Appetit hatten wir auf eine kleine Auszeit mit Bewegung für die Beine, Stille für den Geist und kleinen Ausflügen zu regionalen Besonderheiten! Wir wollten für die Anreise nicht lange im Auto sitzen; möglichst abwechslungsreiche Wanderungen unternehmen, zu denen wir uns im Vorfeld keine Gedanken machen mussten. Unsere Mini-Anforderungsliste hat das Rad-/Wanderparadies Schwarzwald und Alb mit 39 ausgeschilderten Wanderungen prima erfüllt. Und so sind wir gestartet, mit großer Vorfreude und Neugier im kleinen Gepäck, in ein verlängertes Wanderwochenende im Schwarzwald.
WERBEHINWEIS: Dieser Beitrag entstand im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem Rad- und WanderParadies Schwarzwald und Alb. Auf Art, Inhalt und Umfang unseres Artikels hat dies jedoch keinen Einfluss.
INHALTSVERZEICHNIS
- Wandern auf dem Genießerpfad Auerhahnweg
- Wandern auf dem Genießerpfad Himmelberg Runde
- Wandern auf dem Genießerpfad Sauschwänzle-Wege
- Besuch im Narrenschopf, Bad Dürrheim
- Nostalgie im Jan Ullrich Cycling Museum, Bad Dürrheim
- Entspannen im SOLEMAR, Bad Dürrheim
- Erlebnisse im Rad- und WanderParadies Schwarzwald und Alb
- Bonuspunkte im Kartenformat
- Alle Informationen auf einen Blick
Unser erster Wandertag auf dem Genießerpfad AUERHAHNWEG
Kuhglocken läuten, Hähne krähen und Kreissägen kreischen, das ist der Sound, der uns beim Einstieg auf dem Auerhahnweg begrüßt. Eine Abkühlung in der Wassertretanlage steht bereit, die wollen wir uns jedoch auf der Strecke noch verdienen und am Ende der Wanderung genießen. Ein wurzliger Pfadanstieg durch das sogenannte Sommermoos bringt uns zügig auf Betriebstemperatur; vorbei an einem alten, hübsch zurecht gemachten Schwarzwaldhaus, geht es über die schlafende Rodelbahn hinauf nach Remsbach. Eine erste Infotafel stimmt uns auf den größten in Europa beheimateten Hühnervogel und Namensgeber der Wanderung ein. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier noch eine große Auerhuhn-Population. Der voranschreitende Lebensraumverlust und die Isolierung der Lebensräume voneinander führten dazu, dass der Bestand mehr und mehr zurückging und der prächtige Vogel aus dieser Region verschwand. Schutzmaßnahmen, die im „Aktionsplan Auerhuhn“ verankert sind, machen Hoffnung, dass eine Wiederansiedlung möglich ist, lesen wir auf den aufgestellten Tafeln.
Blaue Mauer und Blaubeerparadies
Auf den Waldabschnitt folgt eine erste Freifläche, die den Blick auf das zweite baden-württembergische Mittelgebirge, die Schwäbische Alb freigibt: Die „blaue Mauer“ mit den Silhouetten der Burg Hohenzollern, des Zeller Horns und des Plettenbergs heben sich im Dunst ab. Die angebrachte Panoramatafel einer Augenblick-Runde, das sind mit besonders gestalteten Aussichtstafeln versehene Wanderungen im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord, bestätigt unsere Zuordnung. Schwarzwald und Alb sind nur ein Steinwurf voneinander entfernt, das zeigt sich an dieser stimmungsvollen Aussicht. Auch der 2017 eröffnete, 246 Meter hohe Aufzugstestturm bei Rottweil mit der höchst gelegenen Besucherplattform Deutschlands ist gut zu erkennen und weckt unser Interesse dort einmal oben zu stehen. Wir spazieren durch bunt blühende Wiesen, auf denen sich gelber Hahnenfuß, lila Storchenschnabel, roter Klee und Margeriten der Sonne entgegenstrecken.
