Vom Malerweg im Elbsandsteingebirge, haben wir schon öfter als einen der schönsten Wanderwege Deutschlands gehört, also schnappte sich Thomas seinen Wanderfreund Marcus und nahm die angegebenen 112 km entlang der Elbe unter die Wanderstiefel. So überwältigt von positiven Eindrücken wie nach diesen 7 Tagen, kam er schon lange nicht mehr zurück. Die Charakteristik des Malerwegs ist hinreichend beschrieben und verlaufen kann man sich auch (fast) nicht, dank der guten Ausschilderung, der präzisen Wanderkarten und Broschüren. Die eigenen Erlebnisse am Wegesrand, kann einem allerdings keiner vorweg nehmen und davon gibt es auf jeder Etappe reichlich. Selbst wenn euch die komplette Strecke zu lange ist, möchten wir Appetit machen, wenigstens ein paar Abschnitte dieses Traumweges zu erwandern und selbst zu erleben.
1. Etappe: Pirna-Liebethal – Stadt Wehlen, aller Anfang ist schwer (11,5 km)
Unsere Tour startet auf dem Malerweg ganz herkömmlich in Liebethal. Gleich hier begegnen wir einer freundlichen Sächsin, als wir fragen, wo wir unser Auto für die kommenden Tage abstellen können. „Der kleine Parkplatz nahe der Dorfkirche ist unbewacht, aber trotzdem empfehlenswert, weil etwas ab vom Schuss“, erklärt sie uns. Bevor wir die ersten steilen Stufen hinabstapfen, uns an die schweren Rücksäcke gewöhnen und in die erfrischende Tiefe des Liebethaler Grunds eintauchen, werfen wir noch einen Blick auf die Kirche in dem kleinen Ort. Mit ihrer ersten Erwähnung 1373 ist sie eine der ältesten Kirchen in der Sächsischen Schweiz. Auf Wunsch wird sie auch geöffnet. Wir haben aber jetzt den Wunsch endlich loszuwandern. Die Natur im Grund ist noch etwas gezähmt, doch die plätschernde Wesenitz spendet Kühle und auch Abwechslung für die Augen. Trauen tuen wir unseren Augen dann kaum, als plötzlich ein brachiales Monument vor uns auftaucht. Das Richard-Wagner-Denkmal am Lochmühlenweg im Liebethaler Grund ist mit seiner Höhe von 12,5 m das weltweit größte Wagnerdenkmal und absolut sehenswert.
Einkehrmöglichkeiten sind Mangelware, doch die Natur bieten zumindest Augenschmaus
Die beiden Gaststätten in der Loch- und Daubemühle sind dagegen leider nicht so zugänglich, weil geschlossen. Die Suche nach neuen Pächtern ist aber im Gange und wir haben Hoffnung, das in den nächsten Jahren hier kulinarisch einiges passieren wird. Heute ist Sonntag, wir sind etwas unvorbereitet gestartet und somit auf der Suche nach einer Einkehr. Deshalb verlassen wir in Mühlsdorf unterhalb des Lohmener Schlosses auch kurz den offiziellen Malerweg, um eine geöffnete Wirtschaft zu finden. Leider Fehlanzeige!
Der lange Weg entlang der befahrenen Basteistraße ist keine besondere Freude, umso mehr erfreut uns die Info, dass Lohmen das Tor zum Nationalpark Sächsische Schweiz ist und wir uns der Kernzone nähern. Nun wieder auf dem offiziellen Malerweg, entdecken wir direkt am Wegesrand einen für uns etwas kuriosen Gedenkstein. Er erinnert an u.a. den Sächsischen Bauernaufstand und die Wildvertreibung von 1790. Die beiden anderen Seiten sind auch noch beschriftet, aber was dort steht … lasst euch überraschen. Entlang des Schleifgrundes eröffnet sich dann das wahre Felsenspektakel. Wir laufen durch den Schleifgrund, dann am Uttewalder Grundbach entlang und zwängen uns im Uttewalder Grund durch das gleichnamige Felsentor, welches im 19. Jh. schon ein unbekannter Maler in Lithographietechnik festhielt und es so schon zu früher Berühmtheit kam.
