30 magische Radtouren in der Ortenau
„Sagen und Mythen der Ortenau“ unter diesem Titel wurden 2013 30 Radstrecken für E-Bike und Tourenräder eröffnet. Alle Touren tragen mysthische oder geheimnisvolle Namen wie „Melusinen-Tour“, „Maria zu den Ketten-Tour“, „Zierlegeist-Tour“ usw. Die Tour 1 ist die nördlichste und startet in der Nähe von Bühl, weitere Touren gibt es um Sasbachwalden, Oberkirch, Bad Peterstal Griesbach, im Schuttertal usw. Die südlichste Tour führt durch Hornberg und die Römer-Tour (Nr. 15) macht auch einen Abstecher nach Frankreich. Alle Touren sind in einem kompakten Kartenset mit Tourenkarte im Maßstab 1:65000 und 30 Routenbeschreibungen gesammelt. Alle 30 Touren sowie Akkuwechselstationen für E-Bikes sind hier eingezeichnet und jeweils auf einer separaten doppelseitig bedruckten Karte mit schön gestalteten Symbolen dargestellt sind.
Sehr hilfreich: neben der Gesamtlänge, ist auch der Gesamtanstieg genannt und ein Höhenprofil skizziert. Jede Tour ist in eine Skala von leicht über mittelschwierig bis schwierig eingetragen. Wie gut man den auf den Karten beschriebenen Touren folgen kann und wie häufig wir auf die Tourensymbole stoßen? – probieren wir aus!
Heidburg-Tour, Nr. 25: Von Steinach über Welschensteinach – Haslach und Bollenbach zurück nach Steinach
Wir testen das Tourenbüchlein samt Beschreibung und entscheiden uns für die Heidburg-TourEine Rundtour von Steinach über Welschensteinach-Mühlenbach-Haslach-Bollenbach wieder nach Steinach. Eine mittelschwere Tour mit 32 km Länge und einem Gesamtanstieg von 580 Metern, die wir laut Streckenprofil fast alle gleich am Anfang zwischen Kilometer 5 und 10 zu meistern haben.
Die kurze mystische Beschreibung auf der Tourenkarte klingt spannend: „Auf der Heidburg ist ein Schatz vergraben. Ein geheimnisvoller Ritter soll diesen einmal einer Bäuerin gezeigt haben. Allerdings nahm diese von dem Gold, Silber und Geld nur so viel mit wie sie tragen konnte. Als sie noch einmal zur Fundstelle zurückkehren wollte, fand sie den Weg nicht mehr.“ Die Tour soll uns auch an diesem sagenumwobenen Ort, der Heidburg,vorbeiführen.
Steinach – Start ohne Zeichen
Brav starten wir, wie auf der Beschreibung erwähnt, vor dem Rathaus in Steinach. Allerdings gibt es dort nur eine Übersichtskarte und weit und breit kein Symbol für unsere Heidburg-Tour. Wir folgen also der Textbeschreibung kommen am Freibad und Campingplatz von Steinach vorbei und fahren talaufwärts nach Welschensteinach. Dort entdecken wir zum ersten Mal „unser Symbol“, bis dahin sind wir dem klassischen Radweg-Symbol gefolgt. In Welschensteinach gibt’s für uns Radler erst mal einen flüssigen Radler auf der Terrasse desGasthofs „ Zum Wilden Mann“. Von dort beginnt zuerst ein sanfter Anstieg auf der Straße oder parallel dazu auf dem Mountain-Bike-Weg der entlang des Mühlbachs immer mühsamer wird. Ja, richtig – wir sind nicht mit E-Bikes, sondern nur mit eigener Kraft auf den Mountain-Bikes unterwegs. Schon schweißgebadet geht es links ab in Richtung „Harmersbach“ und die Quälerei nimmt auf Asphalt ihren Lauf. Der im Streckenprofil angekündigte Anstieg von 580 Metern auf einer Länge von 5 km liegt vor uns. Auch das idyllische Gurgeln des Harmersbach, das Zirpen der Grillen und die süßen wilden Himbeeren am Wegesrand machen den mühsamen Anstieg nicht erträglicher. Auch gastronomisch ist eine lange Durststrecke angesagt, das auf dem Weg nach oben liegende Naturfreundehaus ist leider geschlossen.
Dann endlich, nach 5,5 km bergauf, kommen wir oben auf dem Sattel an und der Blick zurück ins Tal ist wirklich ein Hochgenuss.
