Locker aber noch grün, sonnen sich die Weißburgunder-Trauben an den Weinstöcken in den steilen Rebhängen. Die erste Steigung auf unserem Radweg durch die Weinberge zwinkert uns fies entgegen. Es gibt keinen sanfteren Umweg, diese 150 Höhenmeter müssen wir bezwingen. Herzlich willkommen auf dem Badischen Weinradweg, der sich durch sieben Anbaubereiche Badens, von der Schweizer bis zur hessischen Grenze zieht. Auf dem durchgängig mit einem roten Symbol ausgeschilderten, rund 400 Kilometern langen Radweg, warten zahlreiche hüglige Herausforderungen, die trotz Akkuunterstützung ziemlich in die Waden gehen. Wir haben diese genussorientiert in acht Tagesetappen erobert.
Weinbaugebiet Markgräflerland, Nr. 1, Badischer Weinradweg
Mit dem Markgräflerland taucht man ein, in das erste Weinanbaugebiet und ist auch wahrlich gleich mittendrin. Rund 3.ooo Hektar Rebfläche gibt es hier. Wir fahren auf den Wirtschaftswegen sozusagen direkt durch den Rebenteppich. Die hier bevorzugt ansässige Traube ist der Gutedel, der auf dem Badischen Weinradweg ausschließlich hier angebaut wird. Im Markgräflerland fordert das Höhenprofil die Akkus der E-Bikes gleich ordentlich und es wird schweißtreibend. Vor dem Isteiner Klotz einem wahren „Trumm“ an Felsen, zieht sich der Weg enorm steil und andauernd durch die Reben hinauf. Hier haben wir echt auch im Turbomodus mächtig zu treten. Neben Müllheim, der Wiege des Weinbaus, ist das historische Staufen ein besonderer Augenschmaus.
Von uns besuchte Weingüter im Markgräflerland:
° Weingut Engler (weingut-engler.de) in Müllheim (Andrea Engler-Waibel ist eine tolle Powerfrau, die den 1892 gegründeten Familienbetrieb weiterführt, mit eigener Handschrift versieht und zu den Gründerinnen von Vinissima zählt.)
° Weingut Rainer Schlumberger (weingut-schlumberger.de) in Sulzburg-Laufen (Hier kann man zu Zwitscherabenden einkehren und trifft vielleicht auch die ehemalige Deutsche Weinkönigin)
° Weingut Peter Landmann (landmann-wein.de) in Staufen im Breisgau (Unbedingt am Weinbrunnen in der Stadt anbremsen!)
Weinbaugebiete Tuniberg und Kaiserstuhl, Nr. 2-3, Badischer Weinradweg
Den Tuniberg umfahren wir auf unserer Tour und beim Blick den Hang hinauf, versuchen wir die Rebstöcke immer wieder zwischen dem Buschwerk zu entdecken. Die wahre Traubenpracht wächst auf dem „Plateau“ der Kalksteinerhebung und ist am besten bei einem Drohnenflug zu erkennen. Am Kaiserstuhl einer der sonnenreichsten Regionen cruisen wir dann wieder direkt durch die Weinberge. Das Vulkangestein heizt sich mächtig auf und trotz Fahrtwind bekommt man viel Abstrahlwärme zu spüren. Einzelne Weinberge strecken sich dominant in den Himmel und diese Hügellandschaft ist schon großes Landschaftskino auf dem Sattel. In den zahlreichen kleinen Weinorten stehen viele Hoftore offen und laden zum Winzer ein. Die Reben der Burgunderfamilien sind hier Zuhause und der Spätburgunder ist die dominierende Rebsorte im größten Weinanbaugebiet auf der Tour.
Von uns besuchte Weingüter im Kaiserstuhl und Tuniberg:
° Weingut St. Remigius (weingut-st-remigius.de) in Niederrimsingen
° Weingut Abril (weingut-abril.de) in Vogtsburg-Bischoffingen (Geschäftsführerin Eva-Maria Köpfer versprüht lässige u. authentische Weinbegeisterung in einem richtig puristischen Ambiente.)
