Im Spreewald in Brandenburg herrscht auch im Winter keine saure Gurken Zeit
Den Spreewald hatten wir als trubelige Sommerdestination abgespeichert – vielleicht ein pures Vorurteil. Trotzdem hatten wir Lust diese Region im Südosten Brandenburgs kennenzulernen. Wir haben unser Schnupper-Wochenende in den kühlen und ggf. nicht so sonnenverwöhnten Dezember verlegt. Unsere Rechnung ging voll auf, so viel vorneweg. Die Region schlummert sanft vor sich hin und wer gerne draußen unterwegs und aktiv ist, kann trubelfrei einiges unternehmen und den einsamen Charme der kleinen Ortschaften und verwaisten Wasserstraßen genießen. Perfekt, um die vorweihnachtliche Pausentaste zu drücken und ein bisschen durchzuatmen.
Durch den Spreewald chillen bei einer winterlichen Kaminkahnfahrt
Die Zielgerade unserer Fahrt kündigt sich mit zweisprachigen Ortseingangsschildern an, denn im Spreewald sind alle Orte auch in Sorbisch benannt. Unser erstes Event erwartet uns in Burg/Borkowy, dort sind wir zu einer winterlichen Kaminkahnfahrt bei der Pension Schlangenkönig verabredet. Als wir ankommen, ist Thomas unser Fährmann schon dabei, unseren Kahn fahrbereit zu machen. Es fehlen nur noch die Kannen mit wärmenden Getränken und unsere abendliche Schnuppertour durch den winterlichen Spreewald nur für uns beide kann beginnen.
Der lodernde Kamin verbreitet eine romantische Stimmung auf dem 9,50 Meter langen und 1,90 Meter breiten Kahn; Fährmann Thomas hat alles sicher im Griff. Er manövriert uns geschickt durch die menschenleeren Wassergassen und wir genießen im Vorbeifahren den Blick auf die massiven alten, auf Steinen gebauten Blockbohlenhäuser. Neben den vielen Details zum Spreewald erzählt uns Thomas, der gebürtige Burger natürlich auch die Geschichte vom Schlangenkönig, der hier an vielen Häusergiebeln prangt. Eindrucksvoll sind auch die vielen Holzbrücken, die wir durchfahren und eine Stimmung wie in Venedig aufkommen lassen. Gefühlt gehört der Spreewald uns alleine. Das einzige Geräusch ist das Plätschern, wenn Fährmann Thomas das Rudel ins Wasser eintaucht. . Die molligen Decken und der Glühwein sind richtig gemütlich und das kleine Kaminfeuer verbreitet eine heimelige Romantik. Nach rund einer Stunde sind wir wieder an der Pension „Schlangenkönig“ zurück und voll im Entspannungsmodus angekommen. Eine kurze Fahrt nach Lübbenau und wir haben unser Nachtlager, das uns in der „Gurkenhauptstadt“ Lübbenau erwartet, erreicht .
Übernachten im Gurkenfass
Wer hätte gedacht, dass es sich in einem Gurkenfass so gemütlich übernachten lässt. Die Familie Hanschick hat sich in zentraler Lage in Lübbenau mit den Gurkenfass-Übernachtungen einen kleinen Traum erfüllt. Uns Outdoor- und Campingfans gefällt diese ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit ausgesprochen gut. Mit einem Durchmesser von rund 2 m und dem einfachen durchdachten Innenausbau bieten die Fässer eine komfortable Liegefläche. Durch das Fenster weht frische Luft herein, der Heizlüfter wirkt Frostbeulen entgegen, und Steckdosen sind vorhanden. Wir können also nicht nur unsere eigenen Akkus aufladen, sondern auch die der mobilen Endgeräte und der Kamera. Das Frühstück für Übernachtungsgäste wird im direkten angrenzenden Café Hanschick serviert.