Auftanken in Oberbiederbach
Weiter geht es nach links und das Ortsschild macht darauf aufmerksam, dass wir nun in Oberbiederbach sind. Dort auf der Höhe an der Markierung „Hohenhäuser“ warten der Gasthof „Kreuz“ oder das Cafe „Schwarzwald-Stüble“ auf ermattete Radfahrer. Der Wurstsalat mit Brägeli (badische Bratkartoffeln) schmecken köstlich und auch eine kühle Getränke sind an diesem Tag gern gesehen.
Anschließend fahren wir direkt auf dem hinter dem „Schwarzwald-Stüble“ vorbeiführenden Weg in Richtung Biereck – sicher auf dem richtigen Weg zu sein, auch wenn kein Heidburg-Touren-Symbol in Sicht ist. Diese spärliche Ausschilderung waren wir aber bereits von den vorgangegangenen 10 km gewohnt. Noch ein wenig bergan und dann waren wir mitten im Wald und hatten mit unseren Mountain-Bikes viel Spaß über Wurzeln und Steine zu sausen.
Auch Mountain-Bikes haben Vorteile
Hätte ich mein Fahrrad beim Aufstieg noch liebend gern gegen ein E-Bike eingetauscht, war ich auf diesen Wegen nun richtig ausgestattet. Wir gelangten wieder an eine Infotafel auf der eine Vielzahl von Wegen eingezeichnet war, nur der Ritter fehlte – Heidburg-Tour-Symbol = Fehlanzeige.
Wir kamen eher zufällig „Am weißen Brunnen“ an. Von dort ging es Schuss bergab auf einer geteerten Waldstraße und wir waren wieder guter Hoffnung auf unserer Route 25 zu sein. Bis wir dann unten angelangt waren. Hofstetten stand auf dem Ortsschild, paßte allerdings gar nicht zu unserer geplanten Tour. Wir hatten uns also total verfahren und hatten den Namensgeber und Höhepunkt unserer Tour, die Heidburg, nun leider komplett umfahren. Und den ganzen steilen Berg zurück wollten wir auch nicht mehr.
Wieder auf der richtige Spur
Nach einer kurzen Besichtigung der Hofstettener Mühle ging es hinunter nach Haslach. Ein sehr hübscher Ort mit vielen restaurierten Fachwerkhäusern und Geburtsort von Heinrich Hansjakob, dem Namensgeber des Wanderwegs mit dem „Hut-Symbol“ dem wir auf unserer Tour auch schon folgten. In Haslach taucht völlig überraschend das „Heidburg-Symbol“ wieder auf und führt uns nach kurzer Zeit auf den Kinzigtalradweg.
Vorbei am Freibad, kreuzen wir die B294 und fahren ein kurzes Stück parallel der Kinzig, weiter nach Bollenbach durch Spalierobstwiesen zurück nach Steinach.
Ende gut alles gut
Obwohl wir versehentlich deutlich von der Heidburg-Route abwichen, haben wir nach 2:55 reiner Fahrzeit 32 km auf dem Tacho. Die Ausschilderung der Tour anhand der Symbolik der Sagen und Mythen-Tour ist äußerst spärlich – überwiegend sind wir doch klassischen Radwegschildern, der „gelben Route“, Wanderwegen oder dem Kinzigtalradweg gefolgt.
Die optisch schön gestaltete Tourenkarte ist in der Nutzung schwierig. Durch die sparsame Beschilderung mit der Mythen-Symbolik ist häufiges und genaues Lesen der Textbeschreibung erforderlich, dies erfordert dann allerdings häufigere Unterbrechungen der Tour.
Unser Fazit
Die Tour, wie wir sie gefahren sind, bot durch den sportlichen Anstieg, die unerwarteten Mountain-Bike-Trails und die rund 6 km lange Abfahrt viele anstrengende, spaßige und abenteuerliche Nuancen – das fanden wir toll, auch wenn uns die Heidburg dadurch entgangen ist.
Grundsätzlich fänden wir es aber gut, wenn die Mythen- und Sagenausschilderung noch nachgebessert wird, um den Weg besser zu finden und auch die Verbindung zur Grundidee der neuen Radwege stärker herzustellen.
Aber vielleicht gehört dies ja auch zur Tourenidee dazu, denn die Bäuerin der Sage, fand den Weg zur Heidburg auch nicht mehr.
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