Märchenhaft, der Bodensee-Königssee-Radweg vom Allgäu bis ins Berchtesgadener Land

Sonne und Alpenblick in Berchtesgaden

Mal sonnig, mal verregnet, aber fast immer mit Blick auf die Alpenkette.

Entschleunigung und Entspannung pur erleben wir auf der Tour entlang des Bodensee-Königssee-Radwegs von Lindau bis nach Schönau. Auf unserer individuellen Tour mit einigen Abstechern, bringt uns die rund 500 km lange Strecke mit ihrem Auf und Ab im Voralpenland durchaus ins Schwitzen. Wir genießen die bayrische Küche und Bierbraukunst, den Blick auf zahlreiche Seen, Berge und die weltbekannten Kulturgüter wie Schloss Neuschwanstein, Kloster Benediktbeuern und die Wieskirche. Nehmt Platz auf dem Gepäckträger und radelt mit uns durch die bayrische Bilderbuchlandschaft.

Lindauer Hafeneinfahrt

Lindau am Bodensee ist es wert, hier einen Extratag vor dem Tourenstart zu verbringen.

Lindau: Zu schön, um gleich loszuradeln
Gerade mit dem Zug am Bahnhof in Lindau angekommen, könnten wir uns natürlich gleich auf den Bodensee-Königssee-Radweg machen. Wollen wir aber nicht! Viele enge Gassen, restaurierte Häuserarrangements und tolle Ausblicke wollen an der bayrischen Riviera am Schwäbischen Meer von uns entdeckt werden. Am Abend ist die Uferpromenade stimmungsvoll beleuchtet, die umliegenden Bergsilhouetten noch eindrucksvoller und das Ensemble aus stolzem Löwen und dem gegenüberliegenden Leuchtturm an der Hafeneinfahrt, steht ganz oben auf unserer Sightseeing-Liste. Vom 36 m hohen Leuchtturm genießt man einen perfekten Blick über den historischen Stadtkern auf der Insel mit den zahlreichen kleinen Türmen.
Bei unserem Aufbruch müssen wir uns erst ein wenig orientieren. Viele Radweg-Symbole begleiten uns in Lindau und das Schild vom Bodensee-Königssee-Radweg mit der zarten Bergandeutung in blau-grün geht fast unter. Kaum haben wir den See verlassen, radeln wir zur Einstimmung durch zahlreiche im wahrsten Sinne des Wortes „Kuhdörfer“, sehen die ersten kleinen Kapellen und Biergärten am Wegesrand. Die ersten 200 hm bis Maria Thann bewältigen wir nicht ohne Transpiration, wir müssen uns erst wieder an die Gepäcktaschen gewöhnen.
Bei der Wallfahrtskirche legen wir umgeben von Dorfidylle eine Vesperpause ein, schlängeln uns durch ein Streuobst- und Naturschutzgebiet auf meist verlassenen Kreisstraßen. Mit hübsch gestreiften Fensterläden in rot-gelb und den Rundtürmen liegt Schloss Syrgenstein äußerst fesch an der Strecke. Absolut unwiderstehlich ist die alte Badwirtschaft Malleichen, die sich uns in den Weg stellt. An dem urigen Schindelhaus mit dem bunten Bauerngarten müssen wir eine Getränkepause einlegen. Die erste Etappe fordert uns nochmal mit einem knackigen fünf Kilometer langen Anstieg nach Rutzhofen heraus und gibt uns einen Vorgeschmack darauf, dass die Voralpenregion in die Waden geht. Wie gewonnen so zerronnen, brausen wir hinunter ins Kräuterdorf Stiefenhofen. Im Gasthof Rössle erwartet uns ein duftender Biergarten umgeben von unzähligen Kräutern, die wir im Kräutermenü köstlich zubereitet auf unserem Teller wiederfinden. Diesen Genuss haben wir uns nach den ersten rund 46 km total verdient, oder?!