° Weingut Rieflin (rieflin.de) in Vogtburg-Bischoffingen (In der Straußenwirtschaft Gutsschenke „Zum Trotthisli“ kann man gemütlich badische Gerichte genießen.)
Weinbaugebiet Breisgau, Nr. 4, Badischer Weinradweg
Auch im Breisgau gibt es ordentliche Hügel zu erklimmen. Jedoch sind diese nicht so extrem anspruchsvoll wie zuvor. Was nicht schlimm ist;-) Das Breisgau hält seine Rebenlandschaft eher dezent im Hintergrund und manchmal stellen wir uns tatsächlich die Frage „wo genau wächst er denn, der Wein“?! Hier sind der Grau- und Weißburgunder sowie der Müller Thurgau die favorisierten Trauben. Nicht zu vergessen der Spätburgunder, der im Breisgau eine ganz gewichtige Rolle spielt und Malterdingen auch die Wiege des Spätburgunders genannt wird. Die Steillagen des Schlossbergs sind eine absolute Premiumlage auf der er z.B. wächst und gedeiht. Außerdem thront dort auch die Burgruine Lichteneck, die wir direkt vom Radweg aus wunderbar erblicken. In Ettenheim bei der Winzerfamilie Jäger entdecken wir ein museales Kleinod. Joachim Jäger hat zahlreiche alte Weinbaugerätschaften gesammelt und im Museumskeller zusammengestellt. Man könnte dem herzlichen Badener stundenlang bei seinen Erzählungen zuhören. Überraschend und schön ist es für uns, weniger bekannte Orte wie Ettenheim oder auch Lahr, mit dem dominierenden Schutterlindenberg zu erkunden. Die Barockstadt Ettenheim mit dem holprigen Kopfsteinpflaster ist herzallerliebst mit den kleinen Gassen und der tollen gastronomischen Vielfalt.
Von uns besuchte Weingüter im Breisgau:
° Weingut Huber (weingut-huber.com) in Malterdingen (Das badische Weingut, bei dem der Spätburgunder die erste Geige spielt; etwas außerhalb aber für Rotwein-Fans ein Muss.)
° Weingut Jäger (weingut-jaeger.de) in Ettenheim (Winzer Joachim Jäger steckt mit seiner Lebensfreude an und das kleine Wein-Museum ist herzallerliebst eingerichtet.)
° Weingut Weber (weingut-weber.com) in Ettenheim (Neben moderner Architektur gedeiht hier ein vom Großvater initiierter Walnuss-Hain, der zum Chillen einlädt. Überraschend aussichtsreich, die Übernachtung im WoodTent, die im Weinberg möglich ist.)
° Weingut Wöhrle (woehrle-wein.de) in Lahr (Bei den Wöhrles sollte man die „Weindiva“ Auxerrois verkosten; nur ca. 200 Hektar dieser Rebe werden in ganz Deutschland angebaut.)
Weinbaugebiet Ortenau, Nr. 5, Badischer Weinradweg
Im Schwarzwald gibt es nicht nur zahlreiche Tannen, sondern ausgesprochen feine Weinlagen. Eindrucksvoll, wie sich mancher Weinberg bis hoch an die Waldgrenze schmiegt. Hier in der Ortenau kommt neben den Burgunder-Klassikern auch stark der Riesling ins Spiel. Eine der schönsten Streckenabschnitte ist für uns der Anstieg hinauf zum Schloss Ortenberg, das mitten in den Reben thront. Einen großartigen Blick genießt man hier wie auch bereits in den vorangegangenen Anbaugebieten in die Rheinebene und auf die Vogesen. Hinter dem Weingut Ortenberg wartet die Strecke wieder mit richtig sportlichen Herausforderungen auf. Der Abschnitt beim Zeller Abtsberg gehört zu den steilsten.