Durch den Spreewald paddeln kann man auch im Winter
Eine winterliche Paddeltour steht schon ziemlich lange auf unserer Outdoorwunschliste und die Kanu-Winter-Erlebnistour vom Bootsverleih Richter trifft bei uns voll ins Schwarze. Unsere kleine fünfköpfige Paddlergruppe wird mit Kanu, Paddel, Schwimmweste, Spritzschutz und wärmenden Paddelpfötchen (Neopren-Fäustlinge) ausgestattet und dann starten wir unweit des Lübbenauer Hafens zu unserer Wassertour im Spreewalder Biosphärenreservat, das mit rund 475 km Strecke ein wahres Paddel-Eldorado ist. Kaum auf dem Wasser, paddelt jeder in seinem eigenen Rhythmus durch die menschenleeren von Birken und Erlen gesäumten Wasseralleen. In dieser beruhigenden Stille sind Gedanken, um noch nicht besorgte Weihnachtsgeschenke, ungeschriebene Karten etc. Lichtjahre entfernt.
Martin Richter, unser Guide macht uns immer wieder auf die Besonderheiten an Land und auf dem Wasser aufmerksam. Zusammen mit seinem Vater betreibt er den Kanuverleih in Lübbenau und auch noch das erste Kanu+Bike-Hostel im Spreewald. Die „Gurken-Drive-Ins“ an denen die Gurkeneinlegebetriebe im Sommer die bekannten Spreewaldgurken direkt an die vorbeikommenden Paddler verkaufen, finden wir besonders faszinierend. Zu gerne würden wir auch die Briefträgerin auf ihrem Postkahn sehen, die in Lehde, einem Dorf mit Insellage, im Sommer die Briefe auf dem Wasserweg zustellt. Ein weiterer Grund, im Sommer nochmal hierher zu fahren! Unsere Mittagspause verbringen wir auf dem Wasser: Martin zaubert frische Muffins, heiße Schokolade und Glühwein aus seinem Kajak hervor. Die rund zweieinhalb stündige Tour vergeht wie im Flug, ist sehr abwechslungsreich, informativ und mega entspannend. Während die Landschaft im Sommer hier eher einem grünen Dschungel gleicht, bietet die Wasserwanderung in den Wintermonaten den Vorteil, dass man die Landschaft rechts und links beim gemütlichen Vorbeipaddeln wunderbar entdecken kann und nur von schnatternden Entenpaaren begleitet wird. Die Angst vor Erfrierungen war völlig umsonst, wir kamen ziemlich auf Temperatur und könnten noch ewig weiter durch die Kanäle gleiten.
Träumen in individuellen Themenzimmern in der Pension Spreewald in Lübbenau
Wieder an Land, nehmen wir an der Feuerschale vom Bootsverleih noch einen Abschiedsglühwein, um dann in der Pension Spreewelten im restaurierten, ehemaligen Bahnhofsgebäude einzuchecken. Jedes der 12 Zimmer wurde von einem Künstler gestaltet der eine individuelle Verbindung zum Spreewald herstellte. „Zwischen Himmel und Wasser“ heißt unser Zimmer und so fühlen wir uns hier auch. Das Bett hat die Form eines Kahns: Wenn man darin liegt, hat man das Gefühl in den Sternenhimmel zu schauen und von plätscherndem Wasser umgeben zu sein. Das benachbarte Baumwipfel-Zimmer erinnert an ein wunderschönes Baumhaus! Eigentlich sollte man hier gleich mehrere Tage in unterschiedlichen Räumen nächtigen, um die Besonderheiten jedes Zimmers zu entdecken. Da wäre ja auch noch der „Lieblingsplatz des Schlangenkönigs“, …
Wir machen uns auf den Weg zum Schloss mitten im Ortskern von Lübbenau. Gerne hätten wir das englische Teevergnügen ausprobiert, aber leider augebucht.
