Von der Gernsbacher Altstadt nach Schloss Eberstein
Vorbei am Kornspeicher entlang der alten Stadtmauer, durch das Ebersteingässle und vorbei an St. Nikolaus geht es steil hinauf zum Gernsbacher Portal. Auf den rund drei Kilometern zum Schloss Eberstein führt uns der Weg durch Mischwald zur „Schönen Aussicht“ und zur „Luisenruhe“. Eigentlich viel zu schnell oder früh erreichen wir das Schloss, das ein Hotel und zwei Restaurants beherbergt, denn die Schloss-Schänke mit der wunderbaren Platanenterrasse bietet einen genialen Blick hinunter ins Murgtal, wo die Ortschaften wie an einer Perlenkette hintereinander aufgereiht wirken.
Bernd Werner, der Hotel- und Restaurantbetreiber, verfolgt mit dem Sternelokal und der bodenständigen Schänke zwei unterschiedliche Konzepte. Bei unserem Besuch erklärt er, „wir holen jeden Gast ab, egal ob er wandernd, mit dem Fahrrad oder mit dem Cabrio zu uns kommt.“ Leicht angeschwitzt wie wir sind, fühlen wir uns bei herrlichem Sonnenschein auch bestens aufgehoben auf der schönen Platanen-Terrasse. Wer sich in das traumhafte Ambiente verliebt, kann sich hier seit Mitte 2014 auch standesamtlich trauen lassen.
Auf der Terrasse fühlt man sich wie mitten im Weinberg, der sich vor dem Schloss ausbreitet und so ist es naheliegend dort auch ein Gläschen vom Weingut Schloss Eberstein zu genießen. Oder aber sich in der benachbarten Vinothek von Winzer Jürgen Decker, der das Weingut 2012 übernommen hat, den einen oder an Tropfen zeigen zu lassen und zu probieren. Der Sauvignon Blanc trocken von 2013 schmeckt uns ausgezeichnet. Die Vinothek ist am Wochenende geöffnet, aber individuelle Terminvereinbarungen sind jederzeit möglich. In diesem Ambiente könnten wir noch lange verweilen, aber die nächsten 20 km haben es an Höhenmeter in sich und so siegt die Vernunft.
Zäher Aufstieg zum Rockert und wieder hinunter ins schmucke Reichenbachtal
Durch die Weinberge gehts hinunter nach Obertsrot und der Blick immer wieder hinauf zum Schloss wird nicht langweilig. In Obertsrot geht es direkt hinter der Bahnhaltestelle rechts einen kleinen schmalen Weg hinauf und auf den kommenden vier Kilometern schrauben wir uns langsam und mühsam aber stetig 400 Höhenmeter nach oben zur Rockert-Felsen. Zum Glück können wir auf der gegenüberliegenden Seite immer wieder auf das Schloss blicken und irgendwann liegt es deutlich unter uns. Vor der Elsbethhütte wartet dann noch ein bunter Lupinenhang auf uns, solche kleinen Highlights braucht es bei dem Anstieg wirklich. Und dann haben wir die Hütte auch irgendwann erreicht und der Ausblick entschädigt für die zurückliegende Wanderanstrengung. Jetzt ändert sich auch die Wegebeschaffenheit und der Blick – wir kommen vorbei an mächtigen moosigen Felsen und auch die kleine Klettereinlage hinauf zum Dachstein lohnt sich.
Bis ins Reichenbachtal (ungefähr die Etappen-Halbzeit) sind es noch rund drei Kilometer in denen sich die Murgleiter durch den Wald wieder hinunterschraubt. Kurz vor Reichenbach passieren wir noch die idyllische Fatima-Kapelle und kommen im Fachwerkdorf an. Es braucht vielleicht den zweiten Blick bis man die hübschen Details des kleinen Ortes erkennt, uns haben die hübsch verzierten Brunnen, die restaurierten Fachwerkhäuser und die vielen kleinen Wasserwege total begeistert. Wer hier eine Zwischenübernachtung einlegen möchte, hat im Grünen Baum eine bodenständige Möglichkeit.
Alpine Eindrücke in den Hohmisswiesen
Vorbei am Postbrunnen führt uns die Murgleiter weiter in Richtung Endziel Forbach. Auf dieser zweiten Etappenhälfte gilt es wieder einige Höhenmeter zu erklimmen. Wir wandern langgezogen im Wald den Berg hinauf, unten schlängelt sich der Reichenbach entlang und dann entdecken wir die ersten Heuhütten, die uns auch die Wanderbroschüre schon angekündigte. Diese findet man normalerweise nur in den Alpenregionen und sie stehen ausgesprochen „fesch“ da. Weiter geht es Berg an durch den Wald, wo irgendwie immer ein Rinnsal vor sich hin plätschert bis zu den Hohmisswiesen, einer weiteren Ansammlung der Heuhütten. Noch haben wir den höchsten Punkt der Etappe die Hohe Schaar mit 734 m nicht erreicht. So führt der Weg im Hoch und Runter weiter, mit verschiedenen Pausenbänken werden wir immer wieder belohnt. Nach dem Riedberg folgen weitere Heuhütten und dann geht es über einen wirklich schmalen Stock- und Steinpfad steil hinauf zum Latschighang. Die Wegebeschaffenheit bietet ein kleines Wanderabenteuer und so ist der Anstieg zumindest nicht ganz so dramatisch.
Tummelei am Latschigfelsen
Am Latschigfelsen führt auch der Westweg vorbei und da der imposante Felsen auch in vier Kilometern gut von Forbach aus zu erwandern ist, ist hier einiges los. Ein Nummern-Zieh-Automat, um in der kleinen Hütte auf dem Felsen Platz zu finden, wäre durchaus hilfreich. Unser Tipp: Der etwas unterhalb gelegene Aussichtspunkt ist nicht so bekannt und der Blick genauso schön, aber man hat hier viel mehr Ruhe! Zum Abschluss steht nun nochmal ein weiterer Abstieg mit 400 Höhenmetern an und nach der anspruchsvollen Etappe geht das nicht nur auf die Knie sondern auf die Gesamtkondition. Als kleine Belohnung wartet unterwegs nochmals ein Postkartenmotiv auf uns: Heuhütten umrahmt von einem fließenden Bächlein und jede Menge, in sattem gelb blühende Butterblumen. In einem großen Bogen gelangen wir nach Gausbach, durchschreiten das dortige Westweg-Portal und direkt dahinter liegt der Bahnhof. Ideal für alle die nun den Nachhauseweg antreten, wer hier eine Übernachtungspause einlegt, der passiert sicherlich noch die alte, sehr schön restaurierte Holzbrücke, die hier die Murg überspannt.
Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln: Gernsbach, Oberrot und Forbach, www.kvv.de
Wir danken für die freundliche Unterstützung Baiersbronn und der Ferienregion im Tal der Murg.
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