Radwegstreckenführungen scheinen manchmal wohl auch sehr politisch. Diesen Eindruck haben wir bei Durbach, denn die offizielle Strecke meidet den wunderschönen idyllischen Ortskern. Wir beschildern den Abschnitt für uns individuell und machen einen Abstecher Richtung Oberkirch mit zugegebenermaßen einigen anspruchsvollen, aber lohnenden Passagen. Die Ortenau hat eine sehr große Ausdehnung und wir verbringen hier zwei Etappentage. Hinter Bühl wird es eher etwas „weindürftig“, dafür erwartet uns eine flache Etappe, die nach den vielen Muskelanspannungen ganz wohltuend ist. Mit Ettlingen gelangt man in ein wunderbares Städtchen, das sich lohnt intensiv erkundet zu werden. Zahlreiche Brücken überspannen die Alb und es ist tagsüber viel Leben in den Gassen.
Von uns besuchte Weingüter in der Ortenau:
° Weingut Simon Huber/Weinhotel Pfeffer & Salz (pfefferundsalz-gengenbach.de) in Gengenbach (Bei den Hubers kann man nach der Weinverkostung direkt im Weinhotel schlummern.)
° Weingut Schloss Ortenberg (wso-wein.de) in Ortenberg (Mega Sicht von der Terrasse nach Straßburg; toller Blick in den Holzfass-Keller durch den gläsernen Boden in der Vinothek.)
° Weingut Andreas Männle (schwarzwaldweingut.de) in Durbach (Verkosten in der schönsten Vinothek der Ortenau an einer wundervollen 11 m langen Holztheke.)
° Weingut Börsig (weingut-boersig.de) in Oberkirch (Wein und selbstkomponierte Flammkuchen im wunderschönen Garten- und Weinbergambiente genießen. Alles mit viel Liebe dekoriert.)
° Weingut Siegbert Bimmerle (wein-bimmerle.de) in Renchen (Das Weingut liegt eigentlich auf der Strecke des Badischen Weinradwegs, wir haben es zeitlich leider nicht mehr geschafft für einen Besuch. Da wir aber auch schon auf unserer Naturpark Radrunde im Schwarzwald Mitte-Nord zu Besuch waren, können wir den Wein dort wärmstens empfehlen.)
° Affentaler Winzer eG (affentaler.de) in Bühl. (Der Name der WG weckt die Neugierde; das G´schichtle ist spannend und die Weinverkostung sehr unkompliziert.)
° Staatsweingut Karlsruhe-Durlach (turmbergwein.de), (Kleines, kompaktes Weingut mit toller Lage und sympathischen Mitarbeitern und Produkten.)
Weinbaugebiet Kraichgau, Nr. 6, Badischer Weinradweg
„Sie ist eine Diva und sensibel“, das haben wir einvernehmlich von den unterschiedlichen Winzern entlang der Strecke gehört. Die Rede ist nicht von einem Nachwuchsstar, sondern vom Auxerrois. Die aus Frankreich stammende Rebe gehört ebenso zu den Burgundersorten. Nur rund 200 Hektar davon werden in Deutschland angebaut und ein großer Teil eben auch im Kraichgau. Obwohl es das zweitkleinste Anbaugebiet Badens ist. Wir mögen den fruchtigen, weniger säurebetonten weißen Wein sehr gerne. Beim Radeln durch den Kraichgau sind wir wahrlich gespannt, denn so richtig etwas darunter vorstellen können wir uns nicht. Okay, Bruchsal liegt dort, aber das „Land der 1000 Hügel“ hat wirklich Charme. Grundsätzlich domiert hier der landwirtschaftliche Anbau von Getreide und so nehmen wir es auch war. Aber auf den Flächen, die nicht hierfür genutzt werden konnten und können, gedeihen die Reben auf der großen Bodenvielfalt. Durch die Nähe zu Schwaben, wird auch der Lemberger, hier Blaufränkischer genannt, angebaut. Und die Badische und die Schwäbische Weinstraße treffen sich in der Region: genauer gesagt in Oberderdingen, das sich vielleicht genau deswegen auch so hübsch, aber authentisch „gestylt“ hat. Auch im Kraichgau sind wir begeistert, von den kleinen charmanten Ortschaften mit guter Infrastuktur.
Susanne vom Blog Travelsanne war auch auf den Kraichgau-Etappen des Badischen Weinradwegs unterwegs. Hier findet ihr ihren Bericht. Auch Heiko von People Abroad war auf dem Badischen Weinradweg und hat die Variante über Freiburg gewählt. Hier sein Bericht.