Spreewald-Kulinarik
Kartoffeln mit Quark und Leinöl, dürfen auf keiner Spreewälder Speisekarten fehlen und selbstverständlich wollen wir diese Hausmannskost auch probieren. In der kleinen kopfsteingepflasterten Altstadt von Lübbenau gibt es einige, urige Gaststätten, wo man sich die regionale Spezialität auf der Zunge zergehen lassen kann. Das bitter schmeckende Leinöl ist gewöhnungsbedürftig, finden wir. Vielleicht braucht es einige Anläufe, bis man mit dem Gericht Freundschaft schließen kann. Wir können uns zumindest noch nicht der Fangemeinde anschließen, das lokale Bier schmeckt uns da schon besser! Beim anschließenden kleinen abendlichen Verdauungsspaziergang treffen wir auf einige besonders märchenhafte Gestalten mit denen wir uns für den nächsten Morgen verabreden. Denn jetzt freuen wir uns auf erholsame Träume in unserem Kahn in der Pension Spreewelten.
Wir sind sehr ausgeschlafen und ein bisschen überrascht darüber. Die Fenster der Pension und auch unser Schlummerkahn hielten wirklich dicht! Nach dem Frühstück starten wir zu unserem Date auf dem Marktplatz. Was uns auf dem Weg dorthin auffällt, sind die mit lustigen Gurkenmotiven bemalten Stromverteilerkästen am Wegesrand. Lübbenau ist sozusagen von Kopf bis Fuß auf Gurken eingestellt und hat sich den Zusatz „Stadt der Gurken“ wahrlich verdient. Perfekt fänden wir es, wenn auch im Winter an den nun etwas verwaist wirkenden Verkaufsständen, die in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen eingelegten Gurken angeboten würden. Da könnten wir durchaus auch schon am Morgen schwach werden. Vor dem Rathaus angekommen, treffen wir unser Date. An der Lübbenauer Kirche erwarten uns der Schlangenkönig und weitere Figuren die in der Spreewalder Sagen- und Mythenwelt zuhause sind.
Frischluft im Spreewald Freilandmuseum
Zum Abschluss machen wir noch eine kleine Wanderung zum Spreewald Freilandmuseum in Lehde, das gleichzeitig auch das älteste dieser Art in Brandenburg ist. Es liegt rund drei Kilometer entfernt und gut ausgeschildert. Das Museumsareal ist im Sommer ein absoluter Touri-Hotspot. Im Winter herrscht tiefer Winterschlaf. Die reetgedeckten Holzhäuser sind verschlossen, aber man kann auf dem schönen Gelände herumspazieren und dem einen oder anderen Kahnfahrer vom Ufer aus zuwinken. Auch die Gaststätten sind in der Winterpause, unser eigenes kleines Vesperbrot, das wir uns vom Hotelfrühstück mitnehmen durften, schmeckt lecker an der frischen Luft.
Auf der Heimfahrt sind wir uns einig: vorweihnachtliche Entschleunigung im Spreewald das klappt!
Den Sommer im Spreewald könnt ihr bei Travellingcarola erleben!
Infobox:
Übernachtung:
- Penion Spreewelten, Lübbenau
- Übernachten im Gurkenfass, Lübbenau
Aktivitäten:
Dieses Erlebnis wurde uns im Rahmen einer redaktionellen Recherche mit freundlicher Unterstützung TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH ermöglicht.
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Pingback:Spreewald – ein Wochenende auf Fließen, Kähnen und Kaupen
Danke für den tollen Bericht. Ich war im Frühsommer im Spreewald. Schon damals habe ich mir überlegt, dass es dort im Winter ebenfalls wunderschön sein muss! Gerne werde ich euren Beitrag verlinken, dann gibt es etwas für jede Jahreszeit :-D.
Tolle Idee, vielen Dank! Wir schauen uns gerne deinen Bericht auch an. Wenn im Frühjahr die Natur erwacht, ist es im Spreewald bestimmt auch sehr schön.
Danke für deine Verlinkung, liebe Carola. Wir haben unseren Winterbeitrag um den Link zu deinem Sommerbeitrag ergänzt. HG Silke u. Thomas