Die Bodenseeregion ist zu jeder Zeit Obstparadies.
Nach gutem Frühstück gehen wir durch das Zentrum der Gemeinde zurück zum kleinen Hafen. Beim Relief von Peter Lenk stoßen wir auch wieder auf unseren Wanderweg, der bisher wirklich bestens ausgeschildert ist und „verwandern“ ausschließt.
Wir könnten hier auch in die Bahn steigen und nach Konstanz fahren, aber darüber haben wir nicht mal ansatzweise nachgedacht. Die Sonne lacht und wir machen gut gelaunt sogar noch einen kleinen Abstecher in das nächste Dorf Bodman. Leider haben wie den Abstecher der tiefer ins Naturschutzgebiet Aachried führt, links liegen lassen. Wie uns zwei Mitwanderinnen später sagen, war es ihr Highlight der Tour. Nun denn, dafür legen wir im ersten Apfelhof in Bodman eine kleine Pause ein. Wir sind von der Freundlichkeit der Besitzerin und ihrem Angebot auf kostenlose Erfrischung mit Apfelsaft so angezogen, dass wir gleich noch ein nettes Gespräch führen, uns 1,5 Liter Apfelmost aufladen und mit einem heimischen Apfel in der Hand eine halbe Stunde später weitermarschieren.
Schmale Pfade zur Ruine Altbodman
Durch das Dörfchen Bodman sind wir zwar nicht auf dem SeeGang, doch ist dieser nach einem leichten Anstieg zum Wasserhochbehälter schnell wieder erreicht. Ganz schön schweißtreibend und mit eben diesem Zusatzgewicht auf dem Rücken steigen wir zur Ruine Altbodman auf. Wer noch etwas Kraft und Lust, darf dort auf eigene Gefahr herum kraxeln und sich noch einen schönen Blick auf den Überlinger See erarbeiten. Durch den kleinen Zeitverzug beim Klettern auf den Steinen und der Entspannung auf der Wellnessliege, kommen wir gerade rechtzeitig zur Bisonstube Bodenwald, um die ersten Gäste für einen Kaffee zu sein.
Eigentlich sind wir noch immer zu früh dran, aber auch hier schlägt uns die badische Herzlichkeit entgegen und die Maschine wird extra für uns in Betrieb genommen. Die Wartezeit wird aber nicht lang, im Gegenteil, denn es gibt hier eine echte Bisonherde zu beobachten – ein weiteres Highlight der Tour. Die Herde der Wanderer zieht weiter, ist aber bei weitem nicht so groß, wie die der Steppentiere. Im Wanderrausch nach der Pause hätten wir fast den kleinen Schlenker zur Bodenseeaussicht verpasst. Also Obacht und kurz mal links vom Schotterweg abbiegen, denn der Blick auf den Seefinger von Überlingen ist hier wirklich besonders schön. Die beiden Bänke, Bänke gibt es auf dem SeeGang übrigens en Masse, lassen wir allerdings unbeachtet stehen und beschreiten wieder den grob geschotterten Weg bis zur mittleren Wieshütte. Bei dieser Grillhütte kühlen wir uns am kleinen Brunnen mit frischem Quellwasser die müden Glieder.
Traumliege mit Blickrichtungswechsel
Bisher haben wir ja immer auf den Überlinger See geschaut, nun endlich merken auch wir, dass der Bodensee noch einen weiteren Finger hat. Wir machen es uns auf einer weiteren Wellnessliege bequem, schlemmen frisches Gemüse aus dem Dorfladen und Apfelmost vom Obsthof mit einer grandiosen Sicht auf den Untersee und die Insel Reichenau. Obwohl der Platz traumhaft schön ist, schnüren wir die Stiefel wieder fester, denn nun folgt ein längerer Abschnitt auf Forst- und Schotterwegen. Das beschleunigt zwar das Lauftempo, tut aber der Wandererseele nicht so gut, wie die vielen kleinen moosigen, Wurzeltrampelpfade vorher. Allerdings haben wir dadurch mehr Blickfreiheit, die blühenden Streuobstwiesen mit darin versteckten Bienenstöcken wahrzunehmen. Und natürlich dieser Seeblick – das macht den SeeGang aus. Wir erarbeiten uns diese herrlichen Ausblicke auf den Bodensee durch An- und Abstiege.
Die nächste Ruine, welche uns erwartet, ist die Ruine Kargegg. Hier gibt es keine Einkehren, aber wieder ein paar Bänke und Liegen zum verschnaufen.
Die Marienschlucht, überbewertetes Highlight (ACHTUNG! Die Marienschlucht ist bis auf Weiteres GESPERRT!)
Dann, ja dann kommen wir endlich zur Marienschlucht. DAS Highlight laut allen Broschüren und Touristikauskünften. Die Schlucht selber ist teilweise nur knapp einen Meter breit, lässt uns jetzt aber nicht vor Ehrfurcht erschauern. Vielleicht, weil es grade hier zu einer Ansammlung an Wanderern kommt, der wir auf den zurückliegenden Kilometern insgesamt nicht begegnet sind. Das nimmt uns etwas den Spaß am Absteigen auf den steilen Holztreppen. Am Ende der Schlucht lockt der Fähranleger. Aber keine Chance, wir gehen weiter und lassen die anderen „Schluchtenfans“ auf das Boot warten.
Dichter Buchen-Mischwald umfängt uns nun, drängt uns ganz nah an das Seeufer und den abfließenden Bächen entkommen wir über kleine, schmale Holzbrücken. So macht wandern Spaß!
Vom Teufelsstich zum Burghof
Nach dieser langen ebenen, aber nicht langweiligen Wegstrecke stehen wir wieder vor einer Entscheidung wider der Faulheit. Am Standort Teufelsstich können wir entweder direkt zum anvisierten Tagesendpunkt Wallhausen am Uferweg weitergehen oder wir gehen noch mal steil und zwar hinauf zum Burghof. Das machen wir, schließlich sind wir ja Outdoor-Hochgenuss-Wanderer. Und es lohnt sich! Uns empfängt ein uriger Biergarten, mit Grillstelle, Outdoor-Broilergrill (für nicht Preußen = Hähnchenbräter) und einer plüschig eingerichteten Gastscheune. Hier verzehren wir auch endlich ein Bodenseefelchen, geräuchert mit Brot – köstlich! Hätten wir uns nicht ein entfernteres Ziel gesteckt, könnten wir auch hier ein Zimmer für die Nacht nehmen. Viel idyllischer geht es auf der Strecke gar nicht. Uns zieht es jedoch weiter nach Wallhausen wieder direkt unten am Wasser, wenn auch nicht direkt am SeeGang. Im Uferdörfchen gibt es wieder einen der kleinen Dorfläden. Diese sind auf jeden Fall unterstützenswert, deswegen zögern wir auch nicht lange und kaufen uns eine Flasche hiesigen Rotwein für unseren Balkon mit Seeblick im Hotel garni. Ein passender Abschluss des zweiten Wandertages mit SeeGang.
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