Die 15 Löwenpfade im Landkreis Göppingen sind die jüngsten zertifizierten Qualitätswanderwege auf der Schwäbischen Alb. Als erster Löwenpfad wurde die Felsenrunde in Bad Überkingen im Sommer 2017 eröffnet. Diese Wanderung wurde im Sommer 2018 auf Platz 2 der Schönsten Wandertouren Deutschlands gewählt. Auch wir haben diese Strecke schon erobert; Petrus war an diesem Tag etwas launisch, darum können wir leider keine Schäfchenwolken-Fotos präsentieren.
Quellerfrischt in den Startlöchern
Erfrischt von einem Schluck Quellwasser aus der Helfensteinquelle nehmen wir den Zuweg durch den blumigen Überkinger Kurpark zum offiziellen Startpunkt des im Sommer 2017 eröffneten Löwenpfads. Entspannt folgen wir dem Pfad im Zick-Zack hinauf zum Jungfrauenfelsen. Wir genießen die Ruhe, die vielfältigen Grünschattierungen der Natur, das gut gelaunte Vogelzwitschern und entdecken Schlüsselblumen, Veilchen und Orchideen am Wegesrand. Nach 40 Minuten verlassen wir gut temperiert den Wald und erreichen den Jungfrauenfelsen. Um jeden Löwenpfad rankt sich eine Sage, auf der Felsenrunde ist diese eng mit dem Jungfrauenfelsen verknüpft und wie so oft hinterlässt auch sie einen kühlen Schauer auf dem Rücken. Der riesige Felsen lädt förmlich ein ihn zu erkunden und den großartigen Ausblick ins Filstal zu genießen. Nicht zu vergessen die imposanten Wacholderheiden und das gelbe Kirchlein von Türkheim oben am Grat auf der anderen Talseite. Die schön restaurierten Fachwerkhäuser von Bad Überkingen stechen einem von hier oben förmlich ins Auge. Spätestens bei der Rückkehr in den Ort sollte man sich die aus der Nähe anschauen. Ein besonderer Blickfang ist der kegelförmige, an einen Vulkan erinnernde Berg: der Weigoldsberg. Offensichtlich hat er die Macher der Löwenpfade ebenfalls ziemlich beeindruckt, denn er ziert auch die Aufmacherseite der Löwenpfad-Wanderbroschüre.
Aufstieg zu geologischen Prachtstücken
Nach dem bewältigten rund 200 Höhenmeter langen Aufstieg, haben wir dann die anspruchsvollste Passage bereits gemeistert. Ab jetzt ist die Streckenführung ganz gemäßigt. Eine gewisse Schwindelfreiheit ist von großem Vorteil, denn zur Hausener Wand führt der Weg nah an der Traufkante entlang. Immer wieder finden sich kleine Logenplätze, um den massiven, unter Naturschutz stehenden Felsgiganten, das geologische „Schaufenster“ des Landkreises Göppingen, in seiner ganzen Größe zu bestaunen. Wir sind echt beeindruckt, solche riesigen Steinkolosse gibt es eben (fast) nur auf der Alb. Auch für uns Laien gut erkennbar, sind die unterschiedlichen Gesteinsschichten in grau und ockerfarben: Kalkstein und Mergel. Direkt am Hausener Eck können wir das Albpanorama gemütlich auf einer Bank beschauen, wer Grillzeug dabei hat, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Die unter uns liegenden Fils-Ortschaften reihen sich aneinander wie Perlen auf einer Kette. Hier gibt es wahrlich jede Menge zu entdecken. Stuifen, Staufen, Rechberg, die Drei Kaiserberge, stehen als nächstes auf dem Präsentierteller bereit. Die Grundschule lässt grüßen, denn jedes Schulkind im Großraum Stuttgart hat hiervon garantiert schon gehört. Die Namenszuordnung fällt leicht, denn der Hohenstaufen ist mit dem Häusergürtel unterhalb des Berges besonders gut auszumachen; auf dem Rechberg thront eine Ruine.
