Tagsüber bei Kaiserwetter an der frischen Luft verausgaben, dann in einer Hütte einkehren, am warmen Bollerofen ermattet, aber zufrieden ein zünftiges Abendbrot genießen und dann nur noch ein paar Treppen ins Nachtlager hinaufsteigen. Das ist ein lange gehegter Wunsch und nun hat er sich erfüllt: Wir waren zwei Tage bei tiefblauem Himmel und Sonnenschein Schneeschuh wandern im Chiemgau. Dort haben wir den Laubenstein erklommen, in der Frasdorfer Hütte übernachtet und ein atemberaubendes Panorama vom Hochries gesehen.
Schneeschuh wandern oder Rodeln oder einfach beides kombinieren
Unser Tourstart ist beim Wanderparkplatz Lederstube und mit dem Übernachtungsrucksack auf dem Rücken hat sich das Thema gute Haltungsnoten erstmal erledigt. Im Nachhinein stellten wir wieder fest, wir hatten viel zu viel „Zeug“ dabei. Darum haben wir am Ende unsere Packliste zusammengestellt.
Wir folgen der Straße noch ein kurzes Stück hinauf und dann geht der Weg besser gesagt die Rodelbahn links in den Wald hinein. Der DAV Rosenheim hat auf der ganzen Strecke für gute Ausschilderung gesorgt und wir folgen diesen in Richtung Hochries, Riesenhütte und Frasdorfer Hütte auf dem Weg Nr. 215/216.
Nachdem wir nun Berg an auf der Rodelbahn unterwegs sind, heißt es Augen und Ohren auf, denn die von vorne kommenden Rodler sind nicht immer ganz lenksicher. Von hinten „droht“ ggf. Hüttenwirtin Ina. Steffie, die uns auf der Tour begleitet, warnt eindringlich: „Wenn ihr ein durchdringendes Hupen hört, dann nichts wie auf die Seite. Das ist die Hüttenwirtin und die kann hier nicht bremsen und wieder anfahren und müsste dann das ganze Stück rückwärts zurück!“ Also Obacht! Nach der Wegsplittung verlassen wir die Rodelbahn und gehen den mittleren, vergleichsweise schmalen Weg (Nr. 215) weiter nach oben. Hier bewährt sich mal wieder der Zwiebellook, denn die erste Schicht können wir schon getrost ausziehen. Nach rund einer Stunde Gehzeit kommen wir an einer kleinen Kapelle bei der Schmieder Alm an.
Gepäck reduzieren mit einem kurzen Abzweig zur Frasdorfer Hütte
Nach der Kapelle führt ein Weg links ab zur Frasdorfer Hütte. Wir machen den kurzen Umweg und deponieren unser Übernachtungsgepäck hier schon mal. Wer sein Lager für die Nacht noch nicht im Voraus reserviert hat, was wir empfehlen, kann gleich klären, ob noch ein Bett für eine Spontanübernachtung frei ist. Wir gehen das kurze Stück wieder zurück in Richtung Kapelle und steigen den Weg Nr. 215 weiter auf in Richtung Hochries. Kurz danach passieren wir ein Kreuz, das zwar Ähnlichkeit mit einem Gipfelkreuz hat, aber von unserem heutigen Gipfel, dem Laubenstein, trennen uns noch 200 – 300 Höhenmeter. Die Verschnaufpausen nutzen wir aber schon, um uns die umliegenden Berge, die um die Wette strahlen anzuschauen.
