Gleich nach dem Jaufenpass erstreckt sich das Passeiertal umrahmt von den Sarntaler Alpen, den Ötztaler Alpen und der Texel Gruppe
Wer die kurvenreiche Strecke über den Jaufenpass gut bewältigt hat, landet im Passeiertal. Das Tal erstreckt sich von Meran bis zu den bekannten Übergängen des Jaufenpasses und des Timmelsjochs. Nicht nur der Fußball-Weltmeister 2014 fühlte sich in der Region wohl. Wir haben dort ebenfalls schon mehrere verlängerte aktivitätenreiche Outdoor-Wochenenden mit vielen Gaumenschmeichlern verbracht. Neben der traumhaften Bergkulisse beim Wandern, Rad fahren und Tarzaning, genießen wir ausgiebig die regionale Küche bei unseren Gastleuten im Jägerhof, die zu den Südtiroler Gasthäusern gehören. Zum Erhalt der Urlaubsstimmung haben wir auch zwei Rezepte für typische Südtiroler Gerichte, das Melchermuas und den Topfenknödel, mitgebracht.
Langsam ankommen auf der Waltner Runde
Unsere Gastgeber Siegi und Irmgard Augscheller begrüßen uns herzlich im Jägerhof und schicken uns nach der Anfahrt gleich noch auf die Waltner Runde, das ist sozusagen die Haustour im zu St. Leonhard gehörenden Ortsteil Walten auf 1.300 hm. Bewegung tut nach der Anfahrt gut und die Waltner Runde mit rund 8 km ist ideal, um die müden Knochen wieder in Schwung zu bringen und einen ersten Eindruck von der Alpenlandschaft zu bekommen. Unser Highlight auf der Tour ist der Wanser Hof je nachdem in welche Richtung man die Runde startet, erreicht man ihn schon nach gut 30 Minuten. Der Hof erinnert uns ein bißchen an die Fernsehsendung wir Kinder von Bullerbü. Das alte Bauernhaus hat innen eine urgemütliche Stube mit Kachelofen, vor dem Haus sitzt es sich wunderbar mit Blick auf die kleine Kapelle und man hat fast immer Gesellschaft von den Ziegen, Pfauen, Hühnern etc. Wer Appetit hat, fragt am besten die Wirtin Silke was es denn gerade gibt. Die Nudelsuppe mit der Angus-Wurst, selbstverständlich von den eigenen Tieren, schmeckt köstlich und macht sehr statt!! Wer nach der Tour wieder am Jägerhof eintrifft, selbst wenn er allen Waltner Gastwirten an denen die Wanderung vorbeiführt einen Besuch abgestattet hat, sollte auf jeden Fall Platz für das leckere Abendessen das Siegi immer zaubert, bereit halten.
Mit dem E-Mountainbike ganz weit nach oben
Wer es gleich etwas sportlicher angehen möchte und sich lieber aufs Bike schwingen mag, der findet hier gleich ganz ordentlich Höhenmeter. Wir hatten geliehen E-Bikes dabei und waren zugegebenermaßen Skeptisch wie die sich in dem bergigen Umfeld auf Schotter wohl so schlagen. Es zeigt sich entlang dem Waltner Rundweg auf den wir uns auch hier zu beginn begeben aber schnell, dass die externen Kraftreserven in diesem bergigen Gelände auch für uns von großem Vorteil sind – ja, dass das Fahren damit richtig fetzt. Übermütig erklimmen wir nach dem Wanser Hof auf 1.419 m auch den steilen Schotterweg zur Wanser Alm. Die vier Unterstützungsstufen des E-Bikes sind kein Schweißstopper, aber wir kommen mit Würde Höhenmeter für Höhenmeter aufwärts. Die Kühe, die rechts und links weiden, beäugen uns neugierig. Die Wanser Alm (1.641 m) ist keine durchgestylte „Hip-Alm“, sondern ganz hemdsärmlich-freundlich kredenzen uns die Wirtsleute Spiegeleier, Bauernwürstel, Kaiserschmarrn und kühle Getränke. Von Juni bis Oktober kann man hier täglich einkehren.
Wir sind im Höhenrausch: Wollen noch mehr und schwingen uns weiter aufwärts gen Moser Alm (1.865 m). Die 2 km ziehen sich in unzähligen geschotterten Serpentinen nach oben. Im „Turbomodus“ fühlt es sich fast an wie „eben fahren“, aber in der „nur“ sportiven Unterstützung geht das echt in die Beine. Aber mal ehrlich, ohne „E“ wäre zumindest ich japsend vom Rad gefallen. Die Moser Alm ist ein lauschiges ruhiges Fleckchen mit einem genialen Ausblick auf die pink blühenden Alpenrosen und sattblauen Vergissmeinnicht.
