Dass der Februar nicht die optimalste Wanderzeit für den Nordschwarzwald ist, hatten wir uns zwar gedacht, dass er uns noch ganz andere Abenteuer als verschneite Wege bietet, kam dann doch überraschend. Wieder einmal ist unser Besuch aus Brandenburg angereist und möchte etwas im Südwesten der Republik erleben. Nach einigen Vorschlägen und Abwägungen entscheiden wir uns für den Schwarzwälder Premiumweg Gernsbacher Runde mit Start und Ziel in Gernsbach. Auf der Webseite werden zwei bis drei Tage für die Rundtour um Gernsbach empfohlen, wir nehmen uns mal einen Tag mehr Zeit und noch etwas Puffer, schließlich wollen wir ja viel sehen und genießen.
Gernsbacher Runde – 1. Wandertag von Gernsbach nach Lautenbach
Das Auto lassen wir am Parkplatz der S-Bahn Gernsbach stehen, gehen noch kurz in die Touristinfo, um uns einen Wanderflyer zu holen und machen uns dann auf den Weg. Parallel zu den Bahnschienen, bitte immer links liegen lassen, gehen wir erst mal durch das Industriegebiet mit noch spärlicher Ausschilderung. Das Portal der Gernsbacher Runde baut sich dann aber schon bald mächtig vor uns auf und erklärt uns, was es mit dem Wanderzeichen auf sich hat. Es zeigt die Ebersteiner Rose. Sie ist Teil des Familienwappens der Grafen von Eberstein. Diese waren ein schwäbisches Adelsgeschlecht, das bis zum Erlöschen der Familie 1660 auf Neu Eberstein bei Gernsbach residierte. Sie gründeten mehrere Städte und Klöster und machten aus dem vorher dünn besiedelten Murgtal eine erblühende Gegend und dehnten ihre Besitztümer dadurch erst einmal aus. Das Schloss Eberstein liegt auch auf unserem Weg, doch vorher gilt es noch ein paar Schweißtropfen zu vergießen. Direkt hinter dem Wanderportal geht es stetig bergauf, vorbei an Pferdehöfen, durch Wald und am Bachlauf des Laufbachs entlang. Die Sackpfeifhütte lädt zur ersten Rast ein, sind unsere Beine doch am Anfang des Wanderjahres noch nicht so trainiert. Wir verweilen nur kurz und weiter geht’s über die Laufbachbrücke in Richtung Loffenau. Wir sind schon ziemlich gespannt, welch gigantische Wasserfälle dieses kleinen Bachs uns dort erwarten. Leicht zu finden sind sie nicht, die Laufbachwasserfälle und etwas zweifeln wir ja immer noch, als wir nun an der Ölmühle stehen und dahinter das Wasser runter rauscht. Sind das die Wasserfälle oder doch „nur“ ein künstlicher Ablauf?
Neben der historischen Mühle hat Loffenau auch einen schönen kleinen restaurierten Dorfkern und ein große Kirche zu bieten. Uns steht der Sinn nach einer Einkehr. Eine warme Suppe würde uns jetzt wieder auf Trab bringen. Doch leider hat nichts offen und ich beginne meine Fotoserie mit den „Geschlossen“- und „Ruhetag“-Schildern. So nehmen wir auf unserem Weg zum Etappenziel Lautenbach mit einem kulturellen Highlight vorlieb und werfen einen kurzen Blick in die Illertkapelle. Doch der Hunger und die Ungewissheit treibt uns weiter hinab ins Dorf und ich kann meine Eben begonnene Fotoserie gleich weiterführen. „Heute Ruhetag“ steht an der „Sonne“ in großen Lettern. Doch das drinnen brennende Licht lässt uns mutig klopfen und siehe da, wir haben Glück. Wenn auch nur für die Übernachtung, so haben wir doch jetzt ein Bett gefunden und deftige Mahlzeiten bekommen wir in der Sauna. Ja, richtig gelesen, „Steimer´s Gute Stube“ ist nicht nur eine gemütliche Vesperstube, sondern auch DIE Sauna im Dorf. Wir lassen uns Bier und Rostbraten zwischen Bademänteln und Aufgussmeistern gut schmecken und den ersten Wandertag gemütlich ausklingen.