In lichten Misch- und Nadelwald tauchen wir ein auf einem Pfad, dicht gesäumt von Heidelbeersträuchern, an denen uns reife Früchtchen beinahe schon entgegen hüpfen und „Pflück mich!“ rufen. Ich zupfe einige Beeren ab und lasse sie in meinen Mund rollen. Ich liebe diese süß-herbe Geschmacksexplosion auf der Zunge und fange an, weitere Früchte zu sammeln. Es braucht ein bisschen Geduld, bis man eine Handvoll zusammen hat und sich das Geschmackserlebnis wiederholt. Glücksgefühle krabbeln in mir hoch, ich mag dieses fast meditative Sammeln! Rundherum breitet sich im Wald saftig grünes Moos aus, das bei jeder Berührung schmatzende Geräusche von sich gibt. Wenn es nicht so feucht wäre, würde ich am liebsten mittendrin ein bisschen baden. Übermannshohe Farnsträucher ragen in den Weg, der weiche Boden wippt unter unseren Füßen, alte Grenzsteine mit dem Badener und Württemberger Wappen ziehen unseren Blick auf sich. Die Sonne strahlt durch die Bäume und die satten Farben leuchten noch intensiver. Still ist es, außer uns ist niemand unterwegs.
Sehenswert und informativ gestaltet, die Auerhahn-Stationen
Wir erreichen den Auerhahn-Balzplatz, eine weitere Informationsstation. Ich chille auf der Wellnessliege, während Thomas sich mit der Infotafel beschäftigt; dann den Knopf der Hörstation drückt und wir hautnah die typischen klopfenden Balzgeräusche der Auerhähne vernehmen – die „Herren“ legen sich lautstark, mit aufgestelltem, gespreiztem Schwanzgefieder, aufgerichtetem Kopf und herunterhängenden Flügeln, ins Zeug, um das Herz eines Auerhuhns für sich zu gewinnen. Ich schließe die Augen und stelle mir so einen Prachthahn mit blaugrün schillerndem Gefieder und dem markanten roten Fleck über den Augen vor. Wenige Meter hinter dem Balzplatz weckt ein verschlossenes Schränkchen unsere Neugier; vorsichtig geöffnet, entdecken wir alkoholfreie Getränke. Zum Zugreifen lädt ein Sprüchlein ein: „Der Kopf tut weh, die Füße stinken, höchste Zeit etwas zu trinken!“; eine Vertrauenskasse bittet um einen angemessenen Obolus. Wir packen unser Rucksackvesper in der benachbarten Hütte aus, nicht umsonst gehört diese Tour zu den Genießerpfaden.
Die Gestalter der Wanderung haben wahrlich mitgedacht, denn auch ein hübsches, mit Hackschnitzeln betriebenes Toilettenhäuschen ist wenig entfernt installiert. Mit Blick über weitläufige Wiesenflächen am Waldrand geht´s nach der Pause sanft abwärts weiter. Wir tauchen erneut ein in den Wald, machen Bekanntschaft mit dem Eichbach, der uns nun noch häufiger mit seinem Gurgeln und Glucksen begleitet. Einen kleinen Abstecher zum Klausenhof, einem alten Schwarzwaldhof mit tief heruntergezogenem Dach und schmucker Fachwerkfront, bauen wir ein; hier verläuft auch die ebenfalls ausgeschilderte Augenblick-Runde weiter. Nach einem Blick in die Klausenhofkapelle aus dem Jahr 1883 amüsiert uns der aufgestellte Besen. Er signalisiert, ob die kleine Hofbewirtschaftung geöffnet hat oder wie heute geschlossen ist – so oder so lohnenswert, dieser kurze Umweg!
Erfrischung am Eichbach
Zurück auf der Auerhahnrunde wandern wir am geräuschigen Bach mit kleinen Wasserkaskaden und tiefen Senken entlang. Die zweite Hälfte der Strecke wartet mit einigen An- und Abstiegen auf, ein Paradebeispiel dafür ist der Abzweig an der Infostation zur Ernährung der Auerhühner: Spannend – auch sie lieben Heidelbeeren und können bis zu zwei Kilogramm am Tag vertilgen, da können wir nicht mithalten. Auf einem wurzeligen steilen Pfad, der uns über Buntsandsteinfelsen führt, schwitzen wir uns den 14% Aufstieg hinauf, wie uns der Blick auf unsere Outdoor-App zeigt. Oben auf einer Lichtung angekommen, wiegt sich das Getreide auf einem Feld sanft im Wind – herrlich so ein kühlendes Lüftchen! Eine mit einem geschnitzten Weißkopfadler verzierte Bank bietet Platz zum Verschnaufen und gibt den Blick auf die andere Talseite frei, auf der wir am Vormittag unterwegs waren.
Eine weitere Schattenpassage vorbei an bemoosten Steinen folgt, bevor das Auerhahn-Nest von großen Steinbrocken symbolisiert, am Wegesrand liegt.