Dann geht es Downhill 4,5 km wieder den Berg herunter, nicht Schuss – daran hindern uns die vielen „Weideroste“, aber trotzdem haben wir ganz schön Geschwindigkeit drauf! Nach „nur 13 km“ und einem herrlichen Nachmittag kommen wir duschreif im Jägerhof an.Wer keine Lust auf E-Unterstützung hat und mit dem klassischen Mountainbike unterwegs ist, hat auf der Tour garantiert auch viel Spaß und schwitzt sicherlich auch ganz ordentlich!
Kulinarik auf jägerhoferisch
Siegi Augscheller legt in seiner Küche viel Wert auf Regionalität. Mit „seinen“ Erzeugern pflegt er einen langjährigen, intensiven Kontakt und so haben viele der bei ihm verarbeiteten „Rohstoffe“ nur wenige Kilometer auf dem Buckel bis sie in seinen Gerichten landen. In der Morgenpost, die wir jeden Morgen beim Frühstück erhalten, werden auch immer wieder einige der regionalen Produzenten vorgestellt. Auch im eigenen Hotelgärtlein gedeihen Kräuter, Salat und Gemüse und kommen super frisch auf den Teller. Besonders gut gefällt uns auch, dass im Jägerhof viele Rezepturen, die Mutter Augscheller schon gekocht hat, weiterentwickelt werden und noch immer auf dem Teller eine gute Figur machen. Das Melchermuas oder auch die Kaspressknödel gehören z.B. dazu. Wer auf Lebensmittelunverträglichkeiten Rücksicht nehmen muss, ist bei Siegi gut aufgehoben. Ich träume jetzt noch von dem milch- und glutenfreien Kaiserschmarrn.
Topfgucken bei Küchenchef Siegi Augscheller
Einmal pro Woche lädt Siegi seine Gäste am Spätnachmitag auch zum 1,5 stündigen „Topfgucker-Kochkurs“ ein, um ihm beim Kochen genau auf die Finger zu schauen. Die Zeit mit ihm ist definitiv kein Prosecco-Treffen: „Ich möchte euch Kniffe zeigen, die es euch Zuhause in der Küche einfacher machen“, stellt er gleich zu Beginn klar.
Gesagt und schon stecken seine Hände in den alten Semmeln, aus denen die Südtiroler Knödel gemacht werden. „Es gibt hier weit mehr als 100 Rezepturen, das Rezept ist eine Unterstützung, aber man muss sich die Konsistenz der Zutaten einfach genau anschauen“, erklärt er uns. Weitere Tipps gibt er uns z. B. zur Kaiserschmarrn-Zubereitung, ich sage nur: „…das Ei nicht tot schlagen…“!
Jägerhof Rezepturen zum Nachkochen am heimischen Herd
Siegi lässt uns bei unserem Besuch nicht nur in die Töpfe gucken, sondern verrät uns auch zwei seiner Rezepte, eines für das Melchermuas und ein weiteres süßes Geheimnis sind die Topfenknödel mit Kräuterbirne und Preiselbeeren.
Einmal wie Tarzan fühlen
Das ultimative Tarzangefühl verspricht uns Erwin Mairginter, der ausgebildete Bergführer und Erbauer des Geländes an der Passer Schlucht am nächsten Vormittag. Der Parcours, den der Südtiroler über die Jahre kontinuierlicher ausgebaut hat, passt sich wunderbar in die wilde Landschaft ein. Auf seiner Tour kann man sich je nach Vorkenntnissen mit dem Klettersteig gehen, dem Abseilen, Kletterparcours überwinden etc. vertraut machen. Als Highlight gibt es „den ca. 90 Meter langen Flug“ mit 40 km/h über die Passer Schlucht – atemberaubend genial. Der Schrei à la Tarzan ist natürlich inklusive. Kein Grund zur Furcht, Erwin hat alles im wahrsten Sinne fest im Griff, steht er doch auf der anderen Seite und fängt jeden Tarzan und jede Jane sicher ab. Uns hat es einen Riesenspaß gemacht und wir konnten vom Tarzaning gar nicht genug bekommen. Nach so viel Adrenalin ist dann erst mal etwas Chillen in St. Leonhard angesagt.
Schweben über der Passerschlucht
Wer lieber noch weiter seinen Bewegungsdrang ausleben möchte, kann das im 2015 fertiggestellten Passerschluchtenweg tun. Der Weg ist rund 6,5 km lang und führt von St. Leonhard nach Moos oder anders herum. Wer direkt nach dem Tarzaning startet, ist somit schon mitten drin. Einige sehr spektakuläre Stege vermitteln das Gefühl, dass man sozusagen ein weiteres Mal, aber nun mit festem Boden unter den Füßen über die Schlucht schwebt. Die Gehrichtung von St. Leonhard nach Moos finden wir die eindrucksvollere, denn man läuft gegen die Fließrichtung der Passer und damit erwischt man eindeutig die dynamischeren Fotomotive.
