Mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin liegt der Kletterwald am Wildpark in Groß Schönebeck. Sieben Klettertouren in verschiedenen Schwierigkeitsgraden bieten großen und kleinen Kletterern ab sechs Jahren ein großes Übungsfeld für Geschicklichkeit, Gleichgewicht und Mut. Nach der Anmeldung, Ausstattung mit dem Kletterset, Schuhcheck und Abdekorieren von hinderlichem Schmuck, gibt es die Einweisung in die Kletter- und Sicherungsregeln. Dann folgt zum Einstieg der Praxistest. In einem Miniparcours mit fünf Kletterelementen muss jeder das Gehörte umsetzen. Hierbei wirft Mario ein wachsames Auge auf uns und erst nachdem er grünes Licht gibt, geht es hinauf in luftige Höhen. „Kletteraffe“, „Einsteiger“, „Seiltänzer“, „Aufsteiger“, „Draufgänger“, „Furchtloser“ und der „Seilheld“, mit bis zu 12 Meter hohen Elementen, warten darauf erobert zu werden. Nach der Einweisung haben wir nun zwei Stunden Zeit unsere Kletterkünste nach Lust und Laune unter Beweis zu stellen. Wichtig ist für alle die mit Kindern unterwegs sind: Mindestaltersangaben und zusätzlich die erforderlichen Griffhöhen je Parcours beachten.
Keine Zeit zum Warmlaufen
Wir starten mit dem „Seiltänzer“, der als leicht eingestuft ist und 10 Elemente bereit hält. Nachdem wir drei Klatteraffen über die unterschiedlichsten Aufstiege oben auf der Plattform angekommen sind, können wir unser Geschick ziemlich schnell unter Beweis stellen. Wir klettern uns über Holz-und Baumstämme warm, die mal waagerecht oder in der sportlicheren Variante senkrecht angebracht sind. Die runden Holzscheiben, die manchen vielleicht an Vesperbretter (für Brandenburger = Stullenbretter) erinnern, bieten teilweise Überraschungen. Sie sind nicht immer fest fixiert, sondern bewegen sich unter unserer Last und spontan wird ein vermeintlich ganz einfaches Kletterelement plötzlich zum Kraftakt oder zur Hängepartie. Die drei Parcours P2, P3 und P4 gehen nahtlos ineinander über, wir müssen also nicht immer wieder Absteigen um einen neuen Parcours zu beginnen. Andererseits ist es aber jederzeit möglich, nach einem Parcours aus- und abzusteigen, um neue Kräfte zu tanken oder etwas zu trinken.
Teambuilding inklusive
Wer sich in der Gruppe durch die Touren klettert, kommt in den Genuss, dass man von den Erfahrungen der Vorkletterer profitieren kann. Eigene Fehler zum Lernen machen wir auch so noch genug. Somit lässt sich manche beinahe unbezwingbare Stelle noch ganz gut meistern. Zumindest zu Beginn sind wir als Dreier-Gruppe immer recht dicht beieinander, in kritischen Situationen ist somit immer ein „Mutmacher“ oder „Zusprecher“ in der Nähe. Aber ehrlich gesagt, wenn man im wahrsten Sinne in den Sicherungen hängt, hilft nur der Ruf nach den Mitarbeitern im Kletterwald, diese sind mit ihren grünen T-Shirts auch von oben gut erkennbar. Wir brauchen sie zum Glück nicht, aber es ist gut zu wissen, dass sie da sind.
Verwarnsystem wie beim Fußball – nach gelb kommt rot
Die Kletterwäldler haben aber nicht nur die Aufgabe Möchtegern-Spidermännern und -frauen zu helfen, sie achten auch darauf, dass die Sicherungsregeln eingehalten werden. Hier ist die oberste Devise: einer der beiden Sicherungshaken ist immer im Sicherungsseil verankert! Wer ungesichert auf den Plattformen oder gar in den Kletterelementen unterwegs ist, bekommt eine Verwarnung zugerufen (gelbe Karte) und wer dann erneut gegen die Regeln verstößt, sieht die rote Karte und das bedeutet, Abstieg und somit Ausstieg!
