Auf dieser Wanderung spielt die Schwäbische Alb wahrlich viele ihrer Trümpfe aus: Aussichten auf steile Traufkanten, liebliche Albschafe und struppige Wacholderheiden, eindrucksvolle Ausblicke in den Schwarzwald und die Vogesen, geheimnisvolle Pfade und ein urwaldähnliches Felsenmeer. Die Tour ist vom Höhenprofil eher sportiv angelegt und für die 17 Kilometer sollte man einen ganzen Tag einplanen. Zumindest wenn man die schönen Aussichten am Albtrauf für die eine oder andere Vesperpause nutzen möchte.
Aber der Reihe nach! Wir starten in Burgfelden, dem kleinsten, höchst gelegenen, äußerst idyllischen Teilort Albstadts mit hübsch restaurierten Fachwerkhäusern. Schnell erreichen wir ohne Anstrengung den Böllat, mit einer aussichtsreichen Terrasse. Die gibt bei klarer Sicht den Blick nach Straßburg und Freiburg frei. Im Winter stehen die Chancen hierfür deutlich besser. Eine Panoramatafel hilft den Wissbegierigen bei der Bergbestimmung. Alle anderen können auf den zahlreichen Bänken einfach durchatmen und entschleunigen. Die installierten Picknick-Bänke laden zu einer ersten Vesperpause ein. Schade, dass wir gerade erst vom Frühstückstisch aufgestanden sind.
Phantastische Filmkulisse an der Ruine Schalksburg
Der schmale und anspruchsvolle Pfad hinunter ins Wannental sorgt gleich darauf für spürbaren Adrenalinausstoß. Der Weg ist wunderschön von Wurzeln und Felsen durchzogen. Bei Nässe sollte man hier die volle Konzentration auf den Abstieg legen. Unten angekommen wartet ein Grillplatz und ein herrlicher Blick hinauf zum Böllat. Richtig gespannt sind wir auf den Abstecher zu den angekündigten Mammutbäumen. Die drei Prachtexemplare stammen aus der sogenannten Wilhelma-Saat und haben rund 150 Jahre auf dem Buckel. Die Baumriesen strahlen so eine Ruhe aus, dass wir hier spontan eine Pause machen und uns an die Baumgiganten anlehnen.
Ein abenteuerlicher, steiler Pfad führt uns zur Ruine Schalksburg. Wir sind umzingelt von umgestürzten Baumstämmen, verstreuten und zersplitterten Felsbrocken. Eine ideale Fantasy-Filmkulisse mit Gnomen in der Hauptrolle. Kein Gnom, aber der Albsteig (HW1) kreuzt hier unseren Weg. Ein mutiger Feuersalamander im wasserdichten Outfit ebenfalls. Unwillkürlich erinnern wir uns an die geliebten Lurchigeschichten aus Kindertagen.
Und noch ein Lieblingswegabschnitt: das Felsenmeer
Unsere Begeisterung hier oben steigert sich nochmal, als wir uns weiter an den Felsen vorbei zum Aussichtsturm und zum Aussichtspunkt schlängeln. Auf dem „Werner & Jürgen Bänkle“ sitzend, schauen wir hinüber zum Tieringer Hörnle mit der unverkennbaren Abbruchkante. Der Weißjura fletscht hier fast bedrohlich die Zähne! Das ist großes Landschaftskino in der vordersten Sitzreihe! Die 70 Treppenstufen hinauf zum Aussichtsturm bringen uns gefühlt auf Augenhöhe mit dem Böllat (918 m), dem höchsten Punkt der Etappe. Ähnlich anspruchsvoll wie der Aufstieg zur Ruine ist auch der Abstieg. Es geht erneut auf schmalem wurzligen Pfad abwärts. Auch hier würde der eine oder andere Schwabe von einem „Knieschnepperle“ sprechen. Auf dem folgenden Forstweg bleibt Zeit, die Endorphinausschüttung wieder auf ein normales Maß zu regulieren. Wir nähern uns dem Felsenmeer, einem weiteren Höhepunkt der Wanderung. Diesen Abschnitt kennen wir bereits, denn einen Teil der Wanderung haben wir bereits, allerdings aus Richtung Albstadt-Lautlingen kommend, unter die Wandersohlen genommen.
