum ultimativen Biergarten auf der Strecke. Der Katzenbacher Hof ist so, wie man sich einen Biergarten vorstellt mit Selbstbedienung, schattigen Plätzen unter Bäumen und Schirmen, einem großen Spielplatz und dementsprechend auch viel Trubel. Hier trifft sich Stuttgart: Familien, Wanderer, Biker, Nordic-Talker. Hier gönnen wir uns einen letzten Russn, bevor wir wieder an am Start-/Endpunkt unseres genussvollen Radmarathons ankommen.

Offiziell kein Trinkwasser, aber für ein Abkühlung alle Mal gut – das Hasenbrünnele.

Am Ende liegen dann doch 87,4 km abwechslungsreiche Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter hinter uns. Wir sind rechtschaffen müde und haben doch nicht alles, was am Wegesrand liegt geschafft anzuschauen. Unsere Idee ist, den Radel-Thon vielleicht noch mal in die andere Richtung zu befahren.

 

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Unsere Empfehlungen und Tipps für die Tour:

° Die Strecke ist nicht unbedingt rennradtauglich.

° Nehmt euch Vesper mit, falls die Einkehrmöglichkeiten geschlossen haben!

° Teilt euch eure Kräfte ein!

° Besorgt euch eine aktuelle Karte! Zu kaufen gibt es sie hier: Infothek im Rathaus Foyer /Amt für Sport und Bewegung / Kundenzentrum Stadtmessungsamt, Kronenstraße 20 oder Ihr könnt sie per Mail hier bestellen: radel-thon@stuttgart.de, kostet 5 €.

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5 Antworten zu 84 km rund um Stuttgart – der Radel-Thon

  1. Ich habe Vorgestern mehr als zwei Stunden im Web gesucht, doch ich habe nie einen interessanteren Artikel wie Ihren hier gefunden. Für mich ist er ziemlich brauchbar.
    Würden mehrere Blogger gute Inhalte wie Sie schreiben würden, wäre das
    Internet viel brauchbarer.

  2. Antje sagt:

    Klingt eher nach einer sportlicheren Tour, oder? Für Gelegenheitsradler macht es sicher Sinn, die Tour zu teilen. Dann bleibt auch mehr Zeit im Biergarten :-)

  3. Wieder mal tolle Tipps für Outdoor Liebhaber. Ich frage mich allerdings, wie Thomas auf diesen Heuballen gestiegen ist :)

    • Outdoor Hochgenuss sagt:

      Der “Heuballen-Besteiger” ist ein Freund von uns, der Thomas auf der Tour begleitet hat. Stimmt, die Frage ist berechtigt, vielleicht kann Thomas aufklären?!

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