Kanus-Klöster-Kneipen auf und entlang der Donau von Binzwangen bis Untermarchtal
Kanu fahren auf der Donau im Naturschutzgebiet Donauwiesen auf der Schwäbischen Alb ist ein erholsames Wochenendvergnügen. Die Strecke von Binzwangen bis Untermarchtal ist ideal für Familien mit Kindern an Bord oder Freunde die gemütlich zusammen Paddeln wollen. Die insgesamt 30 Kilometer lange Strecke ist absolut anfängertauglich und aufgesplittet auf zwei Paddeltage genießt man eine schöne Auszeit vom Alltag. In Eigenregie ohne naturkundliche Führung ist die Tour aus Naturschutzgründen vom 30. März bis 30. Juni eines Jahres nicht gestattet!
Genussvolle Einstimmung in der oberschwäbischen Idylle
Bevor wir unsere eigentliche Kanutour beginnen, läuten wir das gemeinsame Wochenende in Zwiefaltendorf bei der Kanueinsatzstelle ein. Dort gibt es mit Blick auf die Donau ein schönes Picknick-Bank-Ensemble, auf dem wir ein gemeinsames „Spätstück“ verspeisen bevor wir von unserem Kanuausrüster dort abgeholt und zu unserer Wunscheinsatzstelle in Binzwangen gefahren werden. Dort starten wir mit unseren Kanadiern, bestückt mit Schwimmweste und unserem Gepäck verpackt in wasserfesten Tonnen und Säcken. In Binzwangen ist die Donau noch ziemlich breit und durch den vielen Regen hat sie eine hohe Fließgeschwindigkeit. Sprich mein hinten sitzender Steuermann war viel stärker gefordert als ich, denn wir kamen auch ohne Paddelschläge gut voran. Der Ort Binzwangen, der links der Donau und Einsatzstelle liegt, zeigt sich uns nur durch eine schmucke Kirchturmspitze.
Binzwangen nach Riedlingen – verfahren fast unmöglich
Die rund 7,5 km auf der Donau bewältigen wir mühelos. Auf diesem Abschnitt ist der Fluss auch noch relativ breit und ähnelt etwas einer „Kanuautobahn“. Zum vertraut werden mit dem Material und den Mitinsassen aber eine ideale Strecke. Es erwartet uns die eine oder andere Mini-Stromschnelle, die Dank der Strudel schon gut im Voraus zu erkennen ist. Schöne Abkühlung für den vorne Sitzenden denn Spritzgefahr ist inklusive. Unsere paddel-taugliche Kleidung: schnell trocknende kurze Hosen und T-Shirts sowie Trekking-Sandalen bewähren sich hier schnell. Ein weiteres Muss: Sonnencreme und –mütze, denn auch wenn sich die Sonne hinter den Wolken versteckt, kriegen wir sie zu spüren. Kurz vor Riedlingen teilt sich der Fluss um eine Insel herum, hier mit dem Kanu links halten und nicht die Treppe rechts frühzeitig als Portage interpretieren.
Riedlingen begrüßt uns mit schönen restaurierten Fachwerkhäusern. Dann ist Konzentration angesagt: Kurz vor dem Wehr und dem Umtrage-Ausstieg durchfahren wir eine Brücke und müssen dann zügig ans rechte Ufer paddeln, um nicht unfreiwillig zum Wehr hinuntergezogen zu werden. Nach dem Ausstieg und einer kurzen rutschigen Portage kommt unser Bootswagen erstmals zum Einsatz, so transportieren wir die Boote und das Gepäck recht mühelos quer über die Wiese zum Wiedereinstieg in den Fluss.
Weißwurst- oder Kulturpause in Riedlingen
Gleich nach dem Wiedereinsetzen steigen wir wenige 100 Meter später nach der Backsteinhalle rechts schon wieder aus. Wir haben uns bei unserem Kanuanbieter Weißwurst und Weißbier vorbestellt, die dort auf uns warten. Wer sich für einen Sightseeing-Trip nach Riedlingen entscheidet, kann das Kanu einfach bei der Umtragestelle auf der Wiese deponieren. Achtung es gibt immer wieder „Spaßvögel“, die den Kanuten die Paddel verstecken. Wir empfehlen darum die Paddel besser mitzunehmen. Nachdem wir Riedlingen passiert haben, begleiten uns immer wieder Radfahrer, denn parallel führt der Donau-Radweg entlang. Wer mag, kann also aus der Kanutour auf der Donau auch einen Kanu-Radtrip machen.