Es folgt ein Abschnitt, der mich erneut verzaubert: Ein Weg, der sich sehr schmal und steil nach unten zieht und sich in das Gelände eingeschnitten hat. Auch zeigt sich der in dieser Schwarzwaldregion so typische rote Buntsandstein wieder. Die Wellnessliege könnte nicht besser platziert sein und der alte Fensterrahmen inszeniert die dahinterliegende Landschaft – ein Holzfernrohr komplettiert das Trio, das an der Infostation Schlafplatz steht. Für uns hätte es an dieser Stelle gar kein so großes „Unterhaltungsangebot“ gebraucht, denn die Natur- und Landschaftseindrücke sind ein absolutes Sahneschnittchen.
Der letzte Abstieg führt uns hinunter zum Eichbach, den wir über eine kleine Brücke überqueren. Libellen und Schmetterlinge tanzen, eine Miniatur-Weidenkirche lädt zum Verweilen ein. Wir folgen dem mäandernden Bach im Tal entlang. Ein letzter Anstieg bringt uns zurück zum Kneipp Becken. Nun heißt es raus aus den Wanderschuhen und Socken und hinein ins erfrischende Nass. Schöner Abschluss dieser informativen, liebevoll gestalteten, abwechslungsreichen Wanderung! Sicherlich nicht nur uns würde es gefallen, wenn die verschiedenen Naturschutz-Aktivitäten Früchte tragen und sich die Auerhühner hier wieder ansiedeln könnten.
INFOBOX – GENIESSERPFAD AUERHAHNWEG:
Länge: 10,5 km
Höhenmeter: 310
Schwierigkeitsgrad: mittel
Parken: Tennenbronn Remsbach oder Tennenbronn Talstraße (am Freibad)
Einkehr: Abstecher zum Klausenhof oder in die Gasthäuser in Tennenbronn, Rucksackvesper z.B. an der Getränkestation
TIPP: Unbedingt ein Handtuch einpacken, um sich an der Kneippanlage abzukühlen! Verschiedene Infostationen erläutern über die Lebens- und Verhaltensweise der Auerhähne, die aktuell hier leider nicht mehr angesiedelt sind.
Ankunft in Bad Dürrheim und närrischer Abstecher
Nach dieser ersten Wanderung steuern wir den Soleort Bad Dürrheim an, dort wartet für die nächsten drei Nächte ein Hotelzimmer im Hotel Salinensee auf uns. In rund einer Viertelstunde Fußweg gelangen wir ins Zentrum, schlecken ein Eis auf der Friedrichstraße, der Hauptbummel-Meile und schlendern weiter in den Park, dort steht der Narrenschopf.
Fasnachtsbrauchtum im Narrenschopf
Die Freude an der Schwäbisch-alemannischen-Fasnacht wurde mir von der aus dem Schwarzwald stammenden Familie meiner Großmutter mitgegeben. Zumindest kann ich mir die Begeisterung für dieses Brauchtum, das alljährlich ab dem 6. Januar seinem Höhepunkt vom „Schmotzigen Donnerstag“ bis Fasnachtsdienstag entgegenstrebt nicht anders erklären. Völlig klar, dass wir dem Narrenschopf, mit seinen vier Ausstellungskuppeln auch mitten im Sommer einen Besuch abstatten! Sehr informativ aufbereitet, wird interaktiv die Entstehung und Entwicklung dieser Tradition erläutert. Besonders farbenfroh und authentisch wird es, wenn man sich eine der 3-D-Brillen aufsetzt und direkt hineingezogen wird in einen der historischen Umzüge, die alljährlich stattfinden. Wunderschön der lange Laufsteg auf dem sich 74 Narrenfiguren der unterschiedlichen Zünfte aneinanderreihen: Eine Augenweide z.B. der Salzhansel aus Bad Dürrheim dessen Gewand über und über mit kleinen Salzsäckchen bestückt ist oder auch die Tettnanger Hopfensau, die an den Hopfenanbau in der bodenseenahen Stadt erinnert. Zurück unter dem strahlend blauen Himmel kann ich es schon fast nicht mehr erwarten, bis endlich wieder Fasnet ist!
Der Erlebnispark in dem sich auch der Narrenschopf befindet ist eine wahre Wellness-Oase für alle Altersklassen. Wer mag spielt sich durch die Adventure-Golf-Anlage, genießt die Blumenpracht im Vorbeischlendern mit einem Eis in der Hand, entspannt auf einer der Wellnessliegen oder belebt die von den Wanderungen trägen Füße, Beine und Arme auf dem Barfußpfad und den Arm- und Fußkneipp-Becken. Ebenfalls kostenfrei sind die tiefen Atemzüge beim Flanieren entlang des 108 Meter langen Gradierwerks. Über die vier Meter hohen Wände rieselt die gesundheitsfördernde, fein zerstäubte Sole über Schwarzdornreisigbündel.