Von uns besuchte Weingüter im Kraichgau:
° Weingut Klumpp (weingut-klumpp.com) in Bruchsal (Modernes biozertifiziertes und biodynamisch arbeitendes Weingut, das sich uns sozusagen direkt vor das Rad wirft. Schöne Terrasse und coole Lounge.)
° Weingut David Klenert (klenert-wein.de) in Kraichtal (Mutiger Jungwinzer, mitten in der Biozertifizierung, der in Coronazeiten auch 500 Weininteressierte bei einer Online-Weinprobe begeistert.)
° Weingut Lutz (weingutlutz.de) in Oberderdingen (Das Weingut auf schwäbischem Terrain bietet ein großartiges Weinberg-Picknick an.)
° Weingut Plag (weingut-plag.de) in Kürnbach (Familienbetrieb im Schwarzrieslingdorf mit einladender Probierstube.)
° Heitlinger Genusswelten (heitlinger-genusswelten.de) in Östringen-Tiefenbach (gleich zwei Weingüter haben hier ihr Zuhause: das Weingut Heitlinger und die Weine der Burg Ravensburg (weingut-burg-ravensburg.de). Der britische Sommelier ist überzeugter und passionierter Weinbotschafter.)
Weinbaugebiet Badische Bergstraße, Nr. 7, Badischer Weinradweg
Auf genau 47 Kilometern übernimmt das siebte und kleinste Weinanbaugebiet den Endspurt auf dem Badischen Weinradweg an. Die Weingüter purzeln uns hier nicht unmittelbar über die Räder, wie wir das am Anfang der Tour im Markgräflerland oder auch am Kaiserstuhl erlebten. Es braucht meist einen Umweg oder Abstecher, der sich aber lohnt. Auf der kurzen Distanz sind natürlich Heidelberg und Weinheim sehr markant. Auch wenn Sightseeing mit bepackten Rädern nicht so einfach ist, lohnt es sich hier Zeit zu verbringen und einige Sehenswürdigkeiten zu erkunden. In Weinheim schnuppert man schon ein bisschen südländisches Flair. Der Blick auf der letzten Etappe reicht hinein in den Pfälzer Wald und auch vom Dialekt ist es interessant zu beobachten, wie dieser sich auf den 470 Kilometern verändert.
Von uns besuchte Weingüter an der Badischen Bergstraße:
° Weingut Clauer (weingutclauer.de) in Heidelberg (Senior-Chef Philipp hat unglaublich viele Anektoden auf Lager und ist begnadeter Jazz-Pianist. Manchmal greift er auch bei einer Verkostung in größerer Gesellschaft gerne in die Tasten.)
° Weingut Max Jäck (weingut-max-jaeck.de) in Schriesheim (Lässige Outdoor-Möbel laden zum Verweilen ein, wenn der tolle Hofladen geschlossen ist, zieht man einfach am Weinautomat eine Flasche.)
° Weingut und Obsthof Schröder (weingut-schroeder.de) in Heddesheim (Der Abstecher weg vom Radweg lohnt sich; die Chillout-Area zum Weingenießen ist wundervoll und neben Wein gibt es dort eingeweckte Obst- und Gemüseleckereien aus heimischem Anbau.)
Unsere Top-Tipps für den Badischen Weinradweg (in der Reihenfolge unserer Etappen):
1) Besichtigung von Staufen
Staufen ist einfach ein wundervolles Städtchen. Oberhalb thront die Ruine, von dort aus genießt man einen herrlichen Blick auf die Altstadt der „Fauststadt“, die Vogesen und die Rheinebene. Der Ritt hinauf zur Ruine ist zwar sehr schweißtreibend, aber wenn man dann mit einem gut gekühlten Sekt, z.B. vom Weingut Peter Landmann, auf einem Bänkchen vor dem alten Gemäuer sitzt, ist alle Anstrengung schnell vergessen. Wer lieber Kondition spart und im Ortszentrum bleibt, der kann sich auch am Weinbrunnen ein Gläschen gönnen. Oder in der zünftigen Straußenwirtschaft mit tollem Innenhof der Familie Wiesler einkehren und kulinarische Bekanntschaft mit der deftigen badischen Küche machen. Aufgepasst, wer im Bächle steht, das sind die kleinen Kanäle, von den Staufen durchzogen ist, dem steht eine Heirat bevor! Wer die belebte Stimmung von Staufen etwas länger genießen möchte, sollte hier die erste Etappe beenden.
