Die Schneewanderung hinauf zur Schönwetterhütte im Naturpark Sölktäler führt in die weiße Einsamkeit. Skitrubel, Skilifte und laute Hüttengaudi findet man hier in Region Schladming-Dachstein nicht. Dafür gibt es bizarre Eiszapfenskulpturen auf dem Weg hinauf zur Hütte zu entdecken. Wahre kulinarische Köstlichkeiten belohnen nach dem Aufstieg. Der Weg ist gut beschildert und auch ohne Guide ist diese Schneeschuhtour gut machbar. Wer die Wanderung allerdings über die Hütte hinaus in Richtung Salzleck ausdehnen möchte, ist mit einem Guide gut beraten. Denn häufig wird diese erweiterte Strecke nicht begangen und im Tiefschnee sind die Wege nicht mehr gut zu erkennen. Allerdings lohnt diese Zugabe, auch bei Nicht-Bilderbuch-Wetter, denn die Eindrücke sind dann nochmal intensiver. Keine Frage bei Sonnenschein und Kaiserwetter sind die Ausblicke grandios.
Bei Sonnenschein kann jeder
… darum trotzen wir dem Wetterbericht und auch der nassen Realität. Wir tragen die Schneeschuhe auf den ersten hundert Metern entlang des Forstweges. Die Strecke hinauf zur Schönwetterhütte ist bereits am Parkplatz mit einem blauen Schneeschuhschild gut ausgewiesen. Auch heute begleitet uns Bergguide Heli Rettensteiner, der einen sehr guten Ruf hier in der Region hat. Mehrmals haben wir schon einen anerkennenden Kommentar geerntet, wenn wir nach dem Namen unseres Tourenbegleiters gefragt wurden. „Macht euch nicht nur von oben auf eine wasserreiche Tour gefasst. Das Urgestein der Schladminger Tauern nimmt kein Wasser auf, das rinnt alles oberhalb“, lautet seine augenzwinkernde Tagesparole zum Start.
Unsere Schneeschuhe beißen sich auch in das glatte Eis
Kontinuierlich führt uns der nur mit einer puderzuckerdünnen Schneeschicht bestäubte eisige Weg durch Nadelwald hinauf. Die Metallzacken unter unseren Schneeschuhen beißen sich gierig in den harten rutschigen Untergrund und das Vorankommen ist kein Problem. Frau Holle gewinnt den Kampf gegen den Regen und dicke Flocken tanzen vom Himmel. Der Winter hat hier an die mit Schwarzbeeren bewucherten Hänge dicke Eiszapfen gezaubert. Irgendwo gurgelt auch ein Gewässer, ansonsten ist es still und einsam. Nur ein paar kleine zarte Fußstapfen, Schuhgröße 35, haben sich heute bereits vor uns hier verewigt. „Die sind bestimmt von der Wirtin der Schönwetterhütte“, erklärt Heli, „die kommt fast jeden Tag hinauf vom Tal und hat den rohen Schweinsbraten im Gepäck!“ Je weiter hinauf wir gelangen desto dicker wird die Schneedecke. Beim Blick hinunter ins Sölktal entdecken wir erstes zartes Frühlingsgrün. Wir passieren die Adamsbauerhütte, die es sich noch im Winterschlaf gemütlich macht. Aus dem mächtigen Kamin aus regionalem Marmor entfleucht kein Rauchwölkchen. Kurz dahinter steht die Schönwetterhütte mit den blau gestrichenen Fensterladen, die heute außer von uns sicherlich kaum Besuch bekommt. „Für die Wanderung hierher hättet ihr mich ja nicht gebraucht“, bescheinigt uns Heli. „Jetzt führe ich euch noch hinauf zum Salzleck!“
Dicke Schneeflocken verleihen unserer Schneeschuhtour etwas Expeditionscharakter
Also geht es nach einer kurzen Aufwärmpause in der Schönwetterhütte nochmal rund 350 Höhenmeter hinauf. Heli macht uns auf die erste Zirbe aufmerksam und lockt uns mit einem Zirbenschnaps bei der Rückkehr zur Hütte. Das Salzleck ist der Vorgipfel des Gumpenecks (2226 m), der von den Einheimischen auch als Pyramidenberg bezeichnet wird. Auf dem Weg nach oben zeichnen wir die ersten Spuren in den unberührten Schnee. Dieser zweite Teil der Tour ist deutlich anspruchsvoller und die Beschreibung der einsamen Sölktäler, trifft hier den Nagel auf den Kopf. Am Gipfel reißt der Wolkenvorhang zumindest kurzzeitig auf und gibt den Blick frei ins Ennstal. Den Abstieg zurück zur Schönwetterhütte gestaltet unser Berg- und Skiführer abenteuerlich, denn wir verlassen die Aufstiegsroute.
Die rettende Idee: Liegestütze im Tiefschnee
„Wenn es zu schnell wird, einfach herumdrehen und wie im Liegestütz herunter rutschen“, ruft er uns zu, lässt sich in den Schnee fallen, um die theoretischen Instruktionen praktisch zu untermauern. Diese Passage macht viel Spaß, aber ist definitiv nur mit einem Guide wie Heli zu empfehlen. Zurück in der Hütte haben wir uns nicht nur den angekündigten Schnaps, sondern auch einen saftigen Schweinsbraten mit Kraut verdient. Die wohlige Wärme des Kachelofens lullt uns ein und wir treten den Rückweg, der identisch zum Hinweg ist nur ungern an.
Infobox zur Tour
Start-/Ziel: Parkplatz Kollar (Gumpeneck)
Länge: 6 km (bis zur Schönwetterhütte und zurück)
Aufstieg: 340 hm zur Schönwetterhütte, weitere 350 hm zum Salzleck
Schwierigkeitsgrad: mittel
Einkehrmöglichkeit: Schönwetterhütte
Infobox zur Region
Wanderkarten/Bücher:
Wanderrouten zwischen Dachstein und Schladminger Tauern, freytag & berndt Verlag, ISBN: 978-3-7079-0414-7
Wander- u. Skitourenkarte, Dachsteingruppe Schladminger Tauern, Kompass Verlag, ISBN: 978-3-85026-211-8
Schneeschuhführer Steiermark, Rother Verlag, ISBN: 978-3-7633-5812-0
Verleiher und Tourenanbieter:
Ski Lenz, Schladming/Rohrmoos
Heli Rettensteiner, Pichl/Schladming
Sport Scherz, Wörschach,
Ski Willy, Ramsau am Dachstein
Unsere Übernachtung:
Hotel Ramsauer Alm, Vorberg 357, 8972 Ramsau
Zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten unter www.schladming-dachstein.at/de/unterkuenfte
Weitere Informationen:
Schladming-Dachstein Tourismusmarketing GmbH, Ramsauerstraße 756, A-8970 Schladming, Tel.: +43 3687 23 310, E-Mail: info@schladming-dachstein.at
Weitere Schneeschuhtouren in der Region Schladming – Dachstein:
Schneeschuhwanderung am Brandriedl in der Ramsau
Schneeschuhtour im Untertal, Dachsteinregion, Schladming
Auf unserer Winterrecherche im Rahmen einer individuellen Pressereise wurden wir von der „Region Schladming-Dachstein“ unterstützt.
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