Radler im Biergarten

Dem Biergarten in Malleichen konnten wir doch nicht widerstehen.

Einradeln im Allgäu
Von Stiefenhofen im Westallgäu gelangen wir bei Oberstaufen ins Oberallgäu, so viel Zeit muss sein. Die Nagelfluhkette mit dem Hochgrat versteckt sich hinter einem dichten grauen Vorhang. Erst am Großen Alpsee lichtet er sich und der Bergblick insbesondere auch auf den Mittag, den Berg Immenstadts, wird uns gegönnt. Sowohl am Großen als auch am Kleinen Alpsee ist es Mitte September schon ziemlich ruhig; viele der touristischen Anbieter bereiten sich auf den Winterschlaf vor. Dafür lacht dann wenig später in Immenstadt schon wieder ganz herzhaft die Sonne. Auf schnelle Wetterwechsel müssen wir uns hier im Voralpenraum wohl einstellen. Von Immenstadt, das mit dem Marienplatz, Rathaus und Schloss ein hübsches Kaffeepausen-Ambiente bietet, machen wir uns auf nach Rettenberg, ins südlichste Brauereidorf Deutschlands. Gleich drei Familienbrauereien warten auf durstige Kehlen, außerdem sind wir hier auch in der Obhut des Grünten, dem mächtigen Wächter des Allgäus. Eine kleine Stärkung schadet hier auf keinen Fall, denn auf den kommenden Kilometern müssen wir Höhenmeter gewinnen, da der höchste Punkt des gesamten Bodensee-Königssee-Radwegs mit knapp 1000 m vor uns liegt. Auf diesen schweißtreibenden Passagen begleiten uns Schäfchenwolken und strahlender Sonnenschein. Von der Aussicht hinunter zum Rottachsee motiviert, treten wir kräftig in die Pedale. Als wir bei Haag den Tourenhimmel erklimmen, macht uns nicht mehr die Anstrengung sondern der traumhafte Blick in die Ammergauer Alpen sprachlos. Säuling, Hoher Straußberg und Branderschrofen werden von der Sonne angeleuchtet und wir strahlen über das ganze Gesicht zurück. Das majestätische Panorama begleitet uns über eine alte römische Brücke hinunter nach Nesselwang, dort verlassen wir kurzzeitig die offizielle Route. Ein außergewöhnliches Übernachtungserlebnis im Baumzelt mit grandiosem Abendprogramm erwartet uns: Alpenblick inklusive Zugspitze in der blauen Stunde.

Sonne und Bayerischer See

Sonne, See und seichte Steigung – da schlägt unser Radlerherz höher!

Nach dem kleinen Umweg über Pfronten loggen wir uns bei Eisenberg wieder auf den Bodensee-Königssee-Radweg ein. Die Ruinen Hohenfreyberg und Eisenberg, die wir von unserem gestrigen Schlafplatz festlich illuminiert sahen, lassen wir links liegen und nehmen Kurs auf Hopfen am gleichnamigen See. Auch auf diesem Abschnitt wäre eine auf dem Fahrradlenker installierte Berggipfel-Schautafel ideal, denn die Erhöhungen des Ammergebirges präsentieren sich hier wie auf dem Laufsteg. Auf der Abfahrt hinunter nach Hopfen blitzt erstmalig auch ein kleines Stück vom Schloss Neuschwanstein hervor und unsere Vorfreude auf die Berge-Schlösser-Komposition nimmt zu.

