Oliver Mirkes hat sich 2012 entschlossen seinen Beruf als Maschinenbautechniker an den Nagel zu hängen und seine Outdooraffinität zum Beruf zu machen. Durch seine schon Jahrzehnte währende Freude am Bergsteigen und generell in der Natur unterwegs zu sein, stieß er auf einen Weiterbildungskurs zum Ranger in den Hohentauern, den auch sofort belegte. Das reichte ihm jedoch nicht und so schloss er noch die Ausbildung zum Tiroler Bergwanderführer erfolgreich ab und erhielt somit die Befugnis europaweit kommerziell Touren zu führen und anzubieten. Doch welche Touren sollte er nun führen? Da Oliver in Stuttgart geboren und sozusagen auf den Stuttgarter Treppen groß geworden ist, kam ihm zusammen mit einem Freund eine „Schnapsidee“. Sie wollten Stuttgart an einem Tag zu Fuß umrunden und möglichst alle Steigungen mitnehmen. So liefen sie die meisten Stuttgarter Stäffele (Treppenstufen) an einem Tag, mal hoch, mal runter. Das heißt 2000 Höhenmeter in jede Richtung auf einer Länge von 48 km in elf Stunden. RESPEKT! Diese Tour hat er zwar für den Normalbürger nicht im Programm, aber aus den anfänglichen zwei Stäffelestouren 2012 sind mittlerweile 13 unterschiedliche Touren im Jahre 2016 geworden.
Neben den Stuttgarter Stäffeles Touren bietet Oliver auch noch weitere Wandererlebnisse im Um- und Ausland an.
Was ist für dich ein persönlicher Outdoor-Hochgenuss?
Den EINEN Hochgenuss gibt es so für mich gar nicht. Das Erkennen der Jahreszeiten, das Erfühlen und Erfahren der Elemente, das ist für mich das ganze Jahr über ein Outdoor-Hochgenuss. Wenn ich z.B. im Stuttgarter Kessel bei 37°C unterwegs bin, freue ich mich auf den verregneten Herbst. Wenn es einen Winter mit wenig Schnee und schlechtem Wetter gibt, freue ich mich auf´s Frühjahr, wenn dann das Leben überall in der Natur wieder beginnt. Da ich ja viel draußen bin, ist es für mich die größte Freude die kommende Jahreszeit herannahen zu sehen und zu spüren.
Was war für dich bisher das einprägsamste Erlebnis in der Natur?
Ich bin an meine Leistungsgrenze gegangen als ich den Mont Blanc (4810m) besteigen wollte. Auf 4200 m sind wir in einen Höhensturm geraten. Wir haben uns dann bei ganz wenig Sicht noch bis 4500 m hoch gekämpft, immer mit der Hoffnung, vielleicht reisst es noch auf. Dann ist auch mein Trinksystem eingefroren, ich hab´s gar nicht bemerkt, da ich sowieso vergessen hatte zu trinken und so entstand schon eine leichte Beklemmung. Obwohl wir nie in wirklicher Lebensgefahr waren, merkte ich, „du bist da oben völlig auf dich allein gestellt, die Natur zeigt dir die Grenzen auf und du bist weit weg von jeglicher Zivilisation“. Wir sind dann abgestiegen und hatten zwei Stunden später und 1500 Höhenmeter tiefer wieder strahlenden Sonnenschein.
Nenne uns drei Anforderungen an ein Genuss-Erlebnis?
Zeit muss man haben, das Erlebnis darf nicht durchgetaktet sein. Zeit zum Genießen, Essen, Trinken, Fotografieren, das ist eine wichtige Anforderung. Wenig bis keine Infrastruktur bei den Wanderungen. Keine Restaurants, Wirtschaften etc. unterwegs, sondern alles dabei haben und auf sich allein gestellt, autark zu sein, das ist für mich Outdoor. Es müssen auch keine Schilderwälder am Wegesrand stehen, lieber selbst mit Karte, Kompass und GPS navigieren. So machte es mir am meisten Spaß. Neues entdecken: Einfach mal die eigenen ausgetretenen Wege verlassen und z.B. hier links gehen, statt wie immer rechts abbiegen. So eröffnen sich auch im Alltäglichen immer neue Perspektiven.
Welche Rolle spielt für dich das in der Natur zu sein?
Ruhe, Entspannung und Auftanken. Meistens kann ich sogar im Job abschalten. Wenn ich mit meinen Gästen unterwegs bin, läuft es ziemlich schnell rund und für mich dann auch entspannend.
Welchen Outdoor-Traum möchtest du dir auf jeden Fall erfüllen?
Als Freund des Bergsteigens ist mein großer Traum auf das Dach der Welt zu kommen und dort einen 7000er im Himalaya zu besteigen. Es muss kein technischer Berg sein, einen sogenannten Konditionsberg kann ich auch in zehn Jahren noch besteigen und habe somit keinen Zeitdruck mir meinen Traum zu erfüllen, siehe eure Frage nach den Genussanforderungen. ;)
Zum Abschluss: Welchen ultimativen Tipp für ein tolles Genusserlebnis in der Natur hast du?
Eine geführte Winterwanderung, möglichst mit Schneeschuhen, das sollte jeder mal erlebt haben. Warum eine geführte Tour? Nicht nur wegen der alpinen Gefahren, sondern einfach auch, um die Wildrückzugsgebiete zu erkennen und das Wild in seiner Winterruhe nicht zu stören. Rücksicht auf die Natur ist ganz wichtig. Ich selber führe meine Schneeschuhtouren immer in Absprache mit den Jägern und Naturschutzzentren und entscheide dann welche Route von uns begangen wird. Ich kann meinen Gästen dann immer auch noch erzählen auf welcher Landschaft wir uns grade bewegen, denn durch den Schnee sehen wir das Terrain ja nicht.
Vielen Dank Oliver für das Gespräch und die erhellenden Antworten.
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Hallo Oli,
Dein Interview hat mich sehr angesprochen. Vor allem Dein Kommentar zum Thema Zeit! Du sagst Zeit muss man haben, das Erlebnis darf nicht durchgetaktet sein.
Eine absolut wichtige und stimmige Einstellung.
Das ist meiner Meinung nach das Hauptproblem unserer moderner Lifestyle Zifilisation. Deshalb lautet auch mein Motto, Zeit kann man nicht verlieren, man kann sie nur gewinnen!
Für das Jahr 2017 nehme ich mir wieder mal Zeit für eine Stäffeles Tour. Die letzte war ja die legendäre Mops Stäffeles Tour.
Aus Wiernsheim grüßt Dich
Dein Frei-Zeit-Gewinner
Peter Stantscheff
Hallo Peter,
wir werden das dem Oli mal so weitergeben, falls er deinen Kommentar hier bei uns nicht liest. Danke dafür und schön, dass du auf unsere Seite gefunden hast!
Herzliche Grüße von Thomas und Silke.
Danke Peter, das freut mich sehr. :-) Bis bald mal wieder, liebe Grüße aus Stuttgart, Oliver