Gernsbacher Runde – 2. Wandertag von Lautenbach nach Weisenbach mit Übernachtung in Forbach-Langenbrand
Nach dem Frühstück müssen wir direkt wieder hoch zur Illertkapelle und danach noch steiler weiter am Bach entlang bis zum Abzweig Ahornhütte. Unsere erste aussichtsreiche Pause machen wir an der Lautenfelshütte. Die Hütte selber liegt direkt am Weg und auch etwas im Nebel, doch selbst bei diesem Wetter lohnt sich die kurze Kletterei auf den Lautenfelsen. Der Blick über Lautenbach und das kleine Murgtal wird immer wieder von den Nebel- und Wolkenschwaden frei gegeben. Dazu kommen noch die nun wieder angefrorenen Bäume und das mystische Gesamtbild ist perfekt. Der Weg selber ist im Moment nicht mehr so verwunschen, eher schottrig und breit, doch dafür kommen wir etwas schneller zu unserem nächsten Zwischenziel. Schon länger haben wir den plätschernden Bach gegen Spalier stehende Felsen eingetauscht. Je näher wir dem Rockertfelsen und der Elsbethhütte kommen, umso wüster liegen auch die Bäume im Wald quer und geben dem Ganzen einen Anschein von Wildheit und Unberührtheit.
Hier oben stoßen wir auch wieder auf die uns bekannte Murgleiter (eine sehr sportive Wanderung auf 110 km mit üppig Höhenmetern), der wir nach einer kurzen Trinkpause auch ein Stückchen bergab folgen. Ab dem Abzweig nach den „Alten Eichen“ geht parallel zu unserer Route der Reichentaler Panoramaweg und da wir ja die Aussichten und Fernblicke lieben, folgen wir diesem schmalen Pfad und steigen auch gleich nach Reichental ab. Ist mir doch noch von der Murgleiterwanderung her der „Grüne Baum“ als gemütliche und gastliche Unterkunft im Gedächtnis. Tja schön wär´s gewesen, den „Grünen Baum“ gibt’s nicht mehr und wir stehen nun dumm da. (UPDATE März 2017!: Mittlerweile hat der „Grüne Baum“ wieder neue Pächter gefunden und ist auf jeden Fall eine Einkehr wert. Die Kontaktdaten findet ihr weiter unten in den Infos). Etwas entschädigt uns der weitere Weg entlang des Kunstweges am Reichenbach, die Tiroler Heuhütten, die hier mit Kunstobjekten bestückt sind haben sicherlich mehr Aufmerksamkeit verdient, doch da wir noch keine Unterkunft haben, beschleunigen wir die Schritte und gehen zügig weiter nach Weisenbach, unserem heutigen Etappenziel.
Meine kleine Fotoserie – aus der Not geboren
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In Weisenbach kann ich meine Fotoserie fortsetzen, deshalb fahren wir mit der S-Bahn nach Forbach-Langenbrand. Der „Gasthof Ochsen“ nimmt uns auf und wir haben eine Bleibe gar nicht so weit abseits der Gernsbacher Runde gefunden.
Gernsbacher Runde – 3. Wandertag von Forbach-Langenbrand zum Schloss Eberstein mit Übernachtung in Karlsruhe
Voller Elan und gut ausgeschlafen starten wir unsere Tour heute direkt in Forbach-Langenbrand, gehen nicht über den Bahnhof, sondern direkt über einen steilen Anstieg zum Füllenfelsen. Der Felsen gehört zwar nicht zur Gernsbacher Runde, bietet uns aber eine herrliche Aussicht auf Breitwies und das Murgtal. Der dampfende Tee in der Morgensonne tut nicht nur dem Foto gut. Schmale Pfade führen unsweiter vorbei am Sängerheim nach Hilpertsau und hier wieder auf unsere eigentliche Wanderroute. Unser Weg zeigt uns gleich wieder wo es lang geht, nämlich aufwärts. Steil und vorbei am Schwimmbad, dem Sportplatz und dem Schützenheim, kommen wir schließlich zur Antoniuskapelle und haben das Treiben auf dem Schloss Eberstein schon fest im Blick.