Daugendorf passieren wir nach 3,2 km, es ist jedoch kein Ausstieg möglich. Der Bewuchs rechts und links vom Fluss wird dichter, die Äste in die man in Ufernähe hineinsteuern kann, mehren sich, aber die Fahrt bleibt entspannt. Wir entdecken viele Entenfamilie mit Nachwuchs, denen die ersten Wasserausflüge offensichtlich auch viel Spaß machen.
Zwiefaltendorf lockt zum Ausstieg
Unser heutiges Etappenziel ist das beschauliche Zwiefaltendorf wo wir unseren Tag begonnen haben. Die Strecke von Riedlingen dorthin beträgt rund 10 km und wir haben hierfür ca. 1 Stunde 45 Minuten gebraucht. In Zwiefaltendorf beim flachen und einfachen Ausstieg nutzen wir die Chance gleich noch für ein Bad und eine kleine Wasserschlacht – zugegebenermaßen das Wasser ist ganz schön frisch.
Zwiefaltendorf ist kulinarisch fest in der Hand der kleinen, familiengeführten Brauerei Blank, die dort neben einer Wirtschaft auch Gästezimmer anbietet. Die Brauerei ist echt ein Hit und im gemütlichen angrenzenden Biergarten kann man dieses direkt genießen. Seit 1878 wird hier Bier gebraut, aktuell sind es rund 1000 hl im Jahr. Gelagert wird es in einem einzigartigen Felsenkeller, den man in einer kleinen Führung auch Besichtigen kann.
Da die Unterkunftsmöglichkeiten an der Strecke nicht sehr zahlreich sind, haben wir im Vorfeld reserviert. Auch durch Zwiefaltendorf führt der Donau-Radweg und in der Saison greifen viele Outdoor-Aktivisten auf die Übernachtungsplätze zurück. Das Dorf selbst ist schnell entdeckt: Eine Kirche mit bewohntem Storchennest, ein imposantes Schlösslein, das für Veranstaltungen angemietet werden kann und der Brauereigasthof. Dort kann man auf der Außenterrasse mit Selbstbedienung, fangfrische Forellen speisen und auch der Zwiebelrostbraten hat uns und offensichtlich auch die vielen anderen Gäste überzeugt. Ansonsten steppt kein Bär in Zwiefaltendorf und am Sonntag herrscht bei Blanks Ruhetag!
Kurvenreich windet sich die Donau zwischen Zwiefaltendorf und Obermarchtal
An unserem zweiten Kanutag ändert sich das Gewässerbild deutlich. Die 5 km lange Strecke von Zwiefaltendorf nach Rechtenstein windet sich in vielen Kurven und die Donau zeigt sich hier wesentlich schmaler. Rechtenstein mit seinen laut Informationstafel rund 300 Einwohnern kündigt sich schon aus der Entfernung mit dem gut erhaltenen Turm der Burgruine und einigen Felsen an. Der Ausstieg in Rechtenstein, verbunden mit einer ca. 300 Meter langen Umtrage liegt rechts. Achtung am Ausstieg gibt es einen kleinen schwimmenden Steg, der sich unter Belastung senkt. Wichtig, dass beim Ausstieg das Kanu nicht unter den Steg gelangt, denn sonst kippt das Kanu. Der Wiedereinstieg in den Fluss nach der Portage ist direkt vor der Brücke, eine Bank lädt dort auch zum Vespern ein. Generell gibt es auf der Strecke wenig Einkehrmöglichkeiten, ein prall gefüllter Proviantrucksack trägt zur guten Laune bei.
Rechtenstein und das Kloster Obermarchtal
Wer mag, kann den Zwangskanuausstieg zur Portage in Rechtenstein für den Aufstieg zum Turm nutzen, den Schlüssel gibt es oben. Wir machen nur einen kleinen Abstecher über die Brücke zur Geisterhöhle. Kaum sitzen wir in Rechtenstein wieder im Kanu, sehen wir links oben auf den Felsen den Kirchturm von Talheim blitzen und bald auch die beiden üppigen Klostertürme des barocken Klosters von Obermarchtal. Die oberschwäbische Barockstraße lässt grüßen! Der Aufstieg zum Kloster ist ein Muss. Über einen hübsch angelegten Privatweg vorbei an Gingkobäumen führt der Weg nach oben. Im Kloster gibt es nun auch die Möglichkeit zur Übernachtung in Einzel-, Doppel- und Familienzimmern. Und direkt linker Hand wenn man zum Hauptportal hinausgeht, wurde 2012 auch wieder eine Gaststätte mit Übernachtungsmöglichkeiten zum Leben erweckt. Das freut uns, denn bei unserer letzten Tour in der Region, haben wir in Obermarchtal keine Übernachtungsmöglichkeiten gefunden. Der kleine Ort hat sich herausgeputzt und zumindest einen kleinen Abstecher zum Beine vertreten ist er mehr als wert. Unsere Kanus haben wir schon vor der Klosterbesichtigung auf der Wiese zwischen deponiert und dann ca. 400 Meter um das Wehr getragen. Auch hier ist der Wagen wieder sehr hilfreich.