Taferlbaum – Laubensteingatterl – Laubenstein und zurück
Wir schwitzen also weiter und erkämpfen uns Höhenmeter für Höhenmeter auf dem gut ausgeschilderten Weg. Am Taferlbaum verlassen wir den Weg Nr. 215 und wandern auf der Nr. 218 in Richtung Laubenstein weiter. Nach den „Schneepyramiden“ (verschneite kleine Nadelbäume) geht es nochmal einen richtig steilen Anstieg hinauf bevor wir das Laubensteingatterl (1273 m) erreichen. Von dort ist es dann fast ein Kinderspiel in rund 20 Minuten den Gipfel des Laubensteins (1350 m) zu erreichen. Zum Gipfelkreuz geht es über ein Plateau und dann liegt in voller Pracht nicht vom Talnebel verhüllt der Chiemsee vor uns. Der Nachbarberg Kampenwand ist auch für uns gut zu erkennen, gleicht er doch von der Kontur mit seinen drei Zacken einem Dinosaurier-Rücken – in unserer Phantasie auf jeden Fall. Auf dem Rückweg erleben wir was Stille ist: Auf dem Abstieg vom Laubenstein ist es heute wirklich mucksmäuschenstill, zumindest wenn wir uns nicht bewegen. Ein besonderes Vergnügen bereitet es uns auf der „größten Crème Brulée des Chiemgaus“ zu spazieren, denn die Fläche ist verharrscht , aber darunter wartet fluffiger Schnee. Wir gehen den identischen Weg bis zum Taferlbaum zurück und folgen kurz danach aber der Ausschilderung zur Frasdorfer Hütte, diese erreichen wir dann von der anderen Seite.
Frasdorfer Hütte – gemütliche Einkehr mit leckerem Essen
Auf der Frasdorfer Hütte ist einiges los und die Sonnenanbeter sind auf der Terrasse reichlich vertreten. Köstlich schmeckt doch ein kühles Bier nach solch einer herrlichen Tour. Wer nicht auf der Hütte übernachtet, kann entweder mit den Schneeschuhen absteigen oder sich auf der Hütte einen blau-weiß karierten Schlitten mieten und zurück zum Parkplatz sausen.
Wir erobern unser Nachtlager im Schlafsaal unter dem Dach und finden uns dann in der Hütte direkt vor dem wärmenden Bollerofen ein. Hier lernen wir auch Ina die Hüttenwirtin kennen, sehr sympathisch wie das gesamte Hüttenteam. Unser Abendessen Gulaschsuppe, Kaspressknödel und Fleischpflanzerl mit Bratkartoffeln schmeckt köstlich. Die Hüttenwirtsfamilie betreibt im nahegelegenen Aschau einen Bio-Hof. Von dort werden auch viele Zutaten hier in der Küche verwendet. Schade, dass wir zum Nachtisch nicht noch einen Germknödel schaffen, das holen wir beim nächsten Mal nach. Es dauert an diesem Abend nicht lange bis wir echt k.o. sind: frische Luft, Bewegung und die wohlige Wärme, die der Holzofen ausstrahlt, sind das beste Schlafmittel. Aber Ohrstöpsel sind im gemeinsamen Schlafsaal trotzdem ein guter Begleiter.
Zünftiges Frühstück und der Rosenheimer Hausberg ruft
Das Frühstücksbuffet sieht verlockend aus und schmeckt auch so: frischer Kaffee, hausgemachte Marmelade, Wurst, verschiedene Brotsorten….
Unser heutiges Bergziel ist die Hochrieshütte auf 1569 m. Somit warten nun erstmal rund 500 Höhenmeter auf uns. Wir gehen zuerst wieder die schon bekannte Wegstrecke, links ab von der Hütte, über den Taferlbaum, hinauf zum Laubensteingatterl. Dort geht es dann in Richtung Hochries durch den sogenannten Eiskeller und der Name ist Programm. Gefühlt sind es hier mindestens 10 Grad weniger dafür glitzert der Schnee als wären Tausende von Juwelen darin verteilt. Der Weg ist gut „gebahnt“, aber ziemlich schmal und noch ganz moderat im Anstieg doch irgendwann nutzen wir dann auch die „High-Heel-Funktion“ der Schneeschuhe, die den Anstieg etwas erträglicher machen. Vom Abzweig zur Riesenhütte, die leider nicht mehr bewirtschaftet wird, trennen uns noch rund 20 weitere Aufstiegsminuten zum Hochries.