Und wirklich, dort oben bekommen wir eine hochherrschaftliche, leckere Suppe und ein kühles Ortenauer Bier gegen den Durst. Die Welt ist hier wieder in Ordnung. Naja fast. Übernachtungsmöglichkeiten zeigen sich für uns in Laufweite leider keine mehr auf der Karte und so gehen wir den sicheren Weg, steil hinunter nach Obertsrot, wohl wissend, dass wir morgen wieder hier hoch zum Schloss müssen. Was uns in Obertsrot erwartet ist die S-Bahn nach Karlsruhe. Wir fordern einen Halt für uns an und verbringen die Nacht in der „großen“ Stadt. Allerdings haben wir nun auch schon den dritten Wandertag hinter uns und von der Runde erst die Hälfte geschafft. Gut dass wir etwas mehr Zeit eingeplant haben.
Gernsbacher Runde – 4. Wandertag von Schloss Eberstein über den Merkur in die Wolfsschlucht
In Karlsruhe starten wir recht früh, da uns durch die Bahnfahrt wieder eine Wanderstunde abhanden kommt. Von Obertsrot geht’s den bekannten Weg hoch zum Schloss. Dort sind wir erst gegen 11 Uhr und haben schon wieder Hunger.
Eine Pause mit Blick über die gräflichen Weinberge gönnen wir uns und dann geht’s wieder richtig los. Zu Anfang noch auf dem Gernsbacher Sagenweg erreichen wir flux die alte Erzgrube. Es ist hier nichts mehr vom Abbau des Silbererzes zu sehen. Nur ein paar lustige Gesellen stehen noch für die Kamera still und bewachen den schmalen Spalt, der ins Innere des Berges führt. Durch alte Baumbestände und stattliche Douglasien folgen wir der Ebersteiner Rose zur Amandaschau, zur Saulachkopfhütte und Richtung Nachtigall, auch Müllenbild genannt, einem auf dem Höhenrücken zwischen Baden-Baden und Gernsbach gelegenen Gasthaus, das leider gerade Betriebsferien hat. Na wenigstens kann ich meine Fotoserie wieder etwas auffüllen. Langsam nehmen wir es mit Humor und irgendwie sind wir noch immer untergekommen. Hinter dem Binsenwasen mit seiner modernen Schutz- und Vesperhütte mühen wir uns alsbald aufwärts zum Merkur. Von oben bietet sich ein herrlicher Blick in alle Richtungen, nach Baden-Baden, ins Rheintal, oder auch zurück ins Murgtal. Wir nutzen die Sonne und die offene Wirtschaft für eine Stärkung und beratschlagen, wie es weiter gehen könnte. Mit der Merkurbahn nach Baden-Baden wäre die eine Möglichkeit, doch das kostet wieder viel Zeit und liegt abseits unseres Rundweges. Eine zweite Alternative ist das Cafe und Gasthaus Wolfsschlucht. Dass es dort leckere Kuchen gibt weiß ich noch von der Murgleiter, der wir seit dem Binsenwasen auch wieder folgen, doch auch mit der Zimmersuche haben wir diesmal schneller Glück und checken direkt ein. Nur ein minimaler Umweg heute und wir können morgen etwas entspannter in den wohl letzten Wandertag unseres kleinen Abenteuers starten.