Alpenpanorama

Wahnsinns Bergpanorama, aber auch gut, dass wir dort nicht hoch müssen ;-)

Ballungszentrum Hohenschwangau mit den Märchenschlössern
Füssen liegt von den beiden Königsschlössern nur einen Katzensprung entfernt. Wir möchten diese königliche Landschaft nicht nur im Vorbeifahren genießen und quartieren uns deshalb in Füssen ein. Allerdings ist dies kein Geheimtipp, die schöne Fußgängerzone ist geradezu eine Wimmelzone, in der es abends aber etwas gemächlicher zugeht. Unsere erste Fahrt entlang dem Forggensee in Richtung Schloss Neuschwanstein und Hohenschwangau unternehmen wir am späteren Nachmittag. Wir versuchen den optimalen Standort ausfindig zu machen, um neben den beiden Schlössern auch die Wallfahrtskirche St. Coloman mit auf das Foto zu bekommen. Unsere Entscheidung für die separate Schlössertour, stellt sich am nächsten Morgen als goldrichtig heraus. Denn als wir uns ihnen auf dem Bodensee-Königssee-Radweg über einen schönen Waldweg nähern, landen wir direkt im touristischen Epizentrum. Eine lange Schlange mit Pferdekutschen steht in Hohenschwangau bereits Spalier, um die König-Ludwig-Fans aus aller Welt auf einer romantischen Fahrt hinauf zum Schloss zu bringen. Wer das Schloss besichtigen möchte, sollte viel Zeit mitbringen. Denn Tickets für eine Führung werden für eine konkrete Uhrzeit ausgestellt und je nachdem wie groß der Andrang bereits ist, wartet man einige Zeit auf den Besichtigungsslot. Wir freuen uns, dass wir unsere Schlossfotos bereits am Vortag gesichert haben – am Morgen liegt das Schloss komplett im Schatten.

Schloss Neuschwanstein

DAS deutsche Märchenschloss.

So plötzlich und gewaltig die touristische Schloss-Welle aufgetaucht ist, so schnell flaut sie auch wieder ab. Bereits nach wenigen Minuten gelangen wir an den Bannwaldsee, dort herrscht wahre Urlaubsromantik und die Begeisterung um König Ludwig scheint Lichtjahre entfernt. Nicht abgeschreckt von den Menschenmengen gleich zum Etappenstart, entscheiden wir uns, auch der zum Weltkulturerbe zählenden Wieskirche einen Besuch abzustatten. Nach einer ruhigen Passage über einen geschotterten Waldweg, treten die Bäume zurück und mitten auf der grünen Wiese steht der von außen sehr schlichte Prachtbau. Die inneren Werte der weltbekannten Rokokokirche mit dem riesigen Deckengemälde, dem üppigen Altarraum und den Seitenaltären sind schon wesentlich imponierender. Um auf den ausgeschilderten Radweg zurückzukommen, geht es unterhalb der Kirche vorbei an den gut gefüllten Gaststätten durch den Wald. Nach so viel Kultur und den ersten rund 170 km haben wir uns etwas Entspannung verdient. Die gönnen wir uns in Bad Kohlgrub, mitten im Naturpark der Ammergauer Alpen gelegen. Seit vielen Jahrzehnten ist der Ort bekannt für die gesundheitsfördernden Mooranwendungen aus der alpinen Bergkiefer. Wir genießen eine 42 Grad warme Moorpackung auf unserem Rücken und erkunden dann entspannt den mitten im Moor liegenden Meditationspfad am Rochusfeld.

Moorexperte Dr. Hermann

Dr. Hermann zeigt uns sein Lieblingsmoorloch in der skandinavisch anmutenden Landschaft.

Überraschungsgast, das Murnauer Moos
Wir verlassen die Wellnessoase und fliegen auf einem schmalen idyllischen Waldweg unserer Verabredung mit Dr. Helmut Hermann im Naturschutzgebiet Murnauer Moos entgegen. Der Biologe nimmt uns mit zu einem kurzen Ausflug mit informativer Führung durch das Lange Filz. Gespannt hören wir dem engagierten Moorexperten zu. Während wir auf dem Holzbohlenweg vorbei an Heidekraut, Sonnentau, Wollgras und Birken spazieren, fühlen wir uns wie in den Weiten Skandinaviens unterwegs. Während unserer Führung macht sich Hermann für die Renaturierung der Moore stark: „Von rund 40 TSD Hektar Hochmoor in Bayern, sind nur noch fünf Prozent übrig“, sensibilisiert er uns. „Dabei übernimmt das Moor vier ganz wichtige Funktionen: Es bindet CO2 noch besser als Wälder, ist Rückzugsort für viele Tierarten, dient dem Hochwasserschutz und bietet uns Erholungsraum!“ Euphorisiert von der unerwarteten Moorlandschaft hier im Blauen Land und dem Estergebirge, das sich direkt vor uns in blaugetönten Silhouetten auftürmt, kehren wir auf unseren Weg zurück.