Es gibt immer wieder solche Stellen, an denen Maler und andere Künstler sich vor mindestens 300 Jahren zu ihren Werken inspirieren ließen und sie haben somit zur Namensgebung des Wanderwegs beigetragen. Dann endlich gibt es mit dem Gasthaus Waldidylle eine Möglichkeit unseren „Sonntagshunger“ zu stillen. Ein kleiner Snack soll reichen, denn es ist schon relativ spät. Wir wollen noch bis Stadt Wehlen weiter, dort nach einer Unterkunft suchen und es uns am Ufer der Elbe gut gehen lassen. Den empfehlenswerten Abstecher zur Aussicht auf der Burgruine Wehlen machen wir noch und checken dann im beschaulichen Stadt Wehlen ein. Zum Bauernhäus´l gelangen wir per Minifährfahrt und werden dort bestens bewirtet, mit malerischem Blick auf die Elbe im Licht des Sonnenuntergangs.
2. Etappe: Stadt Wehlen – Porschdorf, der Sachse (m/w) ist gemütlich und wanderfreudig (19,1 km)
Nach der gestrigen Erfahrung wollen wir heute mit Rucksackproviant starten. Es gibt einen kleinen Laden im Dorf, der Getränke und Vorbestelltes verkauft – aber nur am Donnerstag von 8 bis 12 Uhr geöffnet hat – schade! Gott sei dank gibt es noch Tonis Bäckerladen und die Verkäuferin hilft uns mit leckeren Backwaren und wertvollen Streckentipps. Am liebsten wäre sie auch gleich mit gewandert. Wer also nach dem Lesen unseres Berichts hier noch Informationen braucht, geht in die Bäckerei und fragt nach dem Malerweg. Generell treffen wir viele wanderfreudige und freundliche Menschen hier in Sachsen. Jede(r) hier scheint auch schon große Teile „unseres“ Weges gelaufen zu sein, früher oder später. Mit ein paar hundert Gramm mehr im Rucksack machen wir uns nun auf und davon, über die Stufen des Schwarzberggrunds. Steil im Wald bergauf ergeben sich immer mal wieder herrliche Aussichten auf das Elbtal, bevor wir den Steinernen Tisch erreichen. Die historische Gaststätte wird derzeit von drei naturverbundenen Dresdnern restauriert und steht hoffentlich bald wieder für eine Einkehr bereit. Auf der Webseite gibt es ständige Aktualisierungen zur Lage. Im Moment ist Ende 2017 anvisiert. Uns treibt es weiter, wir sind recht zeitig dran und erleben jetzt und hier, um 10.30 Uhr an einem Montag, die Bastei noch relativ leer. Kein Gedrängel um die Aussichtsplätze! Einfach sonnig und genial, wie sich das Elbsandsteingebirge vor und unter uns ausbreitet. Wir können sehr gut verstehen, dass es früher schon so viele Künstler in diese wahrlich inspirierende Landschaft zog.
Labyrinthe, Löcher, Leitern
Durch ein Felsenlabyrinth und die Schwedenlöcher verlieren wir wieder schnell an Höhe und hören schon die Vögelein singen und das Wasser rauschen. Nein, Quatsch, aber über den Amselgrund, den Amselsee und das Amselloch wandern wir zum Amselfall. Hier gibt es auch eine Informationsstelle des Nationalparks, ansonsten ist der Wasserfall lange nicht so spektakulär wie viele andere Naturschauspiele am Wegesrand. An der Hocksteinschänke schlägt uns wieder die sächsische Freundlichkeit entgegen. Eigentlich ist Ruhetag, doch wir dürfen vor dem Gasthaus sitzen und unsere mitgebrachten Sachen in der Sonne verzehren und bekommen sogar noch ein kühles Bier ausgeschenkt. Die Wolfsschlucht schreckt uns nicht ab und so schlängeln wir uns wieder mal durch ein Felsenwirrwarr oberhalb des lieblichen Polenztales bis wir ganz unten ein weiteres Gasthaus in der Sonne liegen sehen. Wir denken kurz darüber nach, ob wir für ein leckeres Essen und weiteres kühles Getränk dahin absteigen würden. Nein würden wir nicht – müssen wir aber doch, denn der Weg schlängelt sich herunter. Der Lohn der Mühe kommt in Form einer überaus leckeren sächsischen Linsensuppe. Heute brauchen wir auch jede Stärkung, geht es doch mächtig bergauf und -ab, meistens auf Stufen und Leitern, was mit den großen Rucksäcken nicht ohne ist.