Wanderung Nr. 2 führt uns über den Genießerpfad Himmelberg Runde
Die Himmelberg Runde ist die passende Wanderung, wenn man schnell herausspringen möchte, aus dem Gedankenkarussell des Alltags! Sie führt über weite Abschnitte durch unaufgeregte Landschaft, es gibt kleine Entdeckungen am Wegesrand; ich kann mich auf das Gehen fokussieren und ganz im „Hier und Jetzt“ sein.
Wir schnüren in Öfingen, dem höchstgelegenen Ortsteil von Bad Dürrheim die Wanderschuhe, gehen durch das Dorf und ich zücke meine Bergbestimmungs-App. Schöne Überraschung, die die Wanderung als Aperitif bereithält: Aussicht auf die beiden höchsten Erhebungen im Schwarzwald, den Feldberg (1.493 m) und das Herzogenhorn (1.415 m). Ein Wiesenweg schmeichelt unseren Wanderstiefeln, kürzlich war hier wohl ein Wegewart unterwegs, es riecht nach frisch gemähtem Gras und einem perfekten Sommertag; Grillen zirpen, Vögel zwitschern und zahlreiche Bänke und Wellness-Liegen wollen besetzt werden.
Gedankenlos freie Aussicht
Unser Weg schlängelt sich vorbei an Getreidefeldern, Baumbeständen und Wiesenflächen. Schmetterlingen begleiten uns und zahlreiche Pflanzen warten auf ihre Bestimmung. Ich fotografiere einige Exemplare mit meiner Pflanzen-App und lerne die Kohl-Kratzdistel, die lilafarbene Wiesenflockenblume und die blassblaue gewöhnliche Wegwarte kennen. Ein sanfter Wind streichelt die Ähren, die kurz vor der Ernte stehen. Weit und breit kein Mensch zu sehen und freie Sicht hat man hier wahrlich! Wir gelangen durch einen dichten Buchenwald, mit einigen besonderen Stammformationen. Ein Baum erinnert mich an einen vielarmigen Kronleuchter. Im Herbst, wenn die Laubfärbung einsetzt, ist das ein sehr farbenfroher Abschnitt. Riesig die Freiflächen, über die wir hinunter zum Röhrenbrunnenbach, dem tiefsten Punkt der Tour gelangen. Den Höhepunkt der Tour, den Himmelberg haben wir nun schon deutlich vor Augen, allerdings trennen uns noch rund 150 Höhenmeter, die wir uns auf den nächsten vier Kilometern, erst langsam und doch stetig erschwitzen.
Himmlische Gipfelruhe
Erst kurz vor dem Himmelberg Gipfel treffen wir auf erste Mitwanderer. Interessant, es gibt ein Gipfelkreuz, das mitten im Wald steht. Angekommen an der Himmelberghütte auf 841 Metern empfängt uns ein 180 Grad Aussichtsbalkon: Südwestlich steht der Feldberg, direkt unter uns im Miniaturformat unser Ausgangsort Öfingen; die angebrachte Panoramatafel verspricht auch den Blick in die Schweizer Alpen. Allerdings heute nicht – es ist zu diesig! Wir tragen uns ins Gipfelbuch ein, breiten uns auf der Bank aus und genießen unser Rucksackvesper – lecker!
Nun kennt der Weg nur noch eine Richtung: bergabwärts. Der Abstieg führt über einen schmalen, lichtdurchfluteten Waldpfad, der für uns durchaus noch länger hätte sein dürfen. Wir schwelgen an den Himmelswiesen vorbei: Kornblumen, orangefarbene Ringelblumen, einzelne Mohnblüten in Rot sind ein harmonischer Blickfang. Gut platziert eine Wellnessliege, um noch einmal durchzuatmen und das Landschaftsgemälde zu genießen. Ich drehe mich um, blicke hinauf zum Himmelberg und fühle mich gänzlich unbeschwert!
Länge: 10,3 km
INFOBOX – GENIESSERPFAD HIMMELBERG RUNDE:
Höhenmeter: 220
Schwierigkeitsgrad: leicht
Parken: Öfingen Wanderparkplatz, sehr gute Anfahrt in 25 Minuten mit der Buslinie 610 ab Bad Dürrheim, Busbahnhof.
Einkehr: keine naheliegenden Einkehrmöglichkeiten, Rucksackvesper genießen auf den zahlreichen Pausenbänken und an der Gipfelhütte auf dem Himmelberg.
