Der Genießerpfad Rappenfelsensteig im Rothauser Land im Hochschwarzwald ist etwas für zumindest ein klein bisschen sportlich ambitionierte Wanderer. Der kulinarische Genussfaktor ist auf dieser Strecke mit dem Gasthaus Hirschen äußerst hoch und so sollte man die Tour strategisch planen. Dann hat man nämlich bereits einige Wanderkilometer erobert, sich das Mittagessen wahrlich verdient und steht auch nicht vor geschlossenen Gasthaustüren. Denn zwischen 14:30 und 17 Uhr machen die Wirtsleute Mittagspause.
Strategischer Start
Um zur Mittagszeit im besagten Hirschen einzukehren, beginnen die Tour nicht am offiziellen Startpunkt, der gleich neben der Gaststätte liegt, sondern am Parkplatz Schwarzabruck. Hier überqueren wir die große Straße und gelangen in ein kleines Wäldchen und schon bald kommen wir in den Genuss der neuen Streckenführung. Hier wurde zum Start der Wandersaison 2017 nochmal nachjustiert, um eine etwas längere Asphaltstrecke zu minimieren: Kompliment, das ist für unseren Geschmack gut gelungen. Über eine große Wiesenfläche tauchen wir wieder in den Wald ein, der uns schon einen kleinen Vorgeschmack auf den Bannwald gibt, den wir später durchwandern. Wer Lust hat, kann einen Abstecher zur Löffelkapelle machen, die durch die neue Wegführung nun nicht mehr direkt auf der Strecke liegt. Nach der Waldpassage führt uns der Weg entlang an einem Dammwildgehege, die Kirchturmspitze von Buhlbach zeigt sich und lautes Kettensägengeheule belebt die stille Idylle. Unser Weg führt uns oberhalb des Dorfes am Waldrand durch duftende Wiesen bevor wir ein wahres Vesperplatz-Juwel, die Hölzlehütte erreichen. Der Grillplatz mit plätscherndem Brunnen, der überdachten Hütte und einem unverbauten Blick über die Wiesen ist ein idealer Ort für alle, die einen gut bestückten Proviantrucksack dabei haben. Über die Wiesen führt dann auch unser Weg und nach kurzer Zeit erreichen wir den kleinen Ort Staufen. Am Bürgerhaus gibt es einen Parkplatz und die offizielle Starttafel für die Wanderung.
Einkehr mit Geschmack
Zwischenzeitlich zeigt unser Wandertacho vier km unter den Wandersohlen an und nach einer kleinen Besichtigung der Herz-Jesu-Kapelle freuen wir uns auf ein köstliches Mittagessen im Gasthaus zum Hirschen. Manuela und Helmut Jäger verwöhnen ihre Gäste hier seit mehr als 20 Jahren und verbinden regionale Küche mit Kreativität und was dabei herauskommt, ist einfach zum Niederknien. In der geschmackvoll eingerichteten Gaststube fühlen wir uns trotz Wanderoutfit gut aufgehoben und könnten problemlos noch länger verweilen. Aber wir wollen die Gämse sehen von denen uns der Gastwirt so begeistert vorgeschwärmt hat. Als wir ihn nach dem Standort fragen, antwortet er amüsiert, „die könnt ihr mit ihrem intensiven Geruch nicht verfehlen!“ Zurück auf dem Weg blinzelt uns der premiumzertifizierte Wanderweg schelmisch zu, denn er führt uns in größerem Bogen auf weichem Untergrund in den Wald und hinunter ins Schwarzatal. Der Weg hat Charme und leitet uns vorbei an kleinen mit moosbewucherten Felsen und eine erste Spur von Wildnis macht sich breit. Außer uns ist heute niemand in Wanderlaune und wir genießen die einsamen, stillen Wege. Nach der Straßenüberquerung wird die Ausschilderung des Genießerpfads geringer und wir folgen Berg ab dem gelben Rautensymbol.