Karten neu gemischt
Wer mit Kindern in den Kletterpark geht, wird vielleicht sein blaues Wunder erleben. Bereits nach einer kurzen Zeit, durchkletterte Kira beinahe mühelos die verschiedenen Elemente. Ganz egal, ob Gleichgewichtssinn, Gelenkigkeit oder Mut gefragt sind, sie überquert alle Hindernisse problemlos. Wir Oldies haben da an der einen oder anderen Stelle schon eher unsere Mühe, gerade wenn sich z.B. ein an einem Seil befindlicher Holzteller mal wieder nicht bereit erklärt, still zu halten oder die nächste Trittschlaufe fast einen Spagat erfordert. Ganz hilfreich ist, dass wir an manchen Stellen verschiedene Varianten wählen können und somit jeder sein eigener Wegescout ist. Nach rund einer Stunde haben wir wieder festen Boden unter den Füßen und nehmen Anlauf, um den neuesten Parcours, den „Furchtlosen“, zu erkunden. Bereits der Aufgang ist phantasievoll, wir müssen uns über hängende, mit großen Löchern versehene Bretter, die an Schweizer Käse erinnern, Zugang hinauf zur Ausgangsplattform verschaffen.
Fahrelemente bringen noch mehr Schwung
Kräfte sparen können wir auf den verschiedenen Fahrelementen. Dafür gibt es dort eine kleine Adrenalindusche. Hier stellt man sich z.B. auf ein Brett in Form eines Skateboards oder auf ein schwingendes Trapez und wird darauf (natürlich gesichert) zur nächsten Plattform befördert. Klingt spannend nicht wahr! Mut erfordert hier der „Absprung“ oder einfach dieser Schritt von der Plattform mit festem Boden unter den Füßen auf das bewegliche Fortbewegungsmittel. Auf der anderen Seite angekommen, ist dann das Landen auf der nächsten Plattform manchmal eine Herausforderung. Wer wie ich, zu spät das Tau ergreift und das Fahrgefährt nicht rechtzeitig verlässt, rollt zurück und hängt dann mitten zwischen den Plattformen. Auch das ist kein Beinbruch, aber dann ist Handarbeit angesagt, um sich mit der Hilfsleine auf die andere Seite zu ziehen. Das kostet natürlich Zeit. So kann es passieren, dass der Nachwuchs schon völlig unbemerkt am Ende der Tour angekommen ist und dort dann auf die vermeintlichen Trödler warten muss. Das kann dann schnell uncool für alle Beteiligten werden. Die Schnellen langweilen sich und die, die noch auf der Strecke sind, fühlen sich gehetzt und Hektik führt eher dazu, dass der Parcours noch schwieriger erscheint. Nach 1 Stunde und 40 Minuten haben wir alle Drei sicher auch den P6 durchklettert. Für den schwierigsten Parcours den „Seilheld“ reicht uns die Zeit nicht mehr und auch die Kräfte sind am Ende, naja zumindest bei der Ü-40-Fraktion.
Unser Fazit:
- Tolle Familien-Outdoor-Aktivität wenn jeder in seinem Tempo klettern darf bzw. für kleinere/jüngere Kletterer ausreichend Erwachsene mit dabei sind, um sie zu begleiten.
- Es gibt nicht „das eine“ schwierigste Kletterelement, jeder erlebt seine ganz persönlichen Grenzen. Ein Abschnitt der für den einen mühsam ist, ist für den anderen total unspannend und umgekehrt.
- Kein Kletterwald ist wie der andere. Jeder Kletterwald hat seine speziellen Highights und wartet mit Überraschungen auf.
- Die Fahrelemente in der Schorfheide gefallen uns, aber ein Flying Fox, d.h. eine Seilrutsche in die wir uns einfach einhängen können und die uns dann von der einen zur anderen Plattform „schwingen“ lässt, würden wir uns noch wünschen.
- Die Picknick-Bänke und Tische im Kletterwald bieten ein schattiges Plätzchen für eine Stärkung zwischendurch oder auch einen schönen Warteplatz für alle Familienmitglieder, die nicht mit klettern können oder wollen.
- Uns kam es sehr gelegen, dass wir um 17 Uhr so ziemlich die Letzten waren, die noch Zugang erhielten. Dadurch waren die Rundkurse relativ leer.
- Im Angebot ist auch immer mal wieder Nachtklettern, die dunkle Umgebung bringt hier noch zusätzliche Spannung mit!
Weitere Kletterwälder, die wir schon erobert haben und gerne weiterempfehlen:
Waldklettergarten Schmellbachtal bei Stuttgart, eine schöne Wirtschaft mit Außenbewirtschaftung ist direkt angrenzend.
Abenteuerpark am Schloss Liechtenstein, Schwäbische Alb – Ein Paradies für Liebhaber von Flying Foxes mit genialem Grillplatz
Dieses Erlebnis wurde uns mit freundlicher Unterstützung der TMB Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH ermöglicht.
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