Ferienlagerfeeling abseits des Weges
Am Brand erhoffen wir uns nicht nur eine schöne Fernsicht, sondern haben auch die Aussicht auf eine Übernachtung in der Brandbaude. Was uns am Vormittag an der Bastei noch zugute kam, wird uns hier zum Verhängnis. In der Vorsaison ist die Baude nur eingeschränkt geöffnet und heute leider nicht. Ab hier geht’s bergab und wir machen wieder einen Abstecher weg vom Wanderweg zur Ochelbaude in Porschdorf. Diese Wander- und Jugendunterkunft empfahlen uns freundliche Mitwanderinnen oben auf dem Brand. Es lohnt sich auf Wanderschaft immer auch den Kontakt zu anderen Outdoorern zu suchen, bekommt man doch so oft die besten Tipps. Die Unterkunft selber ist einfach, sauber und freundlich geführt von Kanu Aktiv Tours. Wir bekommen sogar noch ein Abendmenü, auf weitere Aktivangeboten verzichten wir heute aber. ;)
3. Etappe: Porschdorf – Bad Schandau, alte DDR-Geschichte und ein Ausflug mit der Strassenbahn (9 km)
Das Herbergsfrühstück gibt uns erst einmal genug Kraft für den Abschnitt auf der Straße bis Kohlmühle. Hier, im Tal der Sebnitz, treffen wir auch wieder auf den Hauptmalerweg, lassen uns aber erst noch kurz die Geschichte vom ehemaligen VEB Linoleumwerk und der ZBO Pirna erklären. So richtig gefragt haben wir zwar nicht, aber interessant ist es schon, dass das Gelände von drei Bayern für ganz wenig Geld gekauft wurde und hoffentlich einer neuen Zukunft entgegensieht, die aber für die Anwohner noch ungewiss ist. Eine Kulturfabrik soll es wohl werden. Lassen wir uns überraschen, auf jeden Fall ist das Gebäude einer der größten Lost Places in Europa. Unser Weg führt weiter entlang der Sebnitz bis er nach Altendorf abzweigt. Hier endet offiziell die dritte Etappe und es findet sich auch ein gutes Angebot an Übernachtungsbetrieben und Wirtschaften. Aber wir sind ja erst gestartet, gehen die verwitterten Stufen der Dorfbachklamm hinunter, um später bei der Ostracher Mühle im Kirnitzschtal auf dem Wildschützen- und Jägersteig wieder steile Treppen aufwärts zu steigen.
Der verflixte dritte Tag
Bis jetzt haben wir noch kaum Sachen aus unseren Rucksäcken gebraucht. Es ist doch immer das Gleiche, man schleppt viel zu viel Zeugs mit, heute rächt es sich besonders. Der dritte Tag ist immer der schwierigste, sagt man ja auch. Wir stiefeln noch kreuz und quer durch die Schrammsteine, haben gigantische Aussichten u.a. von der Breite Kluft Aussicht, dann aber auch gigantisch schwere Beine, sodass wir die Tour am Rande der Affensteine für heute beenden. Über die Eulentilke und den Nassen Grund schlittern wir auch tatsächlich ziemlich hinunter ins Kirnitzschtal. Die Haltestelle Waldhäus´l der Kirnitzschtalbahn ist unser Tor nach Bad Schandau, wo wir auf bessere Möglichkeiten für eine Übernachtung hoffen als hier am Bachlauf. Bad Schandau selber liegt nicht direkt am Malerweg, bietet aber aufgrund der Bahnanbindung eine gute Möglichkiet, sich diese hübsche Stadt an der Elbe anzusehen. Eine einfache, private Unterkunft finden wir auch ganz schnell und das urige Kopprasch´s Bierstüb´l ist unser Kneipenhighlight.