Wegepartner: Kur- und Bäder GmbH Bad Dürrheim
TIPP: Besuch des Heimatmuseums Bad Dürrheim – bei freiem Eintritt immer sonntags bis 17 Uhr geöffnet
Nach dieser entspannten Wanderung kehren wir nach Bad Dürrheim zurück und besuchen das Jan Ullrich Cycling Museum, das im Mai 2024 eröffnet wurde und im Haus des Gastes untergebracht ist. Informativ gestaltet ist der historische Spaziergang zu den umliegenden Gebäuden vom Haus des Gastes. Am Rathaus II, dem ehemaligen Salinehaus wird z.B. die Geschichte rund um den Soleabbau erzählt. Ein Abstecher zu den beiden restaurierten Bohrtürmen, den ehemaligen 1897 eröffneten großherzoglichen Ludwigssalinen, über die bis 1972 Sole geschöpft wurde, lohnt ebenfalls.
Emotionaler Besuch im Jan Ullrich Cycling Museum
Thomas hat die Karrierehöhen und -tiefen vom gebürtigen Rostocker Jan Ullrich intensiv verfolgt und ja, man darf ihn als Jan Ullrich Fan bezeichnen. Groß ist seine Vorfreude, als wir das Haus des Gastes betreten: 2001 war Ullrich bei den Deutschen Meisterschaften in Bad Dürrheim am Start, was möglicherweise die Standortwahl für das Museum begünstigte.
Jeder von uns liest und schaut sich an anderen Stellen fest. Sehr informativ und auch emotional aufbereitet sind die Infos zu den zahlreichen wichtigen Stationen und großen Rennen, die der Radprofi von 1996 bis zum Karriereende 2007 absolvierte. Die Texte wurden im Wesentlichen von Ullrich selbst verfasst und die Passion, Leidensbereitschaft, die emotionalen Höhen und Tiefen werden gut transportiert. Zahlreiche Rennräder samt Trikots, die er bei wichtigen Rennen nutzte, wie z.B. bei seinen Tour de France Rennen, sind ausgestellt.
Eine Blickmagnet, das Diamant Trainingsergometer RTG1 in leuchtendem Blau, erstellt vom VEB Gerätebau Lützen. Es erinnert eher an ein Folter- als an ein Trainingsgerät! Den Text über ein ganz besonderes Exponat, eine Kappe, verschlinge ich ungläubig. Diese Kappe, die er bei der Tour de France 1997 trug, hat ihm wahrscheinlich den Gesamtsieg gesichert. Mehr verraten wir an dieser Stelle nicht, denn der Plot ist genauso unerwartet wie menschlich!
Gänsehaut überzieht uns an den verschiedenen Filmdisplays, auf denen unterschiedliche Reportagen gezeigt werden; beispielsweise der SWR-Bericht mit einem Zusammenschnitt der verschiedensten Etappen auf besagter Tour de France 1997 inklusive der letzten Meter bevor Ullrich als Sieger die Ziellinie überrollt. Auch Jahrzehnte später ist das noch immer Emotion pur! Neben den Hochphasen seiner Karriere, gibt es in der Ausstellung auch Platz für den folgenden Abstieg nach dem Karriereende. Am Ausgang hängt eines von zahlreichen großen Fotos die den ehemaligen Spitzensportler zeigen: Auf diesem blickt uns der heutige Jan Ullrich an und wir verlassen die Ausstellung sehr berührt!
Aktuell ist die Ausstellung nur temporär angelegt. Wer in Jan-Ullrich-Karriereerinnerung schwelgen möchte, hat hierzu Zeit bis zum Jahresende 2024.
Grandioses Wanderfinale auf dem Genießerpfad Sauschwänzle-Weg
Schon beim Namen der heutigen Streckenwanderung zucken meine Mundwinkel eine Etage höher. Den hat sie nämlich der historischen Sauschwänzlebahn zu verdanken: Auf der insgesamt 25 Kilometer langen Bahnstrecke geht es durch zahlreiche Schlingen, die an besagten Ringelschwanz erinnern und insgesamt sechs Tunnel werden durchfahren. IN einem überwintert die Mopsfledermaus, wodurch der Bahnbetrieb nur von Ende April bis Mitte November möglich ist. Der Bahnsteig in Zollhaus füllt sich; Fotosessions haben Hochkonjunktur: Jeder möchte ein Erinnerungsfoto mit der alten Lok aus dem Jahre 1954. Auch unser Zugführer Silas Pfaff und sein Kollege Gerhard Unmut sind als Motive sehr gefragt! Der 23-jährige Blumberger Silas ist der jüngste Zugführer im gesamten Team; mit 18 Jahren hat er die erforderliche Prüfung absolviert. Sein Kollege Gerhard Unmut begleitet die Sauschwänzlebahn bereits seit 1977; einmal mitfahren wollte der aus Weil bei Lörrach stammende Eisenbahnliebhaber, zwischenzeitlich sind daraus mehr als 500 Fahrten geworden.
