Für alle, die sich gerne auf verschiedenen Wegen in der Natur bewegen ist das Kanuwandern ein tolles Tandem. Die Verbindung von Wandern und Kanu fahren bietet die Chance Regionen und Landstriche aus verschiedenen Perspektiven zu genießen. Das Värmland in Schweden nahe der norwegischen Grenze ist für uns ein wahres Entspannungs-Eldorado, um zu wandern und Ruhe und Einsamkeit auf den klaren Gewässern zu erleben. Im Spätsommer freuen wir uns, ohne Mückenabwehr unterwegs zu sein, die Natur fast für uns zu haben und Blaubeeren und/oder Pfifferlinge zu entdecken.
Tourenstart mit schwerem Gepäck
Gestartet sind wir am Nachmittag in Stömne, an Packesel erinnernd mit unserer „Küchenausstattung“ und Lebensmittelvorräten für die kommenden Tage. Mit meinem rund 18 Kilogramm schweren Rucksack fühlte ich mich wie ein wandelnder Tante-Emma-Laden.
Der Wanderweg führte uns von der Alten Schule in Stömne bergauf zur ersten Aussicht von der Ruine Fornborg mit einem traumhaften Blick über den Stömneflagan bis zum Glafsfjorden, dem größten See hier in der Nähe des Naturreservats Glaskogen. Auf dem Wanderweg mit dem orangenen Wandersymbol gelangten wir zum Stömnesjön (Stömne See) der trotz des rostbraunen Wassers mit seinem flachen Ufereinstieg zu einem erfrischenden Bad einlud. Schwimmen im See ist für uns in Schweden schon ein festes Ritual, auch wenn es im Spätsommer schon recht frisch sein kann.
Selbst gesammelte Blaubeeren und Pfifferlinge schmecken doppelt gut
Die Wälder in der Region sind überzogen mit Blaubeersträuchern, die je nach Jahreszeit voll hängen mit den dunkelvioletten Beeren – je nach Wetter findet man auch gleichzeitig schon delikate Pfifferlinge. Wir hatten richtig Glück und konnten die aromatischen Pilze praktisch im Vorbeigehen „ernten“, so viele gab es davon. Auf mich hat das Beerensammeln eine fast schon meditative Wirkung. An unserer Schutzhütte zwischen den beiden Seen Tängtjarn und Herstjärn zauberten wir uns in der Outdoor-Küche köstliche Dampfnudeln mit Blaubeeren und Pfifferling-Pfannkuchen.
Augen auf nach Bibern und Elchen
Ein rustikales Outdoor-Frühstück mit Milchpulver-Müsli und Lagerfeuer-Kaffee war der Start in den zweiten Wandertag. Dann gings wieder weiter auf menschenleeren Wanderwegen und im Entspannungsmodus genossenen wir die ruhige, friedliche Stimmung. Wachsam wandernd, hofften wir einen Biber oder gar einen Elch zu entdecken, was häufig, aber leider nicht immer passiert. Unser nächstes Wanderziel Dammarna liegt im Naturschutzgebiet Glaskogen – der glänzende Wald. Für den unbeschwerten Aufenthalt im rund 28.000 ha großen Reservat ist eine Besucherkarte, die „Glaskogen Kort“ erforderlich.
Umsteigen auf das Kanu
In Dammarna, an der Kanueinsatzstelle auf den Stora Gla tauschten wir die Wanderstiefel gegen wassertaugliche Sandalen ein. Außerdem nahmen wir unser Kanu, Paddel, Schwimmwesten, Bootswagen und wasserfeste Tonnen in Empfang. Der Stora Gla mit einer Fläche von ca. 32 km² ist einer der beiden großen Seen im Glaskogen-Reservat, daneben gibt es noch rund 80 kleinere.
Dieser große See ist auch für Anfänger ein ideales Paddelgebiet, bereitet aber auch Fortgeschrittenen viel Vergnügen. So friedlich sich der See uns zeigte, birgt er doch auch Gefahrenstellen – dicht unter seiner Oberfläche befinden sich häufig flache, glatt geschliffene Felsen. Um das Auflaufen auf Felsen zu vermeiden, ist neben dem Genießen der malerischen Landschaft vorausschauendes Paddeln wichtig – sonst heißt es raus ins Wasser und das Boot vom Felsen schieben oder ziehen.
Innerhalb des Glaskogen-Gebietes ist das Übernachten in den Schutzhütten und auch das „wilde Zelten“ erlaubt. Somit besteht viel Freiraum bei der Routenwahl und Verweildauer – solange der Essensvorrat reicht.
Paddeln und Portagieren
Der erste komplette Kanutag begann mit einer rund 4 km langen Portage inklusive Gepäck und Kanu auf einem Schotterweg mitten durch den Wald, der Bootswagen ist hierfür Gold wert. Zurück auf dem Wasser wartet eine Paddelpassage durch eine spektakuläre schmale Schlucht am nordöstlichen Ende des Glaåkern bevor diese den Blick in die Abenddämmerung auf dem klaren See frei gibt und wir auf „unserer“ kleinen Insel anlandeten und das Zelt aufschlugen.