Bei Nässe rutschig!
Der Einstieg in Obermarchtal ist durch die aufgeweichte Erde sehr matschig und rutschig, aber auch dieses Wissen verhindert Po-Landungen nicht. Unsere letzte Etappe nach Untermarchtal schaffen wir in gut 45 Minuten. Die Meinungen über das Streckenbild gehen in unserer Gruppe stark auseinander. Einige finden die vielen im wasserstehenden abgestorbenen Baumstümpfe sehr inspirierend während es auch Stimmen gibt, „die diesen kleinen Abschnitt nicht gebraucht hätten.“ Den vielen Reihern die uns auch hier wieder überfliegen, scheint es auf jeden Fall zu gefallen. Kurz vor dem Ausstieg kommen die Felsen nochmal direkt herunter bis unmittelbar ins Wasser und oben grüßt eine kleine Kapelle. Ja, Kirchen, Klöster und Kapellen gibt es hier auf der Strecke fast so viele wie Enten und Reiher. Der Ausstieg in Untermarchtal ist rechts vor der Brücke (nicht zu verwechseln mit der opulenten Brücke über die B 311). Dort holt uns dann unser Kanuverleiher samt Ausrüstung wieder ab und bringt uns zurück zu unserem Ausgangspunkt und Parkplatz in Zwiefaltendorf. Alles bestens organisiert! Unglaublich, wie viel Erholung wir in diesen zwei Tagen genießen konnten.
Infobox:
Streckenlänge: Binzwangen–Untermarchtal, ca. 30 km
1. Etappe: Binzwangen–Zwiefaltendorf, ca. 19 km
2. Etappe: Zwiefaltendorf–Untermarchtal, ca. 11 km
Schwierigkeitsgrad: anfängertauglich und auch mit Kindern geeignet
Kartenmaterial:
Kompass Wanderkarte »Oberschwaben Nord« WK 782 (1:50.000; Kompass Verlag;
ISBN 978-3-85026-525-6; 9,95 Euro)
DKV-Gewässerführer Nord-Bayern (DKV Verlag; ISBN 978-3-937743-55-4;
19,95 Euro)
Kanuverleih: KSO Outdoor, Riedlingen
Befahrkeit: Das Naturschutzgebiet Donauwiesen unterliegt einem besonderen Schutz. Vom 1. März bis 30. Juni ist das Befahren der Donau ausschließlich im Rahmen von naturkundlich geführten Bootstouren zulässig. Der Ein- und Ausstieg ist generell nur an den besonders gekennzeichneten Stellen erlaubt.
Übernachtungsmöglichkeiten: z.B. Brauereigasthof Blank, Zwiefalten; Kloster Obermarchtal
Für die Unterstützung ein tolles und fröhliches Wochenende zu erleben, bedanken wir uns bei unseren Freunden und Paddelmodels. :)
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Wäre es möglich anzugeben, wieviele Flußkilometer es von Rechtenstein nach Obermarchtal sind?
Hallo, von Rechtenstein bis Obermarchtal, sind es nicht ganz zwei Kilometer auf der Donau. Reicht das erst Mal als Info? Sonst gerne wieder fragen!
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Hallo Andreas,
vielen Dank für das Feedback. Wir freuen uns, wenn unsere Berichte (wieder) zu eigenen Outdoor-Aktivitäten motivieren.
Viel Spaß bei bei der nächsten Paddel-Tour.
Thomas und Silke
Würde gern in Untermarchtal übernachten ( bin Mitarbeiterin Vinzenz von Paul
Anfängerin und gerne allein paddeln, die 11km als Anfang, ist das möglich? Habe jetzt Irlaub bis 15.08.24
Hallo Martina,
herzlichen Dank für deine Anfrage, die wir leider verspätet beantworten. Wir waren in den vergangenen Wochen selbst auf Recherchen unterwegs und da haben wir die Kommentare nicht immer im Blick. Wir hoffen, du hattest eine schöne Zeit auf deiner Tour und vielleicht magst du ja noch kurz berichten, wie es dir ergangen ist. Viele Grüße Silke u. Thomas
Wirklich super Fotos!
Meine letzte Paddeltour liegt nun schon drei Jahre zurück, doch nun wird es wohl wieder an der Zeit, zurück aufs Wasser zu gehen (Zwar nicht die Donau, sondern die Eider in Schleswig-Holstein) aber man kann sich ja steigern :-)
Viele Grüße
Andreas