Weinprobe im Weinkeller vom Jägerhof
Beim Abendessen auf dem Balkon genießen wir das herrliche Panorama mit Blick auf die Sarntaler Alpen, die Texel Gruppe und die Ötztaler Alpen. Nach einer kleinen Verdauungsrunde präsentiert uns Siegi Augscheller seinen Weinkeller bei einer Südtiroler Weinprobe. Auf rund 8% der Fläche wird in Südtirol Wein angebaut. Rund 5.000 Weinbauern sind in der Region aktiv, der Weißburgunder und der Vernatsch sind flächenmäßig am stärksten vertreten. Siegi arbeitet überwiegen mit den sogenannten freien Weinbauern zusammen. Das sind kleine Betriebe, die ausschließlich ihre eigenen Trauben verarbeiten. „Wir legen keinen Wert auf große Namen, uns ist es wichtig, dass man sich kennt und weiß wie der andere arbeitet“, so der Weinliebhaber über seine Philosophie. Wir verkosten sechs Weine aus der Region: einen Gewürztraminer und fünf Rotweine (Vernatsch, 2x Lagrein, Blauburgunder und Merlot). Für uns ist der Gewürztraminer die größte Überraschung, ist er doch ungewöhnlich trocken!
Siegi gibt zu jedem der Weine und den kleinen Weingütern eine Erläuterung. Wir finden es klasse, mit welcher Lockerheit er die Weine vorstellt: „Es ist vieles Ansichtssache und jeder soll den Wein trinken der ihm schmeckt.“ Zum Glück haben wir es nach dem weinseligen Abend nicht mehr weit in unser Zimmer, das mit unbehandeltem Holz aus der Region ausgestattet ist.
Blau blau blau blüht der Enzian auf der Wanderung
Nach kurzer Anfahrt in Richtung Jaufenpass, starten wir unsere Wanderung zum Fleckner (2.100 m). Wir beginnen in der Nähe der Fleckner Alm, kommen vorbei am Kehler See, an dem Ende Juni ein Open Air Konzert stattfindet. Auf den Wiesen entdecken wir das „Waltner Mähder“, einmal im Jahr im August von Hand gemähtes Gras, das rund 72 Heilkräuter enthält. Im Jägerhof findet man es sowohl auf der Speisekarte z. B. den Passeier Bachsaibling im Heubad und auch in der Heukraxe im Wellness-Bereich – es duftet himmlisch!
Die Wiesen sind gespickt mit blauem Enzian, Alpenrosen in leuchtendem pink und vielen weiteren Blütenschönheiten, die wir zwar nicht namentlich kennen – doch wir genießen einfach das Blütenmeer. Der gelbe Enzian gedeiht erst später und wird dann zum Enzianschnaps verarbeitet, der aber nicht zu unseren Favoriten zählt.
Wir erreichen den Vorgipfel des Fleckners die Fasnachtsspitze und sind berauscht vom Blick auf die Sarntaler Alpen, die Texel Gruppe, die Ötztaler Alpen und den Ortler, natürlich nicht zu vergessen im Tal liegend St. Martin und St. Leonhard. Das Passeiertal ist das ziegenreichste Tal in Südtirol, sagt man und wir glauben das gerne, denn es klingelt und bimmelt entlang unseres Weges. Nach 1,5 h erreichen wir über den Passeier Höhenweg den Fleckner und von dort entdecken wir mit Hilfe unseres Tourenbegleiters sogar die Dolomiten – wow! Zurück geht es über den Jaufener Urweg hinab zur Fleckner Hütte, die erreichen wir nach insgesamt 3 h und dann ist ein kühles Hüttenradler auf der großen Terrasse angesagt! Feste Wanderstiefel, Windjacke und Sonnencreme sind ein Muss auf dieser Tour!
Auch für den Fall, dass ihr in den Bergen nicht gerne alleine mit der Wanderkarte unterwegs seid, hat der Jägerhof vorgedacht. Mehrmals in der Woche werden geführte Wanderungen mit Michl dem Bergführer direkt vom Hotel aus angeboten. Da geht keiner verloren und man erfährt eine ganze Menge was in keinem Wanderführer steht.