2) Das „Gestühl“ in Sasbach-Leiselsheim – der Namensgebung des Kaiserstuhls auf der Fährte
Auf der zweiten Etappe im Kaiserstuhl begeben wir uns auf Pfadfinderspuren und suchen „das Gestühl“, das etwas abseits des Badischen Weinradwegs liegt und der Namensgeber des Kaiserstuhls ist. In Leiselsheim einem kleinen Weinort werden wir mitten in den Weinbergen fündig. Dort thront seit 2005 ein mächtiger Holzstuhl. Auf dieser Gemarkung verläuft eine Straße aus der Römerzeit und es befand sich dort ein „bedeutender“ Gerichtsplatz. König Otto III. hat hier am 22. Dezember 994 einen Gerichtstag abgehalten und somit wurde das Gebirge zum „Königsstuhl“. Verbunden mit seiner Kaiserkrönung 996 wurde der Königsstuhl dann zum Kaiserstuhl umfirmiert.
3) Schlendern durch Gengenbach
Gengenbach in der Ortenau ist ebenfalls ein wahrer Bilderbuch-Ort. Völlig frei von Werbeplakaten zeigt sich der wunderschöne alte Stadtkern mit den zahlreichen Fachwerkhäusern. Die Engelsgasse bietet ein Postkartenmotiv nach dem anderen und direkt daneben die Höllgasse, ist auch einen Abstecher wert. Das Rathaus im Renaissance-Stil verwandelt sich in der Vorweihnachtszeit zum größten Adventskalender der Welt! Einen großartigen Blick über die Stadt hat man vom Niggelturm, der auch das Narrenmuseum beherbergt. Auch Schloss Ortenberg ein weiteres Tourenhighlight kann man von hier oben in ganzer Pracht betrachten. Zwei wunderschöne Stadttore sind mit dem Kinzigtor, durch das wir nach Gengenbach gelangen und dem Obertorturm noch erhalten. Das Wahrzeichen der altertümlichen Schmuckstadt ist das „das Bergle“ mit der Jakobskapelle, auch dort oben lässt es sich ganz wunderbar den Sonnenuntergang genießen. Gengenbach bildet gemeinsam mit Staufen im Breisgau und Endingen, die sogenannten historischen Drei. Glücklicherweise liegen alle drei Orte auch direkt auf dem Badischen Weinradweg und man sollte auf jeden Fall die jeweiligen Besonderheiten des Trios erkunden.
4) Eroberung von Schloss Ortenberg und des gleichnamigen Weinguts
Wahrlich majestätisch erhebt sich Schloss Ortenberg im Kinzigtal und ist das Wahrzeichen der Ortenau. Ursprünglich als Burg der Zähringer erbaut, wurde dieser stolze Bau mehrfach zerstört jedoch glücklicherweise immer wieder aufgebaut. Mit den imposanten Türmen ist das Schloss ein optisches Schmuckstück und Märchenfantasien werden beim langgezogenen Ritt hinauf mit dem E-Bike geweckt. Heute beherbergt das Schloss eine Jugendherberge. Ein toller Fotospot, um die komplette Pracht inkl. Radler in ein Selfie zu bannen, liegt etwas oberhalb des Schlosses mitten in den Reben. Dorthin führt dann auch der weitere Weg zum größten kommunalen Weingut Deutschlands, Weingut Schloss Ortenberg. Hochmotivierte Radler können hier bereits ab 8 Uhr morgens ein Schlückchen verkosten. Von der Terrasse erblickt man mit etwas Glück, die Spitze des Straßburger Münsters und im Rücken macht sich der satte Schwarzwald breit. Der Muskateller Winzersekt extra trocken ist ein wahres Träumle und bringt den Kreislauf für die Weiterfahrt gut in Schwung!