Gernsbacher Runde – 5. Wandertag von der Wolfsschlucht nach Gernsbach
Heute ganz ohne Bahnfahrt und lange Umwege, ist auch mal schön! :-) Am Zick-Zack-Weg, ja so heisst der wirklich, treffen wir wieder auf unsere Gernsbacher Runde. Der Weg hat auch schon ein wenig Endspurtcharakter. Erst breit, festgewalzt oder teils asphaltiert oberhalb des Dorfes Selbach auf der einen und Staufenberg auf der anderen Seite, gehen wir über den Höhenrücken leicht aber stetig bergab. Bis wir auf den Lieblingsfelsen treffen passiert eigentlich nicht viel. Und selbst dieser wird für uns seinem Namen nicht gerecht, ist die Aussicht doch etwas verwachsen und wir schon zu verwöhnt von den letzten Tagen. Der Weg dorthin führt durch Kiefernwald und verläuft direkt auf den Felsen, ist aber nach der langen Asphaltstrecke wieder abwechslungsreicher und schön zu gehen. Über die Weinau begleitet uns nun der Obstlehrpfad am Reha-Zentrum vorbei bis zum Bahnhof, wo unser Auto wartet.
FAZIT:
Die Gernsbacher Runde ist eine schöne und abwechslungsreiche Rundwanderung. Mit Ihren regulären knapp 43 km ist sie auch wirklich in zwei Tagen zu schaffen, doch sollte man sich dann vorab um die Übernachtung kümmern. Wir haben fünf Tage gebraucht. Diese fünf Tage haben wir nicht nur vertrödelt, sondern viel Zeit mit der Unterkunftssuche und den damit verbundenen Bahnfahrten verbracht. Es war für uns aber auch eine gute Erkenntnis, dass wir immer die Möglichkeit haben aus der Runde auszusteigen und mit der Stadtbahn in die eine oder andere Richtung zu fahren und der Schlaflosigkeit somit zu entkommen.
Hier unsere Tipps für Unterkunft und Einkehr:
° in Gernsbach z.B. nach einer längeren Anfahrt vor und nach der Tour: *Hotel Romantiklandhaus Hazienda*
° in Reichental den Gasthof *Grüner Baum*
° in Lautenbach das *Hotel Sonne* und *Steimer´s Gute Stube*
° in Forbach-Langenbrand den *Landgasthof zum Ochsen*
° in Karlsruhe das Hotel *Acora* zum Übernachten und das Lokal *Vogelbräu* zur Einkehr
° zwischen Baden-Baden und Gernsbach liegt das Hotel und Cafe *Wolfsschlucht* und wer noch etwas Abwechslung braucht oder wenn die *Wolfsschlucht* belegt ist, kann man auch den *Wolpertinger* besuchen.
Folgende Wanderkarten sind in der Touristinformation erhältlich:
- Wanderkarte Gernsbacher Runde (als PDF)
Maßstab 1:25.000 - Stadtplan Gernsbach mit Wanderkarte
Maßstab 1:25.000 - Wandern im Tal der Murg
Maßstab 1:25.000 - KOMPASS WK 872 Wander-, Rad- und Langlaufkarte Baden-Baden/Murgtal
Maßstab 1:30.000 für 9,99 € - ATLASCO 229 Wanderkarte Baden-Baden und Umgebung, Murgtal
Maßstab 1:30.000 für 6,00 €
Touristinfo Gernsbach
Igelbachstr.11
76593 Gernsbach
Telefon +49-(0)7224-644-44
Telefax +49-(0)7224-644-64
E-Mail: touristinfo@gernsbach.de
Öffnungszeiten Juni-August:
Mo-Fr: 09.00-12.00 Uhr und 14.00-17.00 Uhr
Sa: 10.00-12.00 Uhr
Öffnungszeiten September-Mai:
Mo-Fr: 09.00-12.00 Uhr und 14.00-16.30 Uhr
Den Fahrplan des Karlsruher Verkehrsverbundes findet ihr auf der Webseite: www.kvv.de/linien-netz/liniennetz-schiene.html
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Das sind ja tolle Ausblicke! Aber ich kann mir gut vorstellen, dass um diese Jahreszeiten die meisten Gaststätten und Unterkünfte noch zu sind.
Sieht doch alles sehr gut begehbar aus, trotz Februar!
Ja, das stimmt. Die Schwierigkeit ist eher, offene Gaststätten und Übernachtungsmöglichkeiten zu finden. Die sind da teilweise noch im Winterschlaf.