Nostalgie in der Sauschwänzle-Bahn
Wir betreten den Wagen Nr. 7, der durch Holzvertäfelung, ungeteilte Doppelsitze, Neonröhrenbeleuchtung viel Nostalgie versprüht. Rund 250 Sitzplätze stehen heute zur Verfügung. Wenn am Wochenende die Dampflok in Betrieb ist, werden noch mehr Wagen angehängt. Dann schallt Silas Durchsage über den Bahnsteig: „Bitte einsteigen, Türen schließen, Vorsicht bei der Abfahrt!“ Ein durchdringender Pfiff ertönt, die Bahn setzt sich rumpelnd und ratternd in Bewegung. Fenster werden heruntergezogen, damit man den Verlauf besser mitverfolgen kann. Die imposante Streckenführung macht es möglich, dass wir immer wieder die Lok und Wagen beobachten können, wie sie sich in die Kurven legen. Nicht nur absolute Eisenbahnfreaks sitzen mit einem versonnenen Lächeln im Zug. Die Fahrten über die Viadukte und Brücken sind ein Blickfang und wie eine Pirouette auf Schienen fühlt sich die Fahrt durch den Stockhalder Kreiskehrtunnel an, denn hier vollführt der Zug eine 360 Grad Drehung.
Trotz des gemäßigten Tempos erreichen wir unseren Ausstieg in Grimmelshofen nach 40 Minuten für unseren Geschmack viel zu schnell. Beim nächsten Mal würden wir in die Verlängerung gehen und erst am Halt Lausheim-Blumegg aussteigen, dadurch verkürzt sich die Wanderung um circa zwei Kilometer und man erspart sich einen knackigen Aufstieg hinter Grimmelshofen. Das ist ein Kaltstart, der in die Waden zwickt und Trittsicherheit fordert, denn neben dem Waldpfad geht es steil den Hang hinunter. In Lausheim-Blumegg angekommen haben wir Glück, denn da tuckert die Sauschwänzle-Bahn gerade in den Bahnhof ein und wir haben noch einmal Zeit für ein kleines Fotointermezzo mit dem Bähnle.
Abenteuer Wutachflühen
Wir stoßen auf die Wutach, einen rund 91 Kilometer langen Nebenfluss des Rheins. Das Rauschen der „wütenden Ach“ vermittelt an diesem heißen Sommertag ein bisschen Frische. Wir wandern gegen die Fließrichtung und es ist schön, die Wasserdynamik zu beobachten. Der Pfad bietet Schatten und bei einer Bachmündung kann man die Füße ein bisschen abkühlen. Erste große Felsen entdecken wir auf der gegenüberliegenden Flussseite, eine leise Ankündigung auf das, was zeitnah folgt! Über den Wutachsteg queren wir den tosenden Fluss; über uns thront das 107,5 Meter lange und 28 Meter hohe bogenförmige Wutachviadukt. Wer auf der Fahrt mit der Sauschwänzle-Bahn den richtigen Moment erwischt, bekommt den Blick aus der Vogelperspektive! Der Pfad zieht sich sanft hinauf und die Wutachflühen kündigen sich an. In diesem Naturschutzgebiet hat sich die Wutach schluchtartig in den anstehenden Muschelkalk eingegraben. Durch die bewaldeten Talhänge windet sich ein schmaler Pfad über Steine und Wurzeln den Hang hinauf, immer wieder ragen mächtige Felsformationen weit zu uns herunter, die teils bis zu 300 Meter hoch sind.
Achtsam setzen wir unsere Schritte; wer hier bei Nässe oder nach Regentagen unterwegs ist, sollte auf jeden Fall die ausgeschilderte Umgehung nahe der Wutach nutzen. Die Gehrichtung bergan ist für uns die deutlich angenehmere und einfachere. Im Wald links und rechts von uns liegen Baumstammkolosse umher und strecken ihre riesigen Wurzelteller von sich. Man könnte meinen, einige fabelhafte Waldriesen haben gerade ihr Mikadospiel beendet. An besonders engen Passagen finden gerade einmal zwei Füße dicht an dicht, nebeneinander Platz; links von uns geht es wieder steil den Abhang des Hartbuek hinunter. Adrenalinjunkies und Wanderabenteurer haben hier viel Spaß! Efeu rankt wie ein Baldachin von den Bäumen, Tarzan und Jane hätten sicher ihre Freude! Wir passieren riesige Felsmauern aus Muschelkalk, klettern über umgestürzte Bäume, gelangen zum Sturzdobel Wasserfall und zum Wasserfall Sackpfeifendobel. Auf zwei kleinen Aussichtsbalkonen schweben wir über das satte dichte Mischwaldgrün, aus dem immer wieder mächtige Felstürme heraus blitzen.