5) Aussicht vom Turmberg bei Karlsruhe-Durlach
Ziemlich überrascht werden wir von Durlach, das uns bisher eher von den Staumeldungen im Radio ein Begriff war. Durch das Baseler Tor gelangen wir in den hübschen Ortskern. Ein Abstecher zum Staatsweingut Karlsruhe-Durlach, dessen Eigentümer die L-Bank ist, macht richtig Spaß. Liegt es doch direkt unterhalb der extrem steilen in Terrassen angelegten Lagen des Turmbergs. Außerdem welche Bank kann schon von sich sagen, dass sie eine Ausbildung zum Winzer anbietet?! Wer nicht nur zu den Reben hinaufschauen möchte, der macht einen sportiven Abstecher hinauf zum Turmberg mit Aussichtsplattform oder nimmt einfach inkl. Fahrrad die Standseilbahn, um hinauf auf den Hausberg von Durlach zu gelangen und die grandiose Aussicht zu genießen.
6) Picknick in den Weinbergen am Derdinger Horn
Bei einem abendlichen Picknick mit einem gut bestückten Picknick-Korb dem Sonnenuntergang zuschauen, das ist ganz großes Outdoor-Kino. Wir erfüllen uns diesen Traum in Oberderdingen und sitzen mit vielen handgemachten Leckereien vom Weingut Lutz an deren Weinberghäuschen auf dem Derdinger Horn mit Blick ins Kraichgau. Pikante Köstlichkeiten wie selbstgemachter Reis- und Tomatensalat, Mini-Fleischküchlein, angemachter Kräuterquark sowie Oliven, Gemüsesticks uvm. sind liebevoll in kleine Gläschen verpackt, frisches Baguette gibt es auch, sowie eine Flasche Secco und Wein nach Wahl. So kitschig schön zelebrieren wir den Abend unserer sechsten Etappe.
7) Heidelberg inhalieren und in Weinheim am Marktplatz chillen
Auf der Zielgeraden des Badischen Weinradwegs gelangen wir nach Heidelberg, wo ja bekanntlich schon viele ihr Herz verloren haben. Die zahlreichen Fahrradwege auf dem Weg in die Innenstadt und auch im Stadtzentrum machen es einfach, die Sehenswürdigkeiten auch auf dem Rad zu entdecken. Unser absoluter Lieblingsplatz ist die kostenfrei zugängliche Scheffelterrasse oben am Schloss. Die Alte Brücke, eines der Wahrzeichen Heidelbergs und die komplette Altstadt liegen uns zu Füßen. Besonders charmant finden wir auch den Blick hinüber zur Weinlage „Op de Bruck“. Denn wir haben dem Weingut Clauer, das dieses besondere Sonnenstück bewirtschaftet einen Besuch abgestattet und nicht ganz zufällig auch ein Fläschchen davon in den Satteltaschen. Mit Steffen Schmid treffen wir auf einen besonders lockeren Gästeführer, der uns die kleinen feinen Geheimnisse im Schloss zeigt. Total fasziniert sind wir von seiner Erzählung vom Hexenbiss, wem der Riss am riesigen Eingangsring auffällt, ist schon auf der richtigen Spur. Auch großartig zu erfahren, dass Heidelberg, nachdem es im 30-jährigen Krieg komplett zerstört wurde, auf dem ehemaligen mittelalterlichen Grundriss im barocken Stil in einem „Bauturbo“ wieder aufgebaut wurde. Steffen verrät uns noch einige seiner Heidelberg-Highlights für alle, die auch etwas außerhalb des Zentrums auf Erkundungstour gehen möchten. „Der Heiligenberg auf der anderen Neckarseite ist ein besonders magischer Ort und führt auch an einer Thingstätte vorbei. Wer noch über das Schloss hinaus möchte, der kann auch auf 1200 Buntsandsteinstufen hinauf zum Königstuhl gelangen oder sich auch einfach in einer spektakulär steilen Fahrt auf den höchsten Punkt Heidelbergs ziehen lassen. Wir haben auf unserer Neckarsteig Wanderung bereits das Vergnügen gehabt. Kurz darauf erreicht man auch schon Weinheim, das wahrlich südliches Flair ausstrahlt. Der Markplatz sprüht vor guter Laune und die Zwei-Burgenstadt ist prädestiniert für alle, die zum Abschluss der Gesamtstrecke nochmal am Badischen Weinradweg übernachten wollen.