Morgens in Bad Tölz

Bad Tölz – eine der zahlreichen schönen Städte auf unserer Tour.

Vom Blauen in das Tölzer Land
Die munter fließende Loisach begleitet uns ins Tölzer Land, dort machen wir mit dem Kochelsee eine erneute Seebekanntschaft. Wir radeln im Entspannungsmodus durch das Loisacher-Kochelsee-Moor, plötzlich schieben sich zwei üppige Zwiebeltürme in unsere Aussicht, die Vorboten des Klosters Benediktbeuern. Für diese über 1250 Jahre alte Klosteranlage muss man sich einfach etwas Zeit nehmen – denn Entschleunigung ist hier kein Modewort. Von Bad Tölz trennen uns noch 18 km, die sich ab Bad Heilbrunn etwas zäher gestalten, denn der Radweg verläuft parallel zur Bundesstraße. Auch Tölz hat mit dem Blomberg einen Hausberg, von dort schlängelt sich eine Rodelbahn auf 1,6 km den Berg hinunter. Zu schade, dass wir gerade in der Pause zwischen Tages- und Abendbetrieb daran vorbei kommen.
Eine Brücke über die rauschende Isar führt uns hinein nach Tölz, in die ganz viel regionalen Charme versprühende Kleinstadt. Die Marktstraße ist eine wahre Prachtstraße mit den historischen, wunderschön restaurierten Häusern und dem besonders prächtigen Stadtmuseum. In jedem der schmucken Gebäude befindet sich ein Gasthaus, ein Museum oder ein Geschäft und selbst die Vertreter der bekannten Lebensmittelketten ordnen sich hier in das attraktive Bild ein! Als am Abend noch eine musizierende Trachtenkapelle in den traditionellen Gewändern unterwegs ist, fühlen wir uns wie im perfekten Bayern-Traditionsimagefilm.

Moorlandschaft

Thomas hat sich ein bißchen in die Moore verliebt.

Von einem See zum nächsten
Kurz hinter Bad Tölz liegt mit dem Attenloher Filzen erneut ein Moor auf unserer Strecke. Der weitere Weg führt merklich anstrengender durch den Wald über einige Holzbrücken. Es geht über eine langgezogene Passage kontinuierlich Berg auf. Was auf dem feinen Schotter anfänglich noch gut zu meistern ist, wird auf dem immer gröberen und nassen Untergrund zur mühsamen Herausforderung, die wir irgendwann nur noch im Schiebemodus bewältigen. Kaum wieder auf dem Sattel wartet eine kurze, knackige noch steilere Zugabe auf Asphalt. Hinter Marienstein geht es dann wieder ordentlich Berg ab und wir rollen dem Tegernsee entgegen. Am Gut Kaltenbrunn liegt ein sehr schöner Picknickplatz von dem aus wir über den See mit den tiefliegenenden Wolken, Nebelschwaden und wenigen Booten blicken. Zum Glück gibt es auch eine Orientierungstafel, so dass wir zumindest einige der verhüllten Berge namentlich ausmachen können. Dann wartet in Gmund hinauf zur Kirche eine nächste Herausforderung: eine 18 prozentige Steigung!
Auf dieser Etappe erlebend wir die Seenvielfalt entlang dem Bodensee-Königssee-Radweg besonders intensiv, denn bereits 12 Kilometer hinter dem Tegernsee liegt schon der Schliersee. Zwischendurch weißt ein Warnschild auf eine drei Kilometer lange, sehr anspruchsvolle Passage hin. Nichts für uns, wir wählen die stärker befahrene, aber gut ausgebaute St 2076. Entlang der kompletten Westseite des Schliersees genießen wir den Blick aufs Wasser; anstatt einen Abstecher zum Freilichtmuseum des ehemaligen Skistars Markus Wasmeier zu unternehmen, bevorzugen wir einen Besuch in der Whiskydestillerie Slyrs.