Hochries: Was für ein Panorama
Nach drei Stunden Gehzeit erwartet uns auf dem Gipfel des Hochries ein 360 Grad Rundum-Blick auf das Tiroler Kaisergebirge, die Kampenwand, Chiemsee, Laubenstein und an solch einem prächtigen Tag auch auf den Großglockner. Die 1913 erbaute Hochrieshütte bietet eine große Aussichtsterrasse von der man das traumhafte Bergpanorama genießen kann und auch Übernachtungen sind möglich. Auf dem Abstieg nutzen wir den Abzweig zur Riesenhütte teils auf den gebahnten Wegen, aber teils auch durch den herrlichen unberührten Schnee. Wer einen Schlitten mit nach oben gezogen hat, kann nun ab der Riesenhütte ein ultimatives Rodelvergnügen genießen: hier beginnt die Rodelbahn, die hinunter zur Frasdorfer Hütte und weiter zum Ausgangspunkt Wanderparkplatz Lederstube verläuft. Da unser Rucksack durch die Übernachtung gut gefüllt ist und wir die Schneeschuhe nicht auch noch darin unterbringen, verzichten wir auf das Rodelerlebnis und machen uns auf den Schneeschuhen auf den Rückweg. Nicht nur Aufsteigen erfordert Kondition sondern auch der Abstieg und das merken wir hier besonders denn insgesamt haben wir von der Hochrieshütte bis hinunter fast 1000 Höhenmeter vor uns. Auf dem Rückweg kommen wir an gut bekannten Anhaltspunkten wieder vorbei, nutzen aber beim Abstieg immer wieder Abkürzungen durch den tieferen Schnee und versuchen uns als Schneehasen. Den letzten Abschnitt gehen wir dann wieder auf der Rodelbahn und nun überholen uns die unterschiedlichsten Schlittenmodelle von hinten: Hörnerschlitten, Plastikbobs, Haushaltstabletts und Böckel (kurzer Ski mit erhöhter Sitzfläche) rauschen an uns vorbei, die Fahrer haben einen Riesenspaß und wir auch.
Fazit: Eine anspruchsvolle und mit Höhenmeter gespickte Tour, die unterschiedlich kombiniert werden kann und eine gewisse Grundkondition voraussetzt. Die Anstrengung wird bei schönem Wetter durch wundervolle Aussichten belohnt.
Infobox:
Ausgangspunkt: Frasdorf am Wanderparkplatz Lederstube (für Übernachtungsgäste der Frasdorfer Hütte ist das Parken dort kostenlos)
Gehzeiten: Wanderparkplatz Lederstube – Laubenstein – Frasdorfer Hütte ca.
3:30 h; Frasdorfer Hütte – Hochrieshütte ca. 3 Stunden; Abstieg Hochrieshütte – Wanderparkplatz Lederstube ca. 2 Stunden.
Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit: Frasdorfer Hütte und Hochrieshütte
Geführte Touren: Wer die Tour gerne zusammen mit einem Tourguide machen möchte, kann dies zusammen mit den Sport-Piraten machen. Schneeschuhe werden zur Verfügung gestellt.
Packliste für die Hüttenübernachtung:
– Hüttenschlafsack
– Handtuch
– Hausschuhe oder dicke Socken
– Waschzeug / Zahnputzzeug
– Stirnlampe
– Ohrstöpsel
– Schlafanzug
– Wechselwäsche f. den nächsten Tag (dient am Vorabend auch schon als Outfit beim Abendessen)
– Ersatzsocken
– Plastiktüte für den Müll
Views: 2555
Das gefällt mir auch: Nach einer schönen Tour in der Hütte einkehren. Übernachtet habe ich allerdings noch nicht in einer Hütte – mir graust vor einem Schlafsaal mit Schnarchern und dem Geruch vieler Socken ;-)
Ein toller Beitrag mit tollen Fotos. Ich bin mir sicher, dass Schneeschuhgeher sich davon gerne inspirieren lassen.
Tolle Winterfotos sind das. Die Wanderung wäre uns allerdings zu anstrengend. Aber vielleicht probieren wir das Schneeschuhwandern mal im Flachland aus.
Ja, die Tour ist ziemlich sportiv, aber die Probe in eher gemäßigten Gefilden können wir euch absolut empfehlen. Das Gefühl mit riesigen Tennisschlägern unter den Schuhen durch den Schnee zu stampfen hat einen besonderen Charme.
Tolle Informationen!
Besonder schön finde ich die Bilder und das alle Infos am ende nochmal zusammen gefasst wurden!
Danke schön!
Liebe Grüße
Vielen Dank für das Lob! Freut uns immer, wenn wir unseren Lesern sinnvolle Informationen bieten können.
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