Bei diesen Weingütern haben wir vorbeigeschaut und uns herzlich willkommen gefühlt:
Eyecatcher: Weingüter auf dem Badischen Weinradweg, die uns durch ihre besondere Architektur aufgefallen sind
Das Salz in der Suppe auf dem Badischen Weinradweg ist der Kontakt mit den Winzern entlang der Strecke. Eine bunte Mischung aus traditionsreichen Familienbetrieben, aber auch jungen mutigen „Start-up-Winzern“, die sich ausprobieren und experimentieren, erwarten die Radler. Das äußere Erscheinungsbild der Weingüter ist ebenso vielfältig wie die Menschen, die hier mit viel Passion ihren Weinen die jeweils individuelle Stylistik verleihen. Vom romantischen kleinen Weingut im Steinhaus-Outfit, bis zum super stylischen Bauwerk im Glas-Beton-Purismus, ist architektonisch alles vertreten. Hier sind wir wahrlich beeindruckt vom unternehmerischen Mut, den solche Investitionen erfordern! Nie sollte man sich durch das Optikpaket der Weingüter „abschrecken“ lassen, auch in den modernen großen Architektur-Weingüter ist der Empfang nicht weniger authentisch und herzlich. Auch bekennende „Nicht-Weinkenner“ sind immer willkommen!
Infobox Badischer Weinradweg
Charakter/Anspruch:
Die gesamte Strecke mit offiziell rund 470 km (wir sind mit Abstechern 590 km gefahren) verläuft überwiegen auf asphaltierten Wirtschaftswegen, meist wenig befahrenen Straßen und Radwegen. Teilweise sind die Anstiege äußerst anspruchsvoll wie z.B. auf der ersten Etappe vor dem Isteiner Klotz, in der Kaiserstuhl-Region, aber auch in der Ortenau im ersten Abschnitt der vierten Etappe. Auch der Kraichgau, das Land der tausend Hügel, überrascht mit einigen Höhenmetern. Direkt hinter Oberderdingen am Derdinger Horn gibt es eine Passage mit 15%-Steigung, diese kann jedoch auch umfahren werden. Wir empfehlen die Gesamtstrecke auf jeden Fall mit dem E-Bike zu fahren, denn durch das Gepäck bewegt man einiges Gewicht. Der Fahrspaß und Genuss ist aus unserer Erfahrung mit dem der Akku-Unterstützung deutlich größer.
Wer sich an unseren Etappen orientiert, sollte bei den Einkehrschwüngen zu Winzern etc. auf jeden Fall das Akku immer wieder nachladen.
Logistik:
Der Badische Weinradweg ist eine Streckentour mit Start in Grenzach an der Schweizer Grenze und endet in Laudenbach an der Grenze zu Hessen. Beide Orte sind mit der Bahn gut zu erreichen und wir finden es somit logistisch am unkompliziertesten mit der Bahn anzureisen.
Auf der Strecke liegen zahlreiche Bahnhöfe, um mit der Regionalbahn oder auch der S-Bahn einzelne Abschnitte zu überbrücken.
Mit der Bahn: Nach Grenzach kommt man gut mit der Bahn über Karlsruhe und Basel/Badischer Bahnhof. Die Rückfahrt von Weinheim gestaltet sich in alle Richtungen recht einfach, da regelmäßig Züge nach Frankfurt/Main fahren. Ab dem offiziellen Endpunkt in Laudenbach muss man etwas mehr Zeit einplanen.
Fahrradverleih: Hier findet ihr einen Link zu verschiedenen (E-)Bike-Verleihern an der Strecke.
Beste Reisezeit: Wir sind im Juli in einer sehr sonnigen Sommerwoche auf dem Badischen Weinradweg geradelt. Insbesondere auf den ersten beiden Etappen und auch auch auf der vierten führt die Strecke überwiegend direkt durch die Weinberge. Schattige Abschnitte gibt es dort eher weniger. Wir empfehlen die Tour im Frühjahr, von Mitte/Ende April bis Mitte/Ende Juni sowie ab September bis in Ende Oktober zu fahren. Wer in der Lesezeit, ab ca. Anfang September unterwegs ist, erhält sicherlich nochmal ganz besondere Eindrücke vom Weinbau. Im goldenen Herbst, ist das bunte Weinlaub besonders schön anzusehen.