Seeblick

Immer wieder gibt es Seen zu sehen … und Berge zu erahnen.

Stärkung bei der „Knödel-Königin“
Den Abend verbringen wir in Fischbachau in leckerer Gesellschaft, denn unsere Wirtin Michaela Schmitz-Guggenbichler widmet sich passioniert der Knödelküche. Logisch, dass sich auf der Speisekarte fast alles um die „Knödelei“ dreht. Die gibt es hier in pikanten und süßen Varianten und durch die Zugabe z.B. von Spinat, Roter Bete oder Banane auch in ungewöhnlichen Farb- und Geschmackskombinationen. Während wir auf unser Essen warten, kommen wir in den unterhaltsamen Genuss einige Gesprächsfetzen am Stammtisch nebenan aufzuschnappen. Beim Lauschen haben wir kein schlechtes Gewissen, denn außer „Servus“ und „Grias de“, können wir uns aus dem wenigsten einen Reim machen.

Knödel Kochkurs in Fischbachau

Knödel Kochkurs in Fischbachau

Mit vollem Kohlenhydratespeicher verlassen wir Fischbachau auf eine Etappe die unter dem Motto „Ferien auf dem Bauernhof“ stehen könnte. Wir durchfahren saftig grüne Wiesen, kommen an einzelnen Häusern vorbei, von denen die meisten eine Auszeichnung beim Wettbewerb „schönster Balkonblumenschmuck“ erhalten würden. Auch könnten wir uns unseren eigenen Streichelzoo zusammen stellen, denn Schafe, Ziegen, Esel, Pferde und natürlich Kühe säumen den Radweg. Dann geht es ordentlich Berg ab auf dem Bodensee-Königssee-Radweg: 300 Hm auf nur wenigen Kilometern, da kommt Freude auf. Allerdings sollte man vor Begeisterung die extrem scharfe Abzweigung nach rechts auf halber Strecke bei Karrenhub nicht verpassen. Diese ist zwar extra ausgeschildert, aber wer im Geschwindigkeitsrausch ist, fährt hier auch leicht dran vorbei. Erneut ist Berg-Watching angesagt: Der markante Wendelstein (1838 m), der auch schon am Vortag an unserer Seite war, ist gut zu erkennen. Uns erinnert der höchste Gipfel des bayrischen Inntals an einen liegenden Kopf mit großer Nase und einer aus der Stirn wachsenden Antenne. Bis nach Neubeuern am Inn wäre eine funktionierende Gipfelfinder-App äußerst hilfreich, denn zahlreiche Hügel- und Berge buhlen im Vorbeifahren um unsere Aufmerksamkeit. Wer Lust auf „Großstadt“ hat, kann kurz vor Neubeuern an der Innbrücke einen Abstecher ins 10 km entfernte Rosenheim machen. Wir lassen uns lieber von dem kleinen Ort überraschen, der alles bietet was für uns ein bayrisches Bilderbuchdorf ausmacht: ein Stadttor, ein mit Geranien geschmückter kopfsteingepflasterter Marktplatz, wunderschöne mit Lüftlmalereien verzierte Häuser, ein alles überragendes kleines Schloss und einige Wirtschaften mit Biergarten. Ein idealer Platz für eine Verschnaufpause bei einem kühlen Weißbier. Bei der späteren Ankunft in Rohrdorf begeistert uns das Bauernhausmuseum. Das aus dem 17. Jh. stammende, alte Haus wurde vom Trachtenverein in ehrenamtlicher Arbeit hier wieder aufgebaut und die Stuben mit alten Utensilien liebevoll ausgestattet. Besonders fasziniert sind wir von der aus 42 verschiedenen Hölzern bestehenden Holz-Bibliothek.