Wohlverdiente Vesperpause
Unser Energiepeicher brauchen ein bisschen Nachschub und das Rastarrangement mit einer Installation vom Wanderwegpartner Schwarzwaldhof schlaut auf, über die verschiedenen Zutaten, Kräuter und Gewürze, die den Geschmack des Schwarzwälder Schinkens so einzigartig machen. Nach der Vesperpause haben wir uns eine kleine Siesta verdient.
Noch rund 6,5 Kilometer liegen bis zum Bahnhof Zollhaus vor uns – die kein Spaziergang sind. An heißen Sommertagen ist dieser Abschnitt besonders stark der Sonne ausgesetzt und bringt auch nochmal 200 Höhenmeter mit sich, die in zwei durchaus kernige Anstiege verpackt sind. Ein landschaftlicher Tapetenwechsel ist angesagt und nach der „grünen Hölle“ durch die Wutachflühen sind nun weite landwirtschaftliche Flächen, Alpenausblick und Train-Spotting angesagt! Wir meistern eine Wanderrampe mit zwölf prozentiger Steigung am Waldrand hinauf; genießen einen ebenen Catwalk, der im Südwesten Blick auf die Schweizer Bergmajestäten bietet, selbst den Mont Blanc könnte man bei guter Sicht wohl erkennen. Der Asphalt wirft die gespeicherte Hitze zurück, zum Glück haben wir noch ausreichend Trinkwasser dabei. Immer wieder lugt die Sauschwänzle-Strecke in der Landschaft hervor; besonders spektakulär ist der Blick auf die fauchende Bahn sicherlich, wenn sie, angetrieben von der Dampflok, einen mächtigen Rauchschwall über sich herzieht.
Hier habt ihr gute Karten für viele Erlebnisse und Verkehrsmittel
Bei zahlreichen Übernachtungsbetrieben im Rad- und WanderParadies Schwarzwald und Alb erhält man als Gast eine kostenlose Gästekarte, die freien bzw. vergünstigten Eintritt zu verschiedenen Urlaubsattraktionen bzw. die kostenlose Nutzung des ÖPNV bietet:
Der Anstieg zum heutigen höchsten Punkt, der Ottilienhöhe auf 800 Metern führt über eine wurzlige „Leiter“ im Waldboden. Es fühlt sich an, als würde ich einen Elefanten hinter mir herziehen. Dann haben wir es geschafft – oben angekommen, endlich! Wir folgen dem Schild zum Natur-Kino und sind freudig überrascht von der Ansammlung an Wellnessliegen inklusive Beistelltischchen, die uns hier erwartet und den Blick auf die umliegenden Hügel freigibt. Wo können wir bitte das Popcorn bestellen? Die flankierenden Wiesenhänge mit knallgelb blühenden Ochsenaugen und struppigen Wacholderbüschen machen den Abstieg leicht. Zwei weitere Stationen zum Schwarzwälder Schinken stehen noch bereit und dann erreichen wir den Bahnhof Zollhaus. Die Sauschwänzle-Bahn ist schon von ihrer Nachmittagsausfahrt zurück und im Feierabend. Wir lechzen einer kühlen, innerlichen und äußerlichen Erfrischung entgegen!
INFOBOX – GENIESSERPFAD SAUSCHWÄNZLE-WEG:
Länge: 12,4 km ab Grimmelshofen, 10,5 km ab Lausheim-Blumegg
Höhenmeter: 460
Schwierigkeitsgrad: anspruchsvoll, Trittsicherheit erforderlich
Parken: Bahnhof Zollhaus
Einkehr: Landgasthof Wutachschlucht, Lausheim-Blumegg; Bäckerei & Cafe Jim Knöpfle, Zollhaus; Rucksackvesper an einer der drei von der Firma Schwarzwaldhof eingerichteten Vesper- u. Informationsplätze
Besonderheiten: Hin- bzw. Rückfahrt (ab/bis Grimmelshofen bzw. Lausheim-Blumegg), mit der historischen Sauschwänzle-Bahn; Handtuch einpacken, um ein Fußbad nahe der Wutach zu genießen! An drei Installationen wird Allerlei rund um den Schwarzwälder Schinken erklärt.