Karten, Informationsmaterial, Reiseführer:
bikeline Radtourenbuch „Badischer Weinradweg“, Verlag Esterbauer, ISBN: 978-3-85000-751-1
Die Badische Weinradweg Karte gibt es kostenlos zum Download:
Unsere Etappen:
- Etappe: Grenzach nach Schallstadt, 101 km
- Etappe: Schallstadt nach Riegel, 59 km
- Etappe: Riegel nach Gengenbach, 79 km
- Etappe: Gengenbach nach Bühl, 76 km
- Etappe: Bühl nach Ettlingen, 56 km
- Etappe: Ettlingen nach Oberderdingen, 84 km
- Etappe: Oberderdingen nach Wiesloch, 76 km
- Etappe: Wiesloch nach Weinheim, 59 km; aufgrund der besseren Bahnverbindung sind wir die verbleibenden rund acht Kilometer bis zum Ende des Badischen Weinradwegs bei Laudenbach nicht gefahren.
Wir haben auf unseren acht Etappen ca. 590 km rund 4500 Höhenmeter Aufstieg bewältigt und waren ca. 43 Fahrstunden unterwegs. Wer nicht nur sportlich Radfahren möchte, sondern auch den einen oder anderen gemütlichen Einkehrstopp bei einem Winzer oder einer Straußenwirtschaft machen möchte, sollte die Etappen kürzer planen. Insbesondere die erste Etappe mit 79 km ist sehr lange und außerdem auch mit einigen Steigungen verbunden.
Fakten/Schwierigkeiten:
Die komplette Tour ist in beide Richtungen mit einem einheitlichen roten Symbol mit dem Schriftzug „Badischer Weinradweg“ ausgeschildert. Durch die Signalfarbe sind die Schilder auch aus einiger Entfernung schon gut zu erkennen. Die radwegspezifischen Schilder sind manchmal (noch) in größeren Abständen platziert. Zwischendurch orientiert man sich an den allgemeinen Ausschilderungen (grünes Fahrrad auf weißem Grund). Auch wenn es auf der Strecke zahlreiche Einkehrmöglichkeiten gibt, sollte man zur Sicherheit ausreichend Wasser dabeihaben. Auf der Strecke liegen zahlreiche Bahnhöfe, um mit der Regionalbahn oder auch der S-Bahn einzelne Abschnitte zu überbrücken.
Zu dieser individuellen Presse-Radreise wurden wir von der Schwarzwald Tourismus GmbH (STG) und den beteiligten Regionen eingeladen, was aber unsere Meinung auf keinste Weise beeinflusst.
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Vielen lieben Dank für den tollen Beitrag! Ich hab mir gleich einiges rausgeschrieben.
Ganz liebe Grüße
Rebecca
von Wildnest Glamping
Hej Rebecca,
das freut uns sehr, wenn wir dich inspirieren konnten. Kannst gerne dann deine Erfahrungen auf der Tour hier beschreiben. Wäre toll!
Danke und Grüße, Thomas und Silke.
Hallo Silke und Thomas,
ein schöner Bericht und tolle Fotos sind das von eurer Tour. Man sieht wie vielseitig die Regionen sind, durch die man auf dem Radweg kommt. Klasse auch, dass ihr den kompletten Weg gefahren seid, denn ich war nur auf dem südlichen Teil unterwegs. Falls ihr mal wieder in meine Nähe kommt, meldet euch gerne. :)
Viele Grüße
Heiko
Hallo Heiko,
ja, es ist ein wahres Feuerwerk an unterschiedlichen Landschaftseindrücken, das einem dort begegnet.
Vielleicht hast du uns ja mal einen Tipp für eine Radtour, die auch durch Mannheim hindurchgeführt.
Viele Grüße und einen guten Wochenstart,
Silke u. Thomas