Bayerische Bilderbuch Ansicht

Bayerische Bilderbuch Ansicht

Durchhalten bei Regenwetter im Chiemgau
Auch der bayrische Himmel ist nicht immer weiß-blau. Die heutige Vormittagstappe im Chiemgau verbuchen wir unter 100% Regenwahrscheinlichkeit. Dicke Wassertropfen bilden sich an unserer Nasenspitze und durch die beschlagenen Brillen gibt es kaum noch ein Guckfenster. Irgendwie hatten wir uns für die Strecke zum Chiemsee, dem größten komplett auf bayerischem Terrain liegenden See, besseres Wetter auf den Wunschzettel geschrieben. Wir lassen uns nicht unterkriegen und steuern die Bergbahn hinauf zur Kampenwand, dem 1669 m hohen Berggipfel in den Chiemgauer Alpen an. Die Kampenwand ist ebenfalls mit einem Superlativ versehen: Sie hat das größte Gipfelkreuz in den Bayerischen Alpen, aber auch das wird heute von der Nebelsuppe verschlungen. Petrus ist einen Moment mitleidig mit uns; gibt den Blick frei auf den unter uns liegenden Chiemsee und vor unserem inneren Auge entsteht eine Fototapete mit wunderschöner Aussicht. Der Regen hört auf und wir erreichen das Naturschutzgebiet Kendlmühlfilzen, das zu unserer Überraschung mit einem weiteren Moor aufwartet. Ein kleiner Punkt rechts auf dem Schnappenberg, dem wir uns nähern, nimmt mehr und mehr Kontur an: Unsere Motivsammlung an kleinen Kirchen und Kapellen erhält mit der Schnappenkirche Zuwachs. Kurz vor dem heutigen Etappenziel Siegsdorf wartet dann nochmal ein ordentlicher Anstieg; da uns der Regen nun in Kübel- und nicht nur Tropfenform wieder eingeholt hat, sind wir bei der Ankunft von innen und außen komplett nass.

Kampenwand

Ausflug zu den Almen der Kampenwand. Dort hat es nur etwas weniger geregnet, aber die Sicht war besser.

In Siegsdorf begrüßt uns ein wunderschöner Maibaum bestückt mit Bildern zahlreicher traditioneller Handwerksberufe und gleich auf der anderen Seite der Weißen Traun wartet ein Mammut und lädt ins Naturkunde- und Mammutmuseum ein. Nach einem Selfie mit Rudi geht es weiter am Fluss entlang nach Traunstein. Das neben einer hübschen Fußgängerzone und diversen Brauereien auch zahlreiche Bilder von Benedikt XVI. bietet, denn hier hat der emeritierte Papst seine Kindheit verbracht. Im Ort führt uns die Route steil hinauf und ist gleich zweifach atemberaubend. Auch in Teisendorf entdecken wir erneut eine Produktions-Hochburg für das Nationalgetränk der Bayern. Wir fahren parallel zum Brauereiweg, der auch durch ein Naturschutzgebiet führt. Idyllisch empfängt uns das kleine Anger, mit einer geradezu riesig wirkenden goldfarbenen Marienstatue. Auf der anschließenden Schussfahrt hinunter ins Tal, haben wir kurzzeitig den Verdacht, dass wir direkt auf die A8 geleitet werden, die uns optisch und akustisch kurz aus der Idylle reißt.

Vesper - Brotzeit Picknickpause

Eine deftige Brotzeit gehört für uns zu jeder Radtour dazu.