Schwäbische Löwenpfad-Stärkung
Über eine Wiesenschleife erreichen wir den Aussichtspunkt Sandgrube und bei Föhn kann man den 170 Kilometer entfernten Säntis erblicken. Hier oben pfeift der Wind ganz ordentlich und dem sprichwörtlichen „Kittel kälter“, den man der Alb nachsagt, ist nichts hinzuzufügen. Nur 200 Einwohner aber zwei Gaststätten gibt es im Ortsteil Oberböhringen. Im schwäbischen Hirsch hängt heute das Ruhetags-Schild im Schaukasten. Wirklich schade, denn die Gaststätte wurde als urige Wirtschaft empfohlen. Aber kein Problem, dann entscheiden wir uns eben für die Einkehr am Golfplatz. Auch hier führt die Runde direkt vorbei. Auch wenn wir nicht unbedingt dem Golfer-Dresscode entsprechen, sind wir herzlich willkommen und die Maultaschen in den verschiedenen Variationen schmecken ausgezeichnet! Petrus hätte wohl von den schwäbsichen Leckereien gerne etwas abbekommen. Denn dass es just als wir wieder die Rucksäcke aufsetzen, beginnt wie aus Eimern zu schütten hätte es nicht gebraucht. Schade, denn die Megaaussicht ist jetzt erstmal Geschichte. Der Felsenpfad umzingelt den Golfplatz, wir landen an einigen Kletterfelsformationen und am Ramsfelsen. Auch hier winken uns die Drei Kaiserberge zu.
Entlang der Geislinger Halbhöhenlagen
Wer sie vorher nicht wahrgenommen hat, hat auf diesem Abschnitt nochmal reichlich Gelegenheit dazu. Anemonenteppiche rollen sich vor uns aus, ein Specht klopft beharrlich vor sich hin, aber keine Menschenseele zu sehen. Vom Dreimännersitz, einer Schutzhütte mit Balkon über Geislingen, schlängelt sich ein sportlicher Waldweg in die Geislinger Halbhöhenlagen. Den Endspurt läutet eine lange blühende Obstbaumwiesen-Passage ein. Diese Passage ist besonders im blühenden Frühling und im Herbst zur Erntezeit eine besondere Augenweide, wie wir finden. Dann stehen wir etwas unvermittelt vor dem Schillertempel, der 1905 zum 100. Todestag des Dichters errichtet wurde. Irgendwie wirkt er hier ein bisschen verloren, ist zumindest unser Eindruck. Viel mehr können wir da doch mit dem kleinen Kirchlein von Türkheim anfangen, das sich uns erneut oben auf der linken Traufseite nun wieder zeigt. Nun sind wir nur noch wenige Minuten vom Startpunkt der Felsenrunde entfernt. Richtig, wir wollten uns ja noch die hübschen Fachwerkhäuser in Bad Überkingen anschauen!
Infobox Löwenpfad Felsenrunde:
Länge: 13,3 km
Höhenmeter Aufstieg: 425 m
Höchster/tiefster Punkt: 748 m/469 m
Kartenmaterial: Die Broschüre mit allen Löwenpfaden kann beim Landratsamt Göppingen (loewenpfade@landkreis-goeppingen.de) angefordert werden. Wanderkarte Löwenpfade/Albtraufgänger, Verlag Michael Welsch Wegweiser, ISBN: 978-3-850269070
Parkmöglichkeiten: : Thermalbad-Parkplatz, Parkplatz der Autalhalle. Von beiden Parkplätzen gelangen Sie nach kurzem Fussmarsch zum Ausgangspunkt der Tour. Der Zuweg zum Startpunkt ist ausgeschildert.
Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke: Golf Club Bad Überkingen, Gasthaus Hirsch Oberböhringen (beide Gaststätten liegen direkt am Wanderweg)
Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe: Bad-Hotel in Bad Überkingen
Genießer-Tipp: Im Thermalbad von Bad Überkingen wird man nach der Wanderung von 25 sprudelnden Düsen wieder löwenfit massiert.
Hubert Mayer vom Travellerblog war auch schon auf der Felsenrunde unterwegs, schaut mal vorbei.
Vielen Dank an den Schwäbische Alb Tourismusverband für die Organisation und Einladung zu diesem Outdoor-Erlebnis im Rahmen einer Pressereise.
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