Wegepartner: Schinken- und Wurstspezialitätenhersteller Schwarzwaldhof
TIPP: An ausgewählten Samstagen und Sonntagen wird die Sauschwänzlebahn von einer Dampflok angetrieben. Handtuch für ein kleines Fußbad nicht vergessen.
Abendlicher Ausflug nach Donaueschingen
Nur 15 Kilometer entfernt von Zollhaus liegt Donaueschingen, vielen bekannt durch die Donauquelle und/oder die Brauerei Fürstenberg. Die Auswahl der Brauspezialitäten ist groß und diese zischen herrlich erfrischend unser Kehlen hinunter. Wir sitzen gemütlich im Biergarten mit Blick auf die Brücke. Unsere Essensbestellung lässt nicht lange auf sich warten und schmeckt gut. Noch ein kurzer Spaziergang zur Donauquelle, dann fahren wir zurück nach Bad Dürrheim.
Informationen zum Rad- und WanderParadies Schwarzwald und Schwäbische Alb
Energie tanken, wo der mittlere Schwarzwald auf die Schwäbische Alb trifft, sich die weite Baar erstreckt, an den Quellen von Neckar und Donau, in der Mittelgebirgs-Natur mit einer Höhenlage von 288 Meter an der Kinzig in Schiltach bis 1.163 Meter auf dem Rohrhardsberg in Furtwangen, in zauberhafte Bilderbuch-Landschaften. 39 Wanderungen zwischen Sulz am Neckar und Blumberg sowie Schonach im Schwarzwald und Rottweil – machen das
„WanderParadies-Tourenpaket“ komplett. Durch regionale Partner unterstützt werden die Wanderrouten gut in Schuss gehalten.
Wellnessoase als zweites Frühstück – das SOLEMAR
Am abschließenden Morgen unseres verlängerten Wochenendes zieht es uns ins Solemar, die Wellnessoase mitten im Erlebnispark. Im mit Süßwasser befüllten Panoramabecken im Outdoorbereich lassen wir uns von den Massagedüsen den Nacken kraulen. Im gegenüberliegenden Solebecken animiert einer der Wassertherapeuten zu hitzigen Beats Arme und Beine gegen die Wasserkraft zu bewegen. Der Barbereich lockt mit Palmen und Sonnenschirmen, in den aufgespannten Hängematten lässt es sich herrlich chillen. Wie auch im frei zugänglichen Parkareal gibt es einen Barfußpfad, eine Kneipp Anlage und die fein zerstäubte Soleluft des Gradierwerks – eben ganz exklusiv für uns Badegäste. Der Innenbereich ist ebenfalls großzügig: Im Sole-Geysir wird die Haut bei einer Salzeinreibung samtweich, in der Sole-Grotte kann man den Salznebel einatmen und auf den Wellnessliegen mit Tageslicht wird der Biorhythmus stimuliert. In den insgesamt 13 verschiedenen Außen- und Innenbecken sowie den sieben Themensaunen findet jeder sein individuelles Wellnessglück!
Für uns geht es über die A81 zurück nach Stuttgart. Nach rund einer Stunde 15 Minuten Fahrzeit kommen wir zuhause an und wir sind uns einige: In so einer kurzen Auszeit vom Alltag kann man einiges erleben und sich gut erholen! Vielleicht kommen wir im Herbst zurück, wenn die Heidelbeersträucher knallrot leuchten!
Alle Informationen auf einen Blick
Übernachten:
Hotel Salinensee, Bad Dürrheim
Kulinarik:
Hotel Salinensee, Bad Dürrheim / Kurhaus, Bad Dürrheim / Fürstenberg Braustüble, Brauerei Fürstenberg Donaueschingen
Museen:
Narrenschopf, Bad Dürrheim / Jan Ullrich Cycling Museum, Bad Dürrheim / Heimatmuseum, Bad Dürrheim
Aktivitäten:
historischer Spaziergang in Bad Dürrheim / SOLEMAR Wellness und Kurbad in Bad Dürrheim / Fahrt mit der Sauschwänzlebahn ab Zollhaus
Informieren:
Bad Dürrheim
Landkreis Rottweil
Rad- und WanderParadies Schwarzwald und Alb
Schwarzwald Tourismus
Hier findet ihr eine Übersicht weiterer von uns schon begangener Genießerpfade im Schwarzwald.
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