Würzige Strecke im Berchtesgadener Land
In Bad Reichenhall erreichen wir bekanntes Terrain, denn hier waren wir schon wandernd unterwegs. In der ältesten Salinenstadt der Welt fahren wir direkt die Alte Saline an, in der heute nur noch Salz für therapeutische Zwecke gewonnen wird. Von außen ist das Gebäude eine Augenweide und dem Glockenklang sollte man auf jeden Fall auch nach innen folgen und das gigantische Wasserrad, das sich seit 1834 ununterbrochen dreht, besichtigen. Wer noch etwas Zeit hat, sollte sich eine Fahrt hinauf auf den Reichenhaller Hausberg, den Predigtstuhl nicht entgehen lassen. 2017 wurde die älteste, im Original erhaltene Großkabinenseilbahn der Welt, die mehr als 80 Betriebsjahre auf dem Buckel hat, umfangreich saniert. Von oben bietet sich ein grandioser Ausblick z.B. in die Tiroler und Chiemgauer Alpen. Hinter Bayrisch Gmain müssen wir nochmal richtig die Zähne zusammen beißen. Ein zäher Anstieg zerrt kräftig an unseren Waden. Zwar lockt hier ziemlich neuer Asphalt und der Weg führt direkt zwischen Untersberg und der Schlafenden Hexe, einer ziemlich imposanten Erhebung des Lattengebirges vorbei. Wir werden aber trotzdem das Gefühl nicht los, dass uns jemand am Gepäckträger festhält. Aber dann erreichen wir endlich Bischofswiesen. Hier können wir den Blick auf den Watzmann, den König der Berchtesgadener Alpen kaum erwarten.

Böcklweiher mit Watzmann-Blick

Böcklweiher mit Watzmann-Blick

Das große Finale auf dem Bodensee-Königssee-Radweg
Der Abstecher zum Böcklweiher ist Pflichtprogramm, denn von hier zeigt sich die gesamte Watzmann-Familie von ihrer schönsten Seite. Nach diesem Paradeblick fliegen wir förmlich nach Berchtesgaden. Wir brennen zwar zugegebenermaßen darauf, endlich am Königssee anzukommen, aber die Fußgängerzone mit den Geschäften und das Königliche Schloss sind durchaus lohnenswert. Nach einem kurzen Zwischenstopp an unserer Unterkunft radeln wir gepäcklos dem Königssee entgegen. Gut, dass wir in den vergangenen Tagen so viel Ruhe getankt haben, denn hier ist mächtig was los. Touristen aus aller Welt haben das gleiche Ziel: Mit einem der geräuschlosen Elektroboote, auf dem an Naturschönheit wohl kaum zu überbietenden smaragdgrünen See zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä zu schippern und dabei das Watzmann-Echo zu erleben. Doch zeigte sich das Wetter vor wenigen Stunden noch von seiner Schokoladenseite, hat sich der Himmel nun mächtig zugezogen. Unsere Bootsfahrt wird zur ordentlichen Schaukelpartie und an die klassischen Traumfotos in blau-weiß ist nicht mehr zu denken. Ein dramatischer Graufilter legt sich über die so häufig fotografierte Szenerie. Irgendwie auch spannend und ein weiterer Grund warum uns die Erinnerung an diese Fahrradtour noch lange ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird.

Sturm und Regen auf dem Königssee

Der Königssee begrüßt uns stürmisch!

