Ob die Sparsamkeit, sowohl Schotten als auch Schwaben treffend beschreibt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Es gibt aber wenn man auf Owen (sprich „Auen“) schaut mindestens eine weitere Gemeinsamkeit – die Liebe zum Whisky. 1988/89 hat in Schwaben als „Whisky-Pionier“ die Familie Gruel erstmalig nach schottischem Vorbild Whisky gebrannt. Prädestiniert durch die vielen üppigen Streuobstwiesen ist das Wissen für das Brennen von Hochprozentigem im beschaulichen Owen unterhalb der Teck schon seit Generationen fest verwurzelt. Ende der 80er Jahre starteten die Gruels den ersten Versuch den aus Malz gebrannten Doppelkorn zu einem geschmackvollen Whisky zu entwickeln.
Aus der Idee wurde eine Erfolgsgeschichte: Großvater Christian und Enkel Immanuel komponieren ihren Schwäbischen Whisky nun im Tandem und zwischenzeitlich gibt es zwei weitere Whiskybrennereien in Owen am Fuße der Schwäbischen Alb. 2012 haben die drei Familienbetriebe den Schwäbischen Whisky-Walk ins Lebend gerufen. Auf der Spazierstrecke von rund 4,5 km lernen wir die drei Familienbetriebe und ihre Whiskys kennen: Neben den Gruels, sind das der Bellerhof der Dannenmanns und der Berghof Rabel von Thomas Rabel.
Whisky erfordert eine feine Nase
„80 % seines Geschmacks zieht ein Whisky aus dem Holzfass in dem er mindestens drei Jahre lang gelagert wird“, erklärt uns Immanuel Gruel, der jüngste Whisky-Brenner in Owen. „Gebrauchte Madeira-, Port-, Bourbon- oder Sherry-Fässer sind prädestiniert für die Whiskyherstellung und diese Zweitverwertung freut natürlich uns Schwaben“, ergänzt er in mitten seines Whiskylagers stehend, schmunzelnd. Wobei gute gebrauchte Fässer zwischenzeitlich sehr gefragt sind und sich das auch auf den Preis niederschlägt, erfahren wir im Vorfeld unserer ersten Verkostung.
Den Whisky der Familie Gruel gibt es in verschiedenen Abfüllungen als Single Malt und Grain unter dem Namen „Tecker“ in Anlehnung an die Burg Teck, die über Owen thront.
Nach der theoretischen Basis geht es an das Verkosten. Hierfür werden wir mit dem Tasting-Equipment ausgestattet: Whisky-Walk-Glas, Tastingkarten, Kugelschreiber und damit unterwegs nichts verloren geht eine Umhängetasche.
Vorsichtig führen wir das gefüllte Gläslein an unserer Nase vorbei, erst mal die Nase nicht komplett ins Glas stecken, lautet die Ansage. „Ich rieche Kokos“, murmelt mein Nebensitzer. Die Inspiration für seine Anmerkung stammt aus der Tastingkarte. Diese liegt neben uns und bietet eine Vielzahl an verschiedenen Duft- und Geschmacksrichtungen wie Torf, Rauch, Schokolade, Medizin oder eben auch Kokos an, um unser Erlebnis in der Nase und auf der Zunge einordnen zu können.
Zugegebenermaßen bin ich ziemlich Whisky-unerfahren und nippe vorsichtig an meinem Glas. Rückblickend machte es mir mehr und mehr Spaß die unterschiedlichen Geruchs- und Geschmacksnuancen der einzelnen Abfüllungen und Produzenten zu entdecken.
Was den Schwäbischen Whisky anbelangt, gibt uns Immanuel Gruel noch mit auf den Wanderweg: „ Der Geschmack des Ländles wird in unsere Whiskys mit eingelagert, z. B. geht der Duft des Bergwiesenheus von der Bassgeige auf die Gerste über und das schmeckt man in unserem Whisky. Das ist kein esoterischer Schnickschnack sondern das bringt den Geschmack im Hintergrund.“
Unter den Fittichen der Whisky-Botschafterin
Die Whisky-Botschafterin Angelika Weiß begleitet uns durch Owen, das mitten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt. Auf dem Weg zum Bellerhof durchstreifen wir den größten Streuobstwiesen-Gürtel Europas. Das Obst ist häufig durch seine Beschaffenheit nicht als Tafelobst geeignet und somit war und ist das Schnapsbrennen in Owen praktisch „ein Muss“. In den Streuobstwiesen gibt es viele alte Obstsorten, die im Laufe der Jahre in Vergessenheit gerieten wie z. B. die Champagner-Bratbirne wieder neu zu entdecken.
Die kurze Strecke zum Hof der Dannenmanns führt uns auch vorbei an satten Gersten- und Alb-Dinkel-Feldern, die selbstverständlich den zentralen Rohstoff für den Schwäbischen Whisky liefern. Mit den Hintergrunddetails, die uns Angelika Weis immer wieder wohl dosiert erläutert, ist der Weg nicht nur ein landschaftlicher Augenschmaus sondern auf charmante Art sehr informativ. Wir erfahren z. B. auch warum die Owener den Spitznamen „Moiakäfer“ (für Nichtschwaben „Maikäfer“) tragen, aber mehr verraten wir an dieser Stelle nicht.
Zwei unterschiedliche Brennphilosophien nur einen Wimpernschlag auseinander
Auf dem Bellerhof werden wir von Susanne und Thomas Dannenmann empfangen. Auf dem Hof stehen einige Chill-Out-Liegen bereit. Die kommen wie gerufen, sind wir doch leicht ermattet durch die erste Whisky-Probe am frühen Nachmittag, der Walk beginnt um 13:30 Uhr, und den intensiven Sonnengenuss. Viel Zeit zum Ausruhen bleibt jedoch nicht, denn auch hier erwartet uns eine informative Führung und natürlich die Verkostung der beiden Whisky-Sorten, die hier seit 1990 destilliert werden. Der in bauchige Flaschen abgefüllte Whisky wird unter dem Namen „Dannes“ vertrieben. Insgesamt blickt die Familie Dannenmann schon seit 1925 auf Brennereierfahrung zurück. Der Betrieb wird als sogenannte Abfindungsbrennerei geführt, im Gegensatz zur ersten und dritten Destillerie, die sogenannte Verschlussbrennereien sind. Auch über diese Unterscheidung erfahren wir einiges auf dem Walk.
Der Nachbar und Dritte im Owener Whisky-Bund Thomas Rabel hat seine Whiskys schlicht und einprägsam nach dem Herkunftsort „Owen“ benannt. Von ihm erfahren wir in „breitem Schwäbisch“ einiges zum Destillier- und Brennvorgang. Der Albdinkel-Whisky schillert uns in der bauchigen Flasche bernsteinfarben entgegen und wir sind gespannt auf die finale Verkostung. Im hübschen Hofladen der Rabels gibt es neben Hochprozentigem aus eigener Herstellung auch allerlei feine Leckereien wie Aufstriche und Marmeladen.
Beschwingt werden wir von Angelika Weis an unseren Ausgangspunkt am Bahnhof begleitet, wo wir gegen 18:30 Uhr wieder ankommen. An dieser Stelle können wir nur dringend empfehlen die Heimfahrt mit der „Schwäbischen Eisenbahn“ anzutreten, sich von einem Chauffeur abholen zu lassen oder einfach noch einen schönen Abend in Owen mit Übernachtung dranzuhängen. Die Teck im Sonnenuntergang zu genießen, können wir nur empfehlen.
Online-Buchung und weitere Informationen:
www.schwaebischer-whisky.com
Weitere Bilder hier:
Vielen Dank an Tourismus Baden-Württemberg für die Organisation und Einladung zu diesem Outdoor-Erlebnis.
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Ein toller Beitrag…!!! Werde das mit meiner Frau in Angriff nehmen… ?
LG aus Baden, Johannes Kühnel
Hallo Herr Kühnel,
das freut uns, wenn wir Sie inspirieren konnten. Erzählen Sie uns doch auch gerne, wie es Ihnen dann gefallen hat.
Viel Spaß auf der Alb und sonnige Grüße,
Thomas und Silke.
Alles prima hier, bis auf die Tatsache, dass nirgends ein Ladengeschäft aufgelistet ist, wo die Produkte auch zu kaufen sind. Ich wohne übrigens in der Nähe von WAIBLINGEN.
Hallo Nicolai,
du hast Recht, das haben wir bisher nicht recherchiert, da du die Whiskies ja direkt bei den Brennern kaufen kannst.
Sodele, jetzt guck mal hier im Onlineshop: http://www.schwaebischer-shop.de/ oder dann auch in Esslingen und Stuttgart beim Enkel Schulz: http://www.enkel-schulz.de/wp/feinkost_esslingen_stuttgart/. Und in Grossheppach gibts auch ein Lädele. :) http://www.weinstadt-whisky.de/produkte/whisky-d-a-ch/
Kannst bitte gerne mal berichten, wie deine Einkaufs- und Trinkerfahrungen waren.
Zum Wohl, Thomas und Silke!
Hallo Thomas,
Kornfelder vor dem Whisky und Kornfelder nach dem Whisky ist ein tolle Idee von Dir. Und ich dachte immer die Kornfelder braucht man zum Whisky herstellen. Gruß Andreas
Andreas, auch, sag ich da nur. ;) Alles Gute von Silke und Thomas.
Ich habe den einen oder anderen Whisky von der Alb schon probiert und finde, die können mit den schottischen absolut mithalten. Der Whisky Walk steht aber noch auf dem Programm.
Der Walk lohnt sich auf jeden Fall. Es sollte vielleicht nicht ganz so warm sein, wie es im Moment hier ist. ;)
Whisky aus dem Schwabenland! Das klingt interessant und ist vielleicht auch mal eine Reise dorthin wert. Danke für den Tipp, Silke
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Ihr habt tolle Bilder geschossen! Und der Beitrag ist gut gegliedert!
Den Blog finde ich aber ein bisschen unübersichtlich, ich glaube, wenn ihr die Schriftgröße verringert, wirkt es nicht so ‚lückenhaft‘ :-) Das Panoramo-Foto im Header ist toll, aber die blaue Schrift kann man nicht so gut lesen :-(
Danke für das Feedback und die Anregungen. Viele Grüße Silke und Thomas