Wanderwildnis im Schwarzatal
Die Felsen um uns herum werden größer und größer, die Stille wird abgelöst vom Plätschern der Schwarza, die wir aber erst später zu Gesicht bekommen. Wer sich vorsichtig mal einige Meter vom Weg weg traut, merkt schnell, dass er auf einem gut getarnten Felsvorsprung steht. Rinnsale, Bäume mit zentimeterdickem Moosbewuchs und mit Farn überwucherte Steine erinnern uns an einen Märchenwald. Kurzweilig ist die Strecke bis wir die Schwarza entdecken. Während sie rechts unter uns durch ihr wildes Bachbett sprudelt und unter einem riesigen Baummikado hindurch fließt, türmen sich links von unserem Weg Felsen und Bäume die kräftig durcheinander gewirbelt wurden. Eine mächtige Geröllhalde direkt über uns ist mit giftgrünen Flechten bewachsen und die Sonnenstrahlen geben dem Arrangement einen freundlichen Touch. Der grob geschotterte Weg der uns in Serpentinen nach unten führt, ist breiter als wir erwartet haben, was unserem Urwaldfeeling jedoch keinen Abbruch tut. Die kleine Brücke hinüber zur Muckenlochhütte sollte man auf jeden Fall überqueren. Der Weg führt hier zwar nicht entlang, aber man hat von hier doch einen guten Aufblick hinauf zum Rappenfelsen, den wir nun gleich erobern. Hinauf zum Felsen bewältigen wir einen sehr schmalen und anspruchsvollen Pfad, der zwar keine Klettereinlagen erfordert, aber über Wurzeln und Steine führt. Nach der ersten Passage, die für unseren Geschmack noch viel länger hätte sein dürfen, bekommen wir nach einer kurzen Schotterwegunterbrechung eine Zugabe: noch schmaler und zusätzlich ziemlich abschüssig.
Auf der Suche nach den Gämsen
Unsere Spürnasen lassen uns hier leider im Stich, wir sind auf dem von Helmut Jäger angekündigten Abschnitt, auf dem wir eigentlich die Gämse erst riechen und dann auch sehen können – leider Fehlanzeige! Dafür zeichnet sich, kaum sind wir oben am Namensgeber dieses Genießerpfades angekommen die Alpenkette am Horizont ab. Das wäre eine 1-A-Lage für eine Wellness-Liege, um das Landschaftskino ausgiebig zu genießen. Dafür fehlt hier jedoch der Platz, aber sie ist uns am nahegelegenen Wartbuck versprochen. Nach viel Adrenalinausstoß erreichen wir die Wellness-Liege durch eine ruhige Waldpassage. Die 1000er Höhenmeter-Marke reißen wir auch hier nicht ganz, der Platz am Wartbuck ist fein, aber der Blick hinüber nach Häusern und hinauf zum Staufenkopf kann mit dem Alpenblick nicht ganz mithalten. Dann ist der Ausgangspunkt nach einem kurzen Waldstück auch schon wieder erreicht.
Unser Fazit: Eine sehr abwechslungsreiche Tour, die mit dem Aufstieg zum Rappensteigfelsen eine gewisse Kondition erfordert. Alle Genussfans, die nicht nur das Vesper aus dem Rucksack sondern auch eine Einkehr schätzen, sollten dem Gasthaus Hirschen einen Besuch abstatten. Wir fanden es wundervoll, dass wir auf der gesamten Strecke niemandem begegnet sind, definitiv einer unserer Lieblingsgenießerpfade.
Infobox:
Länge: 12,4 km
Höhenmeter Aufstieg: 408 m
Höchster/tiefster Punkt: 957 m/624 m
Parkmöglichkeiten: Staufen Ortsmitte; Bei den weiteren Einstiegsmöglichkeiten: Wanderparkplatz Brenden, Dorfhalle Brenden, Wanderparkplatz Schwarzabruck Anreise mit dem ÖPNV: Ortenau-S-Bahn (OSB): Haltestellen Oberharmersbach-Dorf oder Oberharmersbach-Riersbach; Bushaltestellen: Dorf oder Firma Schöpf. Nutzung der KONUS-Karte sehr empfehlenswert!
Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke: Gasthaus zum Hirschen, Grafenhausen-Staufen. Mittagspause von 14:30 Uhr bis 17 Uhr in der Planung berücksichtigen.
Genießerpfad-Tipp: Abstecher in die Erlebniswelt der Brauerei Rothaus in Grafenhausen, ca. 15 Minuten Anfahrt.
Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe: Brauerei Gasthof Rothaus
Naheliegende weitere Genießerpfade: Jägersteig am Schluchsee
Vielen Dank an die Schwarzwald Tourismus GmbH für die Organisation und Einladung zu diesem Outdoor-Erlebnis im Rahmen einer Pressereise.
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