Wichtige Informationen für die Tour

Anreiselogistik

Mit dem Auto:

  • Stuttgart – Lindau  = ca. 200 km
  • München – Lindau   = ca.  190 km
  • Hamburg – Lindau  = ca. 800 km

Parkmöglichkeiten:

Zeitlich unbegrenzte (16,50 € Monatskarte für Pkw) Parkmöglichkeiten gibt es auf dem P1 (Blauwiese):  20 Gehminuten vom Zentrum entfernt. Infos zu allen Parkplätzen in und um Lindau: https://www.lindau.de/dossier/mobil-vor-ort

Mit der Bahn:

Zugverbindungen nach Lindau  nutzen, hierfür kann z.B. auch das kostengünstige Baden-Württemberg-Ticket und auch das Bayern-Ticket genutzt werden. Grundsätzlich ist die Fahrradmitnahme in allen Regionalzügen erlaubt. Einige ICE 4 nehmen auf Voranmeldung jetzt auch Räder mit. Auch der Flixbus hat auf Nachfrage Platz für Fahrräder und fährt nach Lindau und auch von Salzburg ab.

Entlang dem Radweg liegen einige Bahnhöfe, somit können problemlos auch Etappen mit der Bahn überbrückt werden. In allen Regionalzügen dürfen Räder mitgenommen werden.

Mit dem Flugzeug:

Der Flughafen in Friedrichshafen ist nur knapp 23 km vom Startpunkt Lindau entfernt, der Flughafen in Salzburg  liegt rund 30 km von Schönau entfernt.

Fahrradverleih und Rücktransport: Radweg Reisen, Konstanz

Beste Reisezeit:

Das Frühjahr ab Ende April sowie der Spätsommer und Herbst bis Ende September bieten sich an. In den deutschen Sommerferien ist einiges los und die Unterkünfte sollten dann in jedem Fall im Voraus gebucht werden.

Karten, Informationsmaterial, Reiseführer:

Radtourenbuch Bodensee-Königssee-Radweg, bikeline – Verlag Esterbauer, Maßstab 1:50.000,
ISBN: 978-3-85000-128-1

Fahrradführer Bodensee-Königssee-Radweg, Kompass Verlag, Maßstab 1:50.000,
ISBN: 978-3-85026-765-6

Fahrrad-Tourenkarte Bodensee-Königssee-Radweg, Kompass Verlag, Maßstab 1:50.000, ISBN: 978-3-85026-811-0

Anforderung der kostenfreien Bodensee-Königssee-Radweg-Broschüre:
www.bodensee-koenigssee-radweg.de/de/service/prospektshop

Unsere Etappen:

Unsere insgesamt 10 Tagesetappen bewegten sich zwischen rund 10 und 60 km. Die Etappen waren häufig gekoppelt mit längeren Besichtigungen und Aufenthalten, z.B. in Füssen, Bad Kohlgrub, Grafenaschau, Bad Tölz und Bischofswiesen.

Fakten/Schwierigkeiten:

Der rund 420 km lange Bodensee-Königssee-Radweg folgt von Lindau am Bodensee bis nach Schönau am Königssee immer dem Alpennordrand und durchquert das Allgäu, Bayerisch-Schwaben und Oberbayern. Er ist bestens ausgeschildert und auch in entgegengesetzter Richtung befahrbar. 3917 Höhenmeter sind insgesamt zu bewältigen, der höchste Punkt mit 994 m wird aber schon am zweiten Tag kurz vor Oy-Mittelberg erklommen. Alles in allem ist der Radweg durch sein stetiges Auf und Ab relativ sportlich einzuschätzen und verbindet in zehn Tagesetappen die herrliche Voralpenlandschaft mit herausragenden Kulturgütern sowie Möglichkeiten für erfrischende Bäder in den zahlreichen Seen am Wegesrand. Auch für E-Bikes ist die Tour geeignet.

Unsere Übernachtungen:

Hier haben wir besondere kulinarische Genüsse entdeckt:

Weitere Infos: Bayerische Fernwege e.V. Sparte Bodensee-Königsee Radweg   

Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer individuellen Pressereise unterstützt durch den Bayerische Fernwege e.V., die genannten Übernachtungsstätten sowie die Tourismusregionen.

 

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2 Antworten zu Märchenhaft, der Bodensee-Königssee-Radweg vom Allgäu bis ins Berchtesgadener Land

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