Sonnenaufgangswanderung auf den Fleckner
Ein atemberaubend schöner Start in den Outdoor-Tag beschert uns eine Sonnenaufgangswanderung auf die Flecknerspitze. Das Aufstehen gegen drei Uhr morgens (je nach Jahreszeit) ist zwar mühsam und die Laune auf der kurzen Autofahrt bis zur Römerkehre bzw. zum Parkplatz der Fleckner Hütte noch steigerungsfähig. Das Erlebnis ist aber fast unbeschreiblich schön, darum folgt nun auch nur noch ganz wenig Text zu diesem eindrucksvollen Bergerlebnis. Der Aufstieg von der Fleckner Hütte aus dauert gut eine Stunde, man sollte aber ausreichend Zeit einplanen um zwischendurch kleine Fotopausen einzulegen, denn die Lichtstimmung und die Farbgebung ist vor dem Sonnenaufgang einfach wundervoll. Auf jeden Fall auch eine Thermoskanne mit Tee und Kekse für ein erstes kleines Gipfelfrühstück mitnehmen und warm anziehen, Mütze und Zwiebellook sind sehr hilfreich – vor Sonnenaufgang fehlt einfach die wärmende Heizung und Stirnlampe auf jeden Fall einpacken. Neben der Jägerhof Wanderkarte kann Siegi den Weg hinauf sehr gut beschreiben.
Finale Entspannung im Wellnessbereich
Wieder im Hotel genießen wir den herrlichen Wellnessbereich. Geschwitzt haben wir auf der Wanderung schon genug, aber Relaxen in der Finnischen Sauna bei 90 Grad und ein Dampfbad tun gut. Auch die Heukraxe mit dem „Waltner Mähder“ müssen wir zumindest in Augenschein nehmen.
Beim finalen Abendessen, natürlich wieder mit Blick auf das Bergkino, schmieden wir schon Pläne für unseren nächsten Aufenthalt im Passeiertal, denn es gibt hier outdoor noch so viel zu machen, dass wir gerne wiederkommen. Vielleicht ja schon im Winter zum Schneeschuh gehen.
Weitere Infos auf den Webseiten:
Dieses Erlebnis wurde uns mit freundlicher Unterstützung des Wanderhotels Jägerhof ermöglicht.
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Wow die Bilder machen echt Lust auf Urlaub!
Toller Beitrag!
Das Passeiertal steht jetzt auf jeden Fall auf der Liste der Orte, die Ich mir mal gerne genauer anschauen würde. :)
Danke Thomas.
Es lohnt sich auf jeden Fall, ins Passeiertal zu fahren.
Da du uns leider nur ein „@trash-mail Adresse“ hinterlassen hast, haben wir auch die URL entfernt, weil es uns nicht seriös erscheint.
Grüße,
Thomas und Silke.
Hach, tolle Erlebnisgegend für Genusssüchtige. Daumen hoch für den tollen Artikel. Vielleicht sollte ich einfach mal mitkommen zum Knipsing for Runaways. BTW: Kann man beim Tarzaning auch Janing? :-D lg Stefan
Ja geh mal mit! Thomas freut sich garantiert!
Nice photos :)
Aaah! Wie schön! Das Wandern, Canyoning und Abseiling ist jetzt zwar nicht sooo „unser Ding“, aber der Kochkurs, die Weinprobe, die wunderschönen Aussichten und Wellness zum Abschluss – das wär’s jetzt.
Ui, da hattet Ihr ja ein echtes „Rundum-Glücklich-Paket“ mit traumhaften Landschaften, schweisstreibenden outdoor-Erlebnissen und guter Küche sowie einem hübschen Hotel. Das Leben kann so schön sein und Ihr zeigt uns tolle Möglichkeiten auf, ein Wochenende wie einen Urlaub zu gestalten.
Hallo Sabine,
ja da hast du Recht, es ist wirklich traumhaft dort und immer eine Reise wert.
Und so soll es sein, dass wir euch zu schönen Reisen und Zielen inspirieren.
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Wir waren dieses Jahr auch in St. Martin im Passeiertal und waren ebenso begeistert. Wunderschöne Natur, nette Leute und tolles Essen. Wir haben ein paar Wanderungen und Radtouren unternommen und wurden jedes Mal aufs Neue von der schönen Natur überwältigt.
Liebe Grüße, Melanie
Hallo Melanie,
vielen Dank, es freut uns, daß ihr auch tolle Erlebnisse hattet. Wir sind auch bald wieder im Passeiertal und werden dann mal sehen, dass wir auch im Martinerhof auf ein selbstgebrautes Bier vorbeischauen. Klingt interessant dein Link.
Viele Grüße,
Thomas und Silke.
Pingback:Genussvoller Fotokurs in der Bergwelt des Passeiertals
Einfach klasse der Bericht und natürlich wieder mal die Fotos. Vielen Dank.
LG
Siegi
Hallo Siegi,
freut uns, daß dir unser Bericht gefällt. Es war ja auch klasse bei euch und wir kommen bestimmt wieder … zum Schneeschuhwandern vielleicht!? :)
Viele Grüße, Thomas & Silke