Julian Beyer ist ein weitgereister Absolvent der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde im Studiengang *Internationale Forstwirtschaft*. Nach seinen langen Reisen und Auszeiten kehrte er 2015 zurück in den Barnim. „Ich mag die Brandenburger einfach, sie sind sehr direkt,“ erzählt uns der gebürtige Düsseldorfer, während wir einen kleinen Spaziergang durch das Biesenthaler mit ihm unternehmen. In eben diesem abwechslungsreichen Biesenthaler Becken mit teils sehr dichtem Buchenbestand bietet er unter dem Namen „Fagus-Tour“ geführte, individuelle Wanderungen zwischen 7 und 17 km Länge an. Dass er ausführlich erzählen und Zusammenhänge in der Natur anschaulich erläutern kann, durften wir schon erleben. Die von Julian auf seinen persönlichen Touren liebevoll kredenzten regionalen Spezialitäten in Bioqualität, werden wir zu einem späteren Zeitpunkt probieren.
Unsere fünf Fragen an Julian Beyer:
Was ist für dich ein persönlicher Outdoor-Hochgenuss?
Zeit in der Natur zu haben, sich viel Zeit nehmen, zum Beobachten. Augen für die kleinen Dinge haben, erkennen wie Natur lebt und agiert und das Ganze noch mit gutem Essen und lieben Menschen.
Was war für dich bisher das einprägsamste Erlebnis in der Natur?
Wir wurden in den Alpen auf gut 3500 m zu zweit vom Sturm überrascht. Überall Eis und Schnee, rundherum Sturm, Blitze und Schneegestöber, Kriegshinterlassenschaften machten es gruselig, nur an unserer Stelle war Sonne. Wir fühlten uns sicher und hatten Vertrauen, dass uns nichts passiert. Natur hat sehr viel mit Vertrauen zu tun: in die Umwelt, die Mitmenschen und in sich selber. Dieses Vertrauen zu spüren und auch zuzulassen, das ist für mich immer wieder ein einprägsames Erlebnis.
Nenne uns drei Anforderungen an ein Genuss-Erlebnis?
So ein Genuss-Erlebnis muss alle Sinne ansprechen. Essen und Natur sind zwei der wenigen Dinge, neben Sex, die alle Sinne ansprechen. Du riechst, du schmeckst, du fühlst, du hörst. Verantwortung für dich und für andere haben. Z.B. auch mit den eigenen Kräften haushalten und die Situation richtig einschätzen können. Liebe – ist eines der Prinzipien nach denen die Welt funktioniert, ist eine der treibenden Kräfte auf unserem Planeten. Wenn ich etwas mit Liebe mache oder betrachte, wird es zum Genuss. Ich geh nicht raus, weil mir langweilig ist, sondern weil ich es gerne mache und Liebe für die Natur, das Leben und die Luft, die ich atme empfinde. Ganz vielen „modernen“ Menschen geht das Bauchgefühl verloren, wobei das doch auch eine Anforderung an ein Genusserlebnis ist, mal was aus dem Bauch raus entscheiden. Ups, jetzt hab ich schon vier genannt, oder?
Welche Rolle spielt für dich das in der Natur zu sein?
Na eine ganz zentrale Rolle, denn wir alle kommen doch aus der Natur und egal wie sehr wir uns entfremden und der Zivilisation verfallen, alles kommt aus der Natur, dem Boden. Das Benzin für das Auto, der Stuhl auf dem du sitzt, der Reiskracker aus dem Supermarkt. Letztendlich kommt alles aus dem Boden und das dürfen wir nicht vergessen. Zurück zu den Wurzeln und zu mir selbst! Zurück auf´s Wesentliche zu kommen, ich komme der Essenz meiner Gedanken und mir selbst wieder ganz nah, wenn ich in der Natur bist. Leben passiert einfach und ich bin Teil der Natur, deswegen haben wir auch große Verantwortung für sie und sind auch von ihr abhängig.
Welchen Outdoor-Traum möchtest du dir auf jeden Fall erfüllen?
Ich lebe jetzt meinen Traum, ich tue genau das, was ich möchte. Ob in den Rockies oder dem Barnim zu wandern, die Welt ist überall schön. Ein Traum ist das, was du daraus machst. Ich habe viele Träume schon gelebt, z.B. zwei Jahre in Ozeanien leben, von Kanada nach Mexiko und zurück zu reisen, doch das Schöne daran ist für mich das wieder nach Hause kommen. Jede Outdoor-Reise kann traumhaft sein, wenn man sie mit Liebe angeht. Meinen Outdoor-Traum in den Alltag einbauen, das ist es.
Zum Abschluss: Welchen ultimativen Tipp für ein tolles Genusserlebnis in der Natur haben Sie/hast du?
Sei einfach da und du selbst – in dem Moment und öffne deine Kanäle so weit wie möglich. Sauge den Augenblick auf, mit Körper, Seele und Geist. Gehe unbefangen an Sachen heran, habe keine Erwartungen, es kommt sowieso anders als du denkst. Mach dir keinen Stress.
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