4. Etappe: Bad Schandau – Schmilka, auf und ab an Elbe und Kirnitzsch (33,5 km)
Der Wanderbus Nummer 241 bringt uns am nächsten Morgen wieder zurück ins Kirnitzschtal und wir finden am Lichtenhainer Wasserfall wieder auf den Malerweg zurück. Weit über die Grenzen hinaus bekannt ist der Kuhstall (ein spektakuläres Loch im Felsen), den wir nach gut einer halben Stunde Aufstieg erreichen. Nur kurz genießen wir die Aussicht, denn der Tag ist noch jung und wir haben ja gelernt, dass wir am Abend etwas mehr Zeit für die Unterkunftssuche brauchen. So schnell wie es hoch ging, geht’s nun wieder bergab. Da es eine ziemlich feuchte, rutschige Kluft ist, müssen wir mächtig aufpassen, nicht auf den Leitern und Stufen schneller als uns lieb ist unten zu landen. Die Ferkelschlüchte führt uns dann geradewegs wieder an die Kirnitzsch zur Felsenmühle und heißt wohl so, weil wir uns im Matsch ziemlich „eingesaut“ haben.
Mühlen im Tal, Aussichtsreiche Berghütten und ein Dorf, dass ganz auf BIO setzt
Gemächlich über den Flößersteig am Bach entlang spazierend, passieren wir die Neumannmühle, Berghütte und das technisches Museum sowie die Buschmühle bevor wir endlich wieder aufsteigen können. Das Auf-und-Ab begleitet uns auch weiter, runter zur Kleinsteinhöhle und Räumichtmühle, rauf zum großen Pohlshorn, dem Zeughaus und der Goldsteinaussicht.
Der große Winterberg bietet keine so atemberaubende Aussicht, wenn der Turm geschlossen ist, aber dafür ein kleines Nationalpark-Informationszentrum. In diesem Jahr hat auch das Restaurant noch geöffnet, doch benötigt es Unterstützung, um die nächste Saison wieder angehen zu können. Es wir nun auch schon wieder etwas dämmerig, sodass wir den sehr sehr steilen Abstieg rasch bewältigen und ziemlich zügig mit einsetzendem Regen in Schmilka ankommen. Völlig überraschend werden wir hier noch vom Winterdorf empfangen. Bis zum 31.3. ist im kleinen Innenhof des Bio-Hotels „Mühle“ eine Art Weihnachtsmarkt eingerichtet. Die holzbeheizten Badezuber sind dabei die Highlights auf dem Hof. Wir begnügen uns mit einem warmen Getränk am Kaminofen, bevor wir uns frisch machen und das Bio & Nationalpark Refugium Schmilka erkunden. Aus dem kleinen Elbefischerdorf hat ein Investor aus Chemnitz ein Biodorf, mit 100% Ökostrom, eigener Brauerei, Bäckerei uvm. gemacht und sich einen Traum erfüllt …, der aber immer weiter geht und so auch Schmilka immer weiter auf einen neuen touristischen Weg bringt.
Hier gibt es den zweiten Teil des Wanderberichts auf dem Malerweg von Schmilka nach Pirna.
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Idyllisch! Besonders die Strecke entlang des Flusses spricht mich an.
Ja der Blick auf den Fluss ist schon sehr erhaben und lässt Hochgefühle aufkommen. ABER der ganze Weg ist so abwechslungsreich und macht wirklich VIEL Spaß. :)
Den ersten Teil des Malerwegs könnte ich mir für uns vorstellen. Die beiden anderen wären uns wahrscheinlich zu anstrengend, obwohl sie Euren Fotos nach zu urteilen, sicher sehr schön sind.
Es gibt auch immer wieder Teilstücke, auf denen man „nur“ zu den schönen Aussichten oder Berggasthäusern kommt. Das ist dann nicht soo anstrengend. Wir geben euch gerne Tipps dazu.