Tagesanbruch und Abschiedsstimmung
Auch die letzte Etappe begann wieder mit einer Portage zum Stora Lesjön bevor wir paddelnd zurück unter Menschen am mit einem Kiosk bestückten Zeltplatz von Sölje anlandeten. Nach einer letzten Schiebepassage in Sölje setzten wir in den unteren Teil des Glafsfjorden, den Söljeflagan ein. Auf diesem ging es zurück zum Startpunkt nach Stömne. Die knapp 3 km ziemlich gerade ausgehende Überfahrt bietet dem Auge einen fixen Orientierungspunkt, die üppige Brücke der Reichsstraße 175 – die Zivilisation hatte uns wieder!
Infobox Naturreservat Glaskogen in Schweden
Weitere Informationen unter: glaskogen.se/de
An- und Abreise: Mit der „Vogelfluglinie“ von „Scandlines“ über Dänemark oder mit „Stena Line“ von Kiel nach Göteborg über Nacht. Arvika ist auch gut mit Bus und Bahn zu erreichen. Der Reiseanbieter „Rucksack-Reisen“ aus Münster bietet sowohl Busmitfahrten ab Münster, Bremen und Hamburg an, als auch Komplettpakete dieser Waldläufertour.
Kanuverleih: Arvika Kanot & Turistcenter in Arvika bietet Kanu- und Ausrüstungsverleih und Transport sowie eine komplett durchorganisierte sieben tägige Kanutouren im Glaskogen Gebiet an.
Oldéns Kanotuthyrning in Glava Glasbruk, Kontakt über Arvika Tourist Information Centre, Storg 22, SE-671 81 Arvika, Tel. +46 570 817 90, E-Mail: turist@arvika.se
Karten: „Kanuwanderkarte Glaskogen“, 1:50 000 mit Kanu-Trails, Wanderwegen, Schutzhütten usw. Erhältlich vor Ort oder zu bestellen unter www.glaskogen.se. Für die große Rundtour mit Glafsfjorden die „Gröna Kartan“, 1:50 000, Nr. 11c SV und Nr. 10cNV.
Eintritt in das Naturreservat Glaskogen nur mit der „Glaskogen Kort“, erhältlich bei:
- Stiftung Glaskogen in Arvika
- Informationszentrale Lenungshammar
- Wermes Hyrkanoter Lenungshammar
- Touristenbüros in Arvika, Årjäng, Säffle, Karlstad
- Arvika Kanucenter
- Tankstellen in Glava und Sulvik
- Oldéns Kanucenter in Glava Glasbruk
- Ica in Glava
- Sölje Camping
- Guesthouse Eleven in Jössefors
- Sommarvik Swecamp in Årjäng
- Esters Café in Långserud
- Survival Center in Svanskog
Einkaufen: Arvika, die nächst gelegene größere Stadt mit Supermärkten für den Einkauf des Startproviants.
In Lenungshammar gibt es eine Informationszentrale des Naturreservats Glaskogen am Campingplatz, ein Minigeschäft, Café, Kanu- und Fahrradverleih, Sanitäranlagen sowie Spielplatz.
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Was mich am Kanufahren begeistert, ist die Stille, das langsame Unterwegssein. Und auch einfach mal treiben lassen.
Ja, so ein Tag auf dem Wasser fühlt sich an wie ein kleiner Kurzurlaub.
Waren den alle Passagen für das Portagieren asphaltiert? So ein Kanu zu tragen, zusätzlich zu dem Gepäck, stelle ich mir sehr anstrengend vor.
Ja, wir konnten mit dem Bootswagen sehr gut Portagieren. Es ist dort zwar nicht alles asphaltiert, aber mit Schotter“pisten“ kommt der Wagen auch gut klar.
Da wir gerade Kässpatzen gegessen haben, sind wir auch für die Dampfnudeln zu haben, Silke. Eure Wandertour erinnert mich an die Kanutouren in Kanada. Da sind Portagen auch Teil des Vergnügens. Ob man dort allerdings sein Kanu so bequem, wie Ihr das auf Eurem Foto zeigt, über Land transportiert, bezweifle ich. Da geht’s wahrscheinlich noch abenteuerlicher zu.
Liebe Grüße,
Monika
Ja, der Bootswagen ist bei Portagen eine große Hilfe. In Kanada haben wir auch schon gepaddelt, im Algonquin Park in Ontario. Da hatten wir auch keinen Wagen und Thomas hat das Kanu auf dem Kopf transportiert. Auch eine schöne Reiseerinnerung.
Von den Kässpatzen würde ich auch eine Portion nehmen;-) Guten Appetit!
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Dampfnudeln mit Blaubeeren sind wohl eine Lieblingsspeisen. Wenn ihr mal in der Nähe seid, dann ladet mich doch ein. Dafür koch ich gerne Käsepatzen. Gruß Andreas
Ja, Dampfnudeln sind ein Traum! Solch ein kulinarischer „Tausch“ klingt verlockend!