Wandelbarer Heersberg
In den vergangenen Tagen gab es zahlreiche Regengüsse. Der Ausflug in den schwäbischen Dschungel mit den nicht enden wollenden Felsen direkt am Wegesrand, ist uns heute eine zu rutschige Angelegenheit. Wir machen nur einen ganz kleinen Abstecher hinein, um unsere Entscheidung zu bestätigen. Bereits auf den ersten Metern zeigt sich, dass diese Wegpassage heute nicht einfach zu gehen wäre; zu rutschig sind das Laub und die Felsen. Außerdem gefällt es uns auch von der Blickperspektive viel besser, diese spektakuläre Landschaft mit den massiven Felsbrocken und den Moosbärten im Aufstieg zu erwandern. Blickt man in das Felsenmeer hinein, könnte man meinen, dass sich hier einige Riesen zum Felsenweitwurf verabredet hatten. Außerdem reichen uns die fast 12 km die wir in der abgekürzten Variante heute unter die Wanderstiefel nehmen bei diesem Höhenprofil vollkommen aus. Unsere Abkürzung bringt uns auf den Heersberg mit der einzigartigen Wacholderheide in diesem ganz speziellen silbrigen Oliveton.
Wir treten aus dem Wald heraus: Ganz unverhofft bekommen wir einen weiten Blick auf die Hochfläche, die verschiedensten jahreszeitliche Outfits bereit hält. Im Frühjahr sind die Wiesen übersät mit blauen Schusternägeln. Später im Jahr zeigen sich zahlreiche Parasolpilze und Albdisteln; dann präsentieren die Laubbäume ihre bunte Herbstkollektion. Auf einer der Wellnessliegen genießen wir abschließend den Blick auf die gegenüberliegende Schalksburg. Wie schön, dass wir trotz schlechter Wettervorhersage losgewandert sind: über uns blauer Himmel und von Regen keine Spur! Die Alb ist immer für eine Überraschung gut.
Für alle die ihr Vesperbrot noch mit sich herumtragen, ist übrigens der Böllat mit dem schönen Picknick-Bereich nicht mehr weit!
Infobox:
Länge: 16,8 km (Die Tour ist in zwei Etappen teilbar.)
Höhenmeter Aufstieg: 723 m
Höchster/tiefster Punkt: 962 m/670 m
Parkmöglichkeiten: Parkplatz in Albstadt-Burgfelden am Ortseingang oder am Parkplatz Heersberg
Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke: Hotel-Restaurant „Landhaus Post“ , Bergcafé (beide in Albstadt-Burgfelden)
Genießer-Tipp: Die renovierten Fachwerkhäuser mit den bunten Fensterläden und die alte romanische Kirche St. Michaels in Burgfelden sind einfach allerliebst. Kirchenbesichtigung ist jedoch nur auf Anfrage (Reinhard Mayer; reinhardmayer.burgfelden@freenet.de, Tel. 07435 555) möglich.
Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe: Hotel-Restaurant „Landhaus Post“ direkt am Startpunkt der Wanderung in Burgfelden, Hotel Gasthof „Zum Süßen Grund“ in Albstadt-Ebingen, ca. 20 km von Burgfelden (Wanderparkplatz) und 10 km von Lautlingen (Wanderparkplatz) entfernt.
Für weitere Traufgänge Wanderungen können wir die Hossinger Leiter sehr empfehlen.
Vielen Dank an den Schwäbische Alb Tourismusverband für die Organisation und Einladung zu diesem Outdoor-Erlebnis im Rahmen einer Pressereise.
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Das sieht nach ner echt guten Tour aus. Die mehr als 700 Höhenmeter sind natürlich eine Ansage, man sieht ja auf dem Bildern stellenweise schon, wie steil das ist. Ich hätte jedenfalls Lust zum Nachwandern.
Ja, die Tour ist durchaus „spannend“ für die Waden. Aber absolut lohnenswert. Wir lieben diese steilen Albabbrüche und man kommt an einigen vorbei! Weiterhin viel Spaß beim Wandern, vielleicht ja auch auf der Alb.
Grüße Silke & Thomas
Pingback:Die Hossinger Leiter, Traufgang auf der Schwäbischen Alb
Dieser Traufgang ist deshalb mein Favorit, weil wir den mit Euch teilweise laufen durften :-)- Die anderen Wege klingen auch super spannend. Warum dürft ihr den Albsteig nicht mehr HW1 nennen, wo’s sogar auf dem Führer steht?
Der Albsteig soll unter diesem Namen etabliert werden und damit das angestaubte Image das HW1 ablegen.
Es wird